September 2015: LU Westhoff
In Dömitz über die Elbe - ehemalige Grenze überwunden - und dann noch ca. 40 km Richtung Osten. Über Kopf-steinpflaster und durch Dörfer mit sichtbarer Ost-Vergangenheit nähere ich mich dem Wirkungskreis von LU Markus Westhoff. Er mulcht hier in der landschaftlich reizvollen Prignitz im Lohn Maisstoppeln. „In Sargleben rechts hoch, dann noch ca. 1000 m und dann ist schon ein großes Maissilo zu sehen, da bin ich“. Tatsächlich, an der Straße steht ein großes Maissilo. Auf dem daneben liegenden, für westdeutsche Verhältnisse riesengroßen, Maisschlag – 167 ha am Stück, 900 m lang - wird gerade mit einem John Deere Häcksler gehäckselt. Zur Miete sind es für die Abfuhrgespanne nur ein paar hundert Meter – je nachdem an welchem Ende sie gerade fahren. Auf dem Silo fahren ein Xerion und alte Osttechnik, die ihre Sache ganz gut zu machen scheint. Häcksler, Abfuhrgespanne und Walzfahrzeuge gehören zur Agrargenossenschaft Pröttlin, die diese Arbeiten selbst erledigt - und dabei mehr Gelassenheit an den Tag legen (kann) als wohl jeder Lohnunternehmer.
Knapp 3000 ha im Jahr
Weniger Ruhe kann LU Markus Westhoff auf seinem Fendt 930 mit angebautem Sauerburger Mulcher aufbringen. Seit Wochen mulcht er schon in der Region - insgesamt 2.800 ha hatte der Sauerburger Mulcher Ende November auf der Uhr – und einige weitere Hektar werden wohl noch dazu kommen. Unter anderem wird der Mulcher auch noch in Sonnenblumenstoppeln zum Einsatz kommen. Und immer wieder kommt noch die eine oder andere Fläche dazu. „Entweder sieht mich ein Landwirt bei einem Nachbarn Maisstoppeln mulchen und fragt einfach oder es läuft über Mundpropaganda“, berichtet er
Der Lohnunternehmer ist nun bereits die zweite Saison in der Prignitz. Seine ersten Aufträge im Jahr 2011 hat er durch die Bauernzeitung erhalten, in der er gezielt annonciert hatte.
Zuhause ist Markus Westhoff eigentlich im westfälischen Rietberg - gut 400 km entfernt. Im elterlichen Lohnunternehmen mit 5 Mitarbeitern werden so gut wie alle landwirtschaftlichen Dienstleistungen angeboten - bis auf Pflanzenschutz und Stroh pressen.
Doch wieso mulcht Markus Westhoff weit ab von zuhause? Auf die Frage winkt er ab: „Bei uns zahlt noch kein Landwirt für diese Dienstleistung.“ Oder liegt es daran, dass der Maiszünsler hier in den östlichen Bundesländern schon mehr Druck macht? Einige Vorgewendeschäden sehen verdächtig danach aus, viel zu gleichmäßig für Wildschäden. „Der Zünsler ist ein Grund, aber nicht unbedingt der auschlaggebende für die hiesigen Betriebsleiter. Vielmehr haben sie erkannt, dass sich durch eine vernünftige Stoppelbearbeitung ein Grubbergang sparen lässt“; lautet die Einschätzung des Lohnunternehmers. Gehäckselt wird hier viel im Hochschnitt, entsprechend viel Stoppeln verbleiben auf dem Feld, die verrotten müssen. Außerdem sieht man viele CCM-Flächen, auf denen große Mengen Maisstroh verbleiben.
Mulchen im Rückwärtsgang
Eingestiegen in das Mulchgeschäft ist das Lohnunternehmen Westhoff im Jahr 2010 mit einer Mulchkombination Marke Eigenbau aus Spearhead- und Müthing Mulchern. 2011 kaufte er schließlich einen Sauerburger Mulcher mit 9,50 m Arbeitsbreite. Gut 48.000 Euro kostet solch ein Gerät.
Mit einer Menge Staub, Steine und Vibrationen muss der Sauerburger Mulcher in seinem Arbeitsleben klarkommen. Der Verschleiß scheint sich aber in Grenzen zu halten. 2011 ist er mit einem Schlegelsatz ausgekommen, 2012 musste er bisher einmal wechseln. Die nachgerüstete Zentralschmieranlage läuft durchgängig.
Angebaut ist der Mulcher im Heck des Fendt Traktors, da dieser nicht über eine Frontzapfwelle jedoch über eine Rückfahreinrichtung. Gefahren wird dann also rückwärts mit umgedrehtem Sitz, damit die Schlepperreifen nicht die Stoppeln vorm Mulcher runterdrücken. Außerdem ist der Fendt mit einem Umkehrlüfter ausgerüstet, ohne den diese staubige Angelegenheit eigentlich nicht denkbar ist.
„Im Schnitt fahre ich 13 km/h mit ca. 1.000 Umdrehungen und verbrauche durchschnittlich 58 l/h Kraftstoff“, be-richtet Markus Westhoff. Die Flächenleistung liegt in der Prignitz bei ca. 8 ha/Stunde: „Ich könnte mehr schaffen, wenn hier nicht so viele Steine liegen würden, auf die ich aufpassen müsste.“ Manche Steine sind so groß, dass sie Schaden im Mulcher anrichten würden. Daher ist der Lohnunternehmer immer auf der Hut und hebt gegebenenfalls per Knopfdruck aus der Kabine einen der drei Mulchsegmente an, wenn einmal wieder einer auftaucht.
Maisgebiss entscheidet
Bis zu 12 Stunden am Tag sitzt Markus Westhoff so auf seinem Fendt und mulcht und mulcht – immer auf der Hut vor den Steinen. Heute hat er immerhin Gesellschaft von mir. Ich darf schließlich auch ein paar Bahnen ziehen. Gar nicht so einfach auf einem 900 m langen Stück diagonal zu den Fahrgassen gerade zu fahren - meine Ecken und Kanten muss er hinterher wieder ausbügeln. Der Kauf eines Parallelfahrsystems ist für das nächste Jahr angedacht.
Diagonal zu fahren, ist laut Markus Westhoff aber für das Mulchbild besser. Durch die in der Region noch häufig eingesetzten Beetpflüge, sind die Äcker leicht wellig und nicht hundertprozentig eben. Das Mulchergebnis kann sich sehen lassen, nur in den Fahrspuren sind ab und an noch unversehrte Stoppeln zu finden. „Am besten fährt man daher auch entgegen der Fahrtrichtung des Häckslers. Die Mulchergebnisse variieren zum Teil auch bei den unterschiedlichen Maisgebissen. Wenn die Stoppeln nicht glatt abgeschnitten werden und ausgefranst sind, sind sie auch schwieriger zu mulchen“, weiß er und konzentriert sich wieder auf die Stoppeln vor ihm. Es liegen noch einige Hektar vor ihm heute. Es wird Zeit für einen zweiten Mulcher, der ihn in der nächsten Saison unterstützen kann – bestellt ist er schon.
Mirja Plischke,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Dezember 2012.