Drei Fragen an Hubert Meyer

Derzeit produzieren die Hersteller der Gülletechnik auf Hochtouren – der „Bauernmilliarde“ sei Dank. Wer aber kauft aktuell Gülletechnik?
Hubert Meyer ist Geschäftsführer des niedersächsischen Gülletecknik-Herstellers Meyer-Lohne. (Fotos: Werksbild, Neumann)

Die sogenannte „Bauernmilliarde“ hat zu einem Investitionsschub im Bereich der Gülletechnik geführt. Wie hat sich dies auf das Unternehmen Meyer-Lohne und die Landtechnik-Branche im Allgemeinen ausgewirkt?

Wir haben das Pech gehabt, dass man unsere Technik in der ersten Ausschüttungsphase nicht mit auf die Positivliste gesetzt hat, obwohl wir uns fristgerecht dafür beim BMEL mit unseren Maschinen angemeldet hatten. Diese Maschinenlisten werden weitergeleitet an das KTBL, das diese dann entsprechend prüft, ob die Technik förderfähig ist. Der Prüfzeitraum direkt vor Weihnachten 2020 war unserer Meinung nach aber sehr ungünstig gelegt, da der Weihnachtsurlaub in den Behörden offensichtlich dazu geführt hat, dass Dinge liegengeblieben sind. Das führte bei uns dazu, dass wir von den 3.500 eingegangen Anträgen bei der ersten Ausschüttung keine Aufträge abbekommen haben. Es gab Kunden, die unsere Technik kaufen wollten – die Rentenbank hat die Anträge allerdings nicht angenommen und so wurden zum Teil Wettbewerbsmaschinen gekauft. Für den zweiten Antragszeitraum Ende April wurden wir anerkannt.

 

Durch die Förderung soll zum Kauf und Einsatz umweltschonender Technik angeregt werden. Wird dieses Ziel erreicht – und wer nutzt die Förderung: Landwirte und Lohnunternehmer gleichermaßen?

Zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir ca. 600 Angebote geschrieben – 90 % davon für Landwirte. Die großen Lohnbetriebe erhalten nur eine 10 %ige Förderung, kleinere Dienstleister maximal 20 %. Landwirte hingegen bekommen 40 % Förderung. Diese bestellen hauptsächlich Wagen mit Schleppschuhverteilern, die nicht verlustfrei arbeiten. Wir sprechen bei dieser Technik immer noch von bis zu 30 % N-Verlusten. Das ist eigentlich nicht das, was wir als Hersteller als zielführend sehen. Deutschland sollte sich an den Niederlanden und Dänemark orientieren. Dort wird die Gülle bereits seit Jahren geschlitzt bzw. direkt eingearbeitet. Ziel eines Förderprogramms sollte doch eigentlich sein, der bestmöglichen Technik zu einem breiten Durchbruch zu verhelfen. Wir wollen die Nährstoffe der Gülle möglichst ohne Verluste an die Pflanze bekommen. Vor allem ist dies notwendig in den roten Gebieten, in denen der Stickstoffgehalt auf 140 kg N/ha begrenzt ist. Das erreichen wir mit der Bauernmilliarde leider nicht, sondern eher das Gegenteil, denn wir bremsen innovative Verfahren auch im Bereich der digitalen Dokumentation in der Gülleausbringung, die von Lohnunternehmern heute schon eingesetzt werden, wieder aus.
Wir bemerken bei den Lohnunternehmern derzeit eher ein zurückhaltendes Investitionsinteresse. Die Tierzahlen in Deutschland sinken, und damit wird auch die Güllemenge abnehmen. Zum anderen hat die Bauernmilliarde dazu geführt, dass viele Landwirte nun doch wieder selbst in Gülletechnik investiert haben. Es besteht die Gefahr, dass die Lohnunternehmer diese als Kundengruppe über einen längeren Zeitraum verlieren.

Was bedeuten Förderprogramme wie die Bauernmilliarde für Ihr Unternehmen bzw. für die Landtechnikbranche?

Natürlich kurbeln diese unser Geschäft kurzfristig an. Wir können momentan noch liefern, da wir bei der ersten Ausschüttung nicht zum Zug gekommen sind. Bei anderen Herstellern sieht es hingegen schon anders aus.
Wir haben derzeit massive Zuliefererprobleme. Wer nicht rechtzeitig die Lagerbestände hochgefahren hat, wird viele Komponenten in diesem Jahr nicht mehr bekommen. Zum Beispiel müssen wir aktuell 60 Kalenderwochen auf Achsen unseres Hauptlieferanten warten. Wir haben zum Glück genug vorgeordert. Als nächstes kommen die Rohstoffpreise, die massiv gestiegen sind. Bei Stahl sprechen wir von + 80 % im Vergleich zum Vorjahr. Das Material ist knapp, entsprechend steigen die Preise und müssen an die Kunden weitergegeben werden.

Wir bemerken bei den Lohnunternehmern derzeit eher ein zurückhaltendes Investitionsinteresse.

Unsere Produktion ließe sich zwar in einem gewissen Maße hochfahren. Wir können aber auch nicht auf einen Schlag unser normales Produktionsniveau vervielfachen. Die große Frage für uns als Produzenten ist natürlich auch: Was passiert, wenn die Förderung 2024 abgeschlossen ist? Generell stehe ich Förderprogrammen sehr kritisch gegenüber. Nach dem Nachfrageschub, der alle Seiten unter Druck bringt, folgt in der Regel eine Flaute. Das hat die Vergangenheit gezeigt und wird auch diesmal nicht anders sein. Das erste Halbjahr 2021 ist für Meyer-Lohne zufriedenstellend gelaufen. 2025 wird für unsere Branche herausfordernd.

Die Fragen stellte

Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

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