Grassilageernte 2022: Schlagkraft und Flexibilität

Die Vorbereitungen auf die neue Grassilagesaison laufen bereits an. Wir haben bei Lohnunternehmern nachgefragt, mit welcher Technik sie in die neue Saison starten.
(Fotos: LU Ackermann)

Das Lohnunternehmen Ackermann mit Sitz im brandenburgischen Kerzlin, ca. 50 km nordwestlich von Berlin, arbeitet in der Grassilageernte für Milchvieh- und Mutterkuhbetriebe mit Herden von 200 bis 800 Kühen sowie einige Biogasanlagen.
„Pro Betrieb ernten wir zwischen 50 bis 200 ha Grassilage in vier bis fünf Schnitten pro Jahr. Wir bieten die komplette Erntekette an, und bei 70 % der Kundschaft kommt diese auch zum Zuge. Es gibt aber auch Betriebe, die übernehmen einzelne Arbeitsschritte in der Grassilageernte selbst, bis hin zu einem Kunden, der bei uns lediglich den Häcksler bestellt“, erzählt Lohnunternehmer Karl Ackermann.
Die Böden im Einsatzgebiet des Lohnunternehmens sind sehr heterogen. „Wir haben Sand- bis hin zu tiefen Moorböden in unserer Region. Hinzu kommt, dass auch unsere Kunden unterschiedliche Ansprüche an das Futter haben. Während die Milchviehbetriebe energiereiches Futter ernten und daher möglichst früh mit der Ernte starten wollen, beginnen unsere Biogaskunden, die eher auf hohe Masseerträge setzen, später. Zum Schluss kommen dann noch die Mutterkuhbetriebe, die noch später häckseln wollen, da sie weniger Energie und mehr Struktur in der Grassilage benötigen. Hinzu kommt, dass diese Betriebe häufig Flächen nutzen, die nur extensiv bewirtschaftet werden dürfen. Für uns hat dies den Vorteil, dass sich die Grassilageernte insgesamt etwas in die Länge zieht und der erste Schnitt bei uns über mehrere Wochen läuft. Dadurch erreichen wir eine bessere Auslastung unserer Maschinen. Das ist in vielen Regionen Deutschlands ganz anders“, erklärt der Lohnunternehmer.

In der Grassilageernte kommen im Lohnunternehmen Ackermann drei Häcksler mit 480 bis 880 PS zum Einsatz.

Genau Absprache

Der Erntezeitpunkt wird mit den Betriebsleitern abgesprochen. „Wir tauschen uns intensiv mit den Kunden aus. Hin- und wieder schieben wir Termine auch mal ein oder zwei Tage vor und zurück. Das ist auch einer der wichtigsten Anforderungen, die unsere Kunden an uns stellen. Sie erwarten eine gewisse Flexibilität, was den Erntetermin betrifft und dann eine Einhaltung der Vereinbarung. Natürlich ist das Wetter dabei der entscheidende Faktor, an dem wir und in der Grassilageernte orientieren“, so Karl Ackermann.
Ziel sei es, das Futter mit einem TS-Gehalt von 35 % unter die Folie zu bekommen. „Das lässt sich natürlich leichter steuern, wenn wir die komplette Erntekette, die optimal aufeinander abgestimmt ist, in unserer Hand haben“, gibt er zu bedenken und meint weiter: „Wenn die Kunden einzelne Ernteschritte, wie z.B. das Mähen, selbst übernehmen, erfordert dies eine genaue Absprache, damit die Zielwerte auch erreicht werden.“

„Die Kunden fordern aber einen exakten Schnitt. Diesen konnte der Ladewagen nicht in dem Maße wie der Häcksler liefern.“

Karl und Heidi Ackermann führen gemeinsam mit ihrer Tochter Kerstin ein Lohnunternehmen im brandenburgischen Kerzlin.

Flexibilität erforderlich

Drei der vier Krone-Häcksler des Unternehmens werden in der Grassilageernte eingesetzt. „Theoretisch würde man die Grasfläche auch mit 1,5 Häckslern schaffen. Wir müssen aber – gerade im ersten Schnitt – häufig gleichzeitig bei mehreren Kunden häckseln und benötigen deshalb etwas mehr Flexibilität“, beschreibt der Lohnunternehmer den Häckslereinsatz in der Grasernte. Die Leistung der Maschinen reicht von 480 bis 880 PS. „Der kleiner Häcksler ist unsere Hauptmaschine für die Grassilageernte. Diese häckselt hauptsächlich bei unseren viehhaltenden Betrieben, die Schnittlängen von 30 bis 40 mm fordern. Unsere Biogaskunden hingegen wollen mit 6 bis 7 mm deutlich kürzer häckseln. Das kostet Kraft und deshalb setzen wir hier unsere leistungsstärkeren Maschinen mit entsprechenden Trommeln und mehr Messern ein.“
Wenn die Erntekette rund laufe, seien mit einem Häcksler Tagesleistungen von 80 bis 100 ha im Gras möglich. Abgefahren wird
die Silage mit zehn schleppergezogenen Silagetransportern mit Ladevolumen von 40 bis 65 m3. Der Ladewagen spiele in Ackermanns Kundschaft keine Rolle. „Wir hatten bis vor ein paar Jahren einen im Einsatz. Die Kunden fordern aber einen exakten Schnitt. Diesen konnte der Ladewagen nicht in dem Maße wie der Häcksler liefern“, meint der Lohnunternehmer.
Abgerechnet wird die Grassilageernte nach Fläche. Dies sei möglich, da LU Ackermann fast ausschließlich für Stammkunden häckselt und deren Flächen kennt. „Natürlich ist der Aufwuchs nicht immer derselbe und somit Hektar nicht gleich Hektar. Über das Jahr gesehen, funktioniert unsere Rechnung jedoch sehr gut und die Kunden haben eine Grundlage, auf der sie fest kalkulieren können“, erklärt der Lohnunternehmer abschließend das Abrechnungssystem.

Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Wir haben mit drei weiteren Lohnunternehmen zu diesem Thema gesprochen. Die komplette Umfrage lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe 04/2022.
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