Kommentar: „Grünlandpflege drängt – wann, wenn nicht jetzt?“

Eine professionelle Grünlandpflege sollte Standard sein. Wie Praxisversuche zeigen, führt sie zu stabileren Erträgen und besserem Grundfutter.

Stiefmütter haben im Zeitalter der Patchwork-Familie sicher nicht mehr den schlechten Ruf wie im Schneewittchen-Märchen. Doch jemanden oder etwas „stiefmütterlich zu behandeln“, hat sich als Redewendung hartnäckig gehalten. In diesen Genuss kommt hierzulande oft auch das Dauergrünland. Mit knapp 4,7 Mio. ha bzw. 28 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche hat es in Deutschland nach wie vor einen enormen Anteil. Aber erfährt es deswegen Wertschätzung? Nein, es „bringt ja nichts“ und ist vielfach ein geduldetes notwendiges Übel, weil man die Fläche nicht umpflügen kann. Bestenfalls dient es als Strukturlieferant in der Wiederkäuerration oder als Ausweichfläche für Gülle, die man im Herbst nicht mehr auf den Acker schütten darf.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN (Fotos: Archiv)

Ein Blick über den Gartenzaun, etwa in die Niederlande, zeigt, dass unsere Nachbarn diesbezüglich viel professioneller unterwegs sind.

Aber warum ist das eigentlich so? Diverse Praxisversuche zeigen, dass sich mit Pflegemaßnahmen durchaus Mehrerträge erzielen lassen, die die Pflegekosten um ein Mehrfaches kompensieren. Ein Blick über den Gartenzaun, etwa in die Niederlande, zeigt, dass unsere Nachbarn diesbezüglich viel professioneller unterwegs sind. Höchste Zeit also, auch hierzulande mehr Gas zu geben – und die Chance zu nutzen, die Grasnarbe durch andere Sortenmischungen im Zuge der Nachsaat fit für die künftigen Klima-Belastungen zu machen (mehr dazu erfahren Sie im Interview mit dem Futterbauexperten Reinhard Resch in der Ausgabe 3-2022 der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN). Denn in trockenen Jahren wie 2018 bis 2020 kann auch Mais die Mindererträge beim Gras nicht ausgleichen. Mehr denn je sollten zumindest professionelle Landwirte gegensteuern – und Lohnunternehmer ihre Dienstleistungen anbieten. Grünlandpflege drängt – wann, wenn nicht jetzt, wo auch die Milchpreise gerade passabel sind?

Jens Noordhof,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN