Kommentar: „Lohnunternehmen sind nicht das Sozialamt der Landwirtschaft.“
Vor längerem überreichte mir ein Lohnunternehmer seine Preisliste – allerdings nicht die aktuelle, sondern eine aus dem Jahr 1981. Schon auf den ersten Blick wurde deutlich: In 40 Jahren sind die Arbeitspreise kaum gestiegen.
Vervielfacht haben sich dagegen die Kosten, vor allem die der Maschinen. Mit immer mehr Schlagkraft und „Bein ausreißen“ haben die Dienstleister versucht, den immer größeren Spagat zwischen Erlösen und Kosten zu schaffen.
„Warum sind wir eigentlich so dämlich, dieses Spiel mitzumachen?“
fragte mich besagter Lohnunternehmer.
Ursachen dafür gibt es sicher viele: Zu starker Wettbewerb, der fehlende Argumentationsmut zum realistischen Arbeitspreis, Kolleg:innen auf Kamikaze-Tiefpreisflug, Finanzierungsoptionen der Industrie für Habenichtse, die nicht mal mehr bei Tante Emma anschreiben dürften – die Liste ist lang.
Damit kein Missverständnis aufkommt - mir ist sehr bewusst, wie schwierig es ist, im aktuellen Marktumfeld realistische Preise durchzusetzen. Dies umso mehr, wenn zunehmend Landwirt:innen mit Eigeneinvestitionen reagieren, die sich garantiert in 100 Jahren nicht rechnen, wie ich in letzter Zeit von mehreren Lohnunternehmer:innen hörte. Und jüngst einige Bundesländer anfangen, Landwirt:innen Investitionshilfen für NIRS-Technik zu zahlen, Lohnunternehmer:innen aber nicht.
Trotzdem kann ich nur dazu aufrufen, für realistische eigene Arbeitspreise zu kämpfen. Wer sich beim Rechnen selbst belügt und/oder zehn Jahre lang seine Preise nicht erhöht, ist nicht zu helfen. Lohnunternehmen sind nicht das Sozialamt der Landwirtschaft.
Jens Noordhof, Chefredakteur LOHNUNTERNEHMEN