Liquiditätsplanung (Serie): Genau kalkulieren

Das Thema Liquidität hat für Lohnunternehmen spürbar an Bedeutung gewonnen. Denn gerade in den vergangenen zwei bis drei Jahren sind die Kosten für Maschinen, Teile und Reparatur wie auch für Löhne, Diesel und Energie enorm gestiegen. Auch die Zinsen sind nach wie vor „anspruchsvoll“. Obwohl es hier durch die EZB Anpassungen nach unten gab, ist der Marktzins stabil. Dagegen gelingt es den Lohnunternehmen aufgrund der angespannten Wettbewerbssituation nur schwer, höhere Stundenverrechnungssätze oder Verrechnungskosten bei den Kunden durchzusetzen. Die Folge: Bei einem Plus der Maschinenpreise von 30 % und Zinskosten zwischen 4 und 5 % in den vergangenen zwei bis drei Jahren ist bei vielen Lohnunternehmen die aktuelle Liquiditätssituation angespannt.
Für zahlreiche Branchenplayer ist das eine neue Situation, denn mit diesen drastischen Kostensteigerungen wurden sie in den vergangenen zehn Jahren nicht in dieser Geschwindigkeit konfrontiert. Der überwiegende Teil der Lohnunternehmer hat nicht mit dieser Entwicklung gerechnet und verfügt dementsprechend über keine klare Finanzierungsstrategie. Einige greifen jetzt teilweise auf ihre Dispokredite, die teuerste Form der Finanzierung, zurück. Allerdings ist auch zu spüren, dass sich die Lohnunternehmen verstärkt an Spezialfinanzierer wenden, um sich professionell beraten und Lösungsvorschläge unterbreiten zu lassen.
Wichtig: Kosten pro Maschine
Der Knackpunkt in Sachen Liquidität lautet: Wie kann der Lohnunternehmer die höheren Verrechnungssätze für die drastisch verteuerten Maschinen an seine Kunden weitergeben? Für jede Maschine ist akribisch zu klären, bei welchem Verrechnungssatz sich – bei variablen und fixen Kosten sowie Nutzungskosten – eine Maschine tatsächlich rechnet. Zwar verfügen bereits einige Lohunternehmer über spezielle Kalkulationsprogramme, die sämtliche Maschinenkosten den Einnahmen pro Jahr, Monat oder Betriebsstunde gegenüberstellen. Doch das reicht nicht aus.
Vielmehr sollte der Lohnunternehmer explizit jede einzelne Maschine prüfen, und so bestimmen, ab welchem Verrechnungssatz sich die jeweilige Investition lohnt. Dazu sollten Sie fixe und variable Kosten auf die Einzelmaschine herunterrechnen. Überdies sollte eine derartige Betrachtung auch die künftigen Entwicklungen, wie beispielsweise des Dieselpreises, pro Maschine berücksichtigen. Erst bei einer Einzelfallbetrachtung ist es tatsächlich möglich, den zu erwirtschaftenden Verrechnungssatz pro Hektar und Ballen und damit pro Stückzahl und Betriebsstunde herauszufinden und realistisch festzulegen.
Kostensteigerung und Handlungsalternativen
- Immer selbst kalkulieren und sich nicht auf andere verlassen
- Preise sichtbar platzieren (Orientierungseffekt)
- Einfache Dienstleistungen und Soloverleih problematisch
- Dort punkten, wo Schlagkraft, spezielles Know-how und hochpreisige Technik vorhanden oder mehrere Personen gleichzeitig gebraucht werden
- Zunehmend in ganzen Verfahrensketten denken
Michael Holdenried, Direktor Geschäftsbereich akf agrarfinanz

Zum Autor
Michael Holdenried ist bereits seit 2017 bei der akf bank tätig, bekleidete seit Juni 2022 die Position des stellvertretenden Direktors des Geschäftstbereichs akf agrarfinanz, bevor er Ende 2022 zum Direktor des Geschäftsbereichs akf agrarfinanz ernannt wurde. Vor seiner Zeit bei der akf bank war der Betriebswirt und Wirtschaftsfachwirt zuletzt als Betriebsleiter der Same Deutz-Fahr Zentrum GmbH tätig, einer Tochter der ZG Raiffeisen eG in Karlsruhe, die auf neue und gebrauchte Landmaschinen sowie deren Ersatzteilversorgung spezialisiert ist.