LU Fehr: Die Eiseiligen
Vor sieben Jahren ist das Lohnunternehmen Fehr als Subunternehmer in eine Kooperation mit einem ortsansässigen Hausmeisterservice in diese Dienstleistung eingestiegen.
Winterzeit: Umsatzzeit
Das Lohnunternehmen Fehr wurde 1991 von Maria Fehr gegründet. „In unserem Unternehmen arbeiten mittlerweile bis zu 28 Aushilfen und drei Festangestellte sowie mein Bruder und ich“, sagt ihr Sohn Thomas Fehr. Seine Frau Andrea arbeitet als fest angestellte Buchhalterin im Büro. In einem Umkreis von 30 km um den Betriebsstandort in Memmingen werden nahezu alle landwirtschaftlichen Dienstleistungen angeboten: „Unsere Hauptarbeitsbereiche liegen im Ackerbau, von der Bodenbearbeitung über die Saat bis hin zum Pflanzenschutz und der Ernte. Wie bei vielen anderen landwirtschaftlichen Lohnunternehmen hatten wir immer eine Einkommenslücke in der kalten Jahreszeit. Das hat sich geändert. Zwischen dem landwirtschaftlichen Einsatz und dem Beginn des Winterdienstes bleiben nur noch wenige Wochen – manchmal sogar nur Tage – Leerlauf, die Just-in-Time zur Maschinenpflege, deren Wartung und der Präparation für den Streu- und Räumeinsatz ausreichen.
Mit mittlerweile sechs Schleppern im Räum und Streueinsatz ist der Winterdienst eine feste Größe geworden: „Bisher ist noch jedes Jahr ein Schlepper hinzugekommen. Und die Auslastung stimmt auch. In den Wintermonaten läuft jedes Gespann, bestehend aus 3-m-Räumschild und Salzstreuer, je nach Wetterlage etwa 80-140 h im Winterdienst. Bisher räumt und streut LU Fehr große Parkplätze und Zufahrten verschiedener Einkaufsläden und Industrieanlagen: „Unser Job sind die großflächigen Parkplätze, weniger die Gehwege. Wir kommen dann zum Einsatz, wenn größere Technik notwendig wird.“ Auftraggeber ist hierbei ein Hausmeisterservice und mit diesem werden auch alle Leistungen abgerechnet. Die Abrechnung erfolgt nach Fahrstunden mit dem Auftraggeber. Hinzu kommt eine Bereitschaftspauschale. Ein großer Vorteil der jetzigen Arbeitsweise als Subunternehmer sei, dass der Hauptunternehmer, in unserem Falle der Hausmeisterservice, die Versicherungskosten trägt. „Trotzdem besteht für uns eine Dokumentationspflicht hinsichtlich der Arbeitszeiten und der Einsatzorte.“
Zügig früh starten
Neben den beschriebenen Arbeiten hat das LU Fehr für die kommende Saison noch einiges mehr vor: „Im kommenden Winter werden wir auch in den kommunalen Winterdienst für die Stadt Memmingen einsteigen. Dort übernehmen wir wahrscheinlich den Dienst für ein Stadtgebiet und werden für diesen Einsatz einen weiteren Traktor für den Winterdienst einsetzen.“ Dies werde ein Fendt 724 mit Schneeschild und Feuchtsalzstreuer sein, denn „Feuchtsalz ist bei uns das Verfahren der Wahl“, so Thomas Fehr. „Im kommunalen Einsatz werden wir die Touren voraussichtlich in einem mehrstufigen Verfahren abarbeiten. Im Einsatz für Läden und Firmen gibt es hingegen keine Vorrangliste, jedoch müssen die Flächen vor Arbeits- bzw. Geschäftsbeginn morgens geräumt sein.“ Das bedeutet für die Mitarbeiter des Lohnunternehmens Fehr einen sehr frühen Morgenkaffee: „Wir starten meist nachts gegen 03:00 Uhr. Gegen 09:00 Uhr morgens ist dann meist schon alles passiert – außer bei anhaltendem Schneefall. Dann allerdings haben wir das Problem, dass wir auf den Parkplätzen nicht räumen können, weil sie in Betrieb sind. Das kommt aber im Jahr nur etwa 5 bis 10-mal vor. Während dieser Arbeitsspitzen helfen bei uns ebenfalls Aushilfen. Dies sind immer dieselben langjährigen Mitarbeiter.“
Wachsen, salzen, waschen
Das Salz für die Region wird im Salzsilo eines Salzhändlers etwa 2 km vom Betriebsstandort entfernt in Memmingen gelagert. Damit muss sich LU Fehr wenig um die Logistik kümmern und vor allem nicht selbst Salz einlagern: „Das Salzlager liegt für mich auf dem Weg. Jede Fuhre geht dann vor Ort beim Händler über die Waage und ein Chip erfasst die Gewichtsdaten. Die Abrechnung erfolgt automatisch.“ Die Traktoren in der Leistungsklasse zwischen 110 und 160 PS werden vor dem Winterdiensteinsatz komplett versiegelt, um Korrosionsschäden durch den Salzeinsatz zu vermeiden: „Ende Oktober/Anfang November zerlegen und säubern wir die Maschinen und imprägnieren sie anschließend mit salzfestem Wachs. Im Frühjahr wird das Wachs wieder entfernt. Diese Prozedur hat sich über die Jahre größtenteils bewährt. Das Salz wird nach jedem Einsatz zusätzlich abgewaschen“, beschreibt Thomas Fehr.
Auf den bestehenden Winterdienst-Gespannen wurden Salzstreuer von Rauch angebaut. Der Streuer für das neue Gespann mit dem Fendt 724 wird hingegen ein Kugelmann-Streuer sein. Hinsichtlich der Schneepflüge muss Thomas Fehr einige Wünsche seiner Kunden beachten: „Bei den Pflügen kommt es bei uns vor allem auf die Kunststoffkufe an, denn eine Schürfleiste aus Metall erzeugt vor allem auf Pflastersteinen unschöne Rostspuren. Gerade Einkaufsmärkte als Auftragsgeber wollen das natürlich vermeiden. Wir bearbeiten zurzeit etwa 60 % gepflasterte Flächen und in etwa knapp 40 % asphaltierte Flächen.“ Die Hydrac Pflüge Uni in den Breiten 2,9 und 3,1 m seien leicht und jeweils mit einer entsprechenden Kunststoff-Schürfleiste ausgestattet.
In wenigen Wochen geht es dann auch für den neuen 724 in den kommunalen Einsatz. Mit viel Erfahrung und entsprechend professioneller Technik sieht sich das LU Fehr den schneeweißen Herausforderungen aber gewachsen: „Mal davon abgesehen, dass ich mitten in der Maisernte anderes im Kopf habe, denke ich, sind wir bestens vorbereitet. Mit dem neuen Traktor könnten wir sogar ein GPS-gestütztes Routen-Tracking umsetzen. Allerdings ist das von der Stadt Memmingen noch nicht konkret erwogen worden. Wir werden sehen, was auf uns zukommt.“
Johannes Rohmann, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe November 2015 erschienen.