Teil 2: „Die Zukunft spricht für den Dienstleister.“

Das ist die Meinung von Bent Juul Jørgensen, Geschäftsführer des dänischen Lohnunternehmerverbandes Danske Maskinstationer og Entreprenører. Im zweiten Teil des Interviews mit LOHNUNTERNEHMEN erklärt er, wie der Verband die Mitglieder bei ihrer Arbeit unterstützt und welche Chancen er für die Zukunft der Branche sieht.
Von den 730 Mitgliedsbetrieben des dänischen Lohnunternehmerverbandes sind allein 340 Bausektor aktiv.

Welche Rolle spielen Betriebsmanagementsysteme für dänische Lohnunternehmer?

Jørgensen: Eine sehr große! Viele Unternehmen kennen ihre Gesamtbetriebsergebnisse. Wenn es aber darum geht, welche Maschinen welche Kosten verursachen, bzw. welche Betriebszweige das Geld verdienen, dann stehen viele auf dem Schlauch. Unser Verband hat eine speziell auf Lohnunternehmen abgestimmte Betriebsmanagementlösung entwickelt und programmiert. Diese läuft internetbasiert und funktioniert auf stationären sowie mobilen Computern bzw. Smartphones. Die Daten können bei unserer Lösung auf zwei Wegen gesammelt werden. Zum einen über den altmodischen Zettel, auf denen die Mitarbeiter die Auftragsdaten handschriftlich notieren müssen. Diese Daten müssen dann im Anschluss manuell in die Software eingepflegt werden. Oder aber der Mitgliedsbetrieb nutzt die elektronische Variante mit mobilen Endgeräten. Dann tragen die Mitarbeiter die Daten direkt in das System ein. Nach Ausführung der Arbeit sieht der Lohnunternehmer auf einen Klick, ob er Geld verdient hat oder eben nicht. Darüber hinaus bietet unsere Softwarelösung eine Betriebsanalyse und die Möglichkeit des Betriebsvergleichs. Die Nutzung des Systems kostet eine monatliche Miete von 260 €.

Wie viele Betriebe nutzen dieses System?

Jørgensen: Derzeit sind es ca. 150. Die Zahl wächst jedoch. Wir können die Zahlen dieser Betriebe vergleichen und sehen, was Dienstleistungen kosten müssen, damit Geld verdient werden kann. Dies können wir, auf Regionen und Betriebsgrößen bezogen, auswerten. Natürlich müssen die Mitgliedsbetriebe zustimmen, dass wir ihre Daten anonymisiert nutzen können. Die Betriebe bekommen im Gegenzug von uns Benchmarkdaten zum Vergleich.

Wir haben darüber hinaus in den letzten Jahren einige Softwarelösungen für den Arbeitsalltag unserer Mitglieder entwickelt. Wir bieten zum Beispiel für unsere Baudienstleister eine Checkliste als Smartphone App an. Dieser kann der Mitarbeiter vor Arbeitsbeginn Punkt für Punkt durchgehen, sodass keine Fehler auf Baustellen passieren können. Im Anschluss nach der Ausführung der Arbeit, bietet unsere App eine Arbeitsdokumentation an. Dieses Werkzeug sorgt dafür, dass die Arbeitsqualität steigt, während die Reklamationen der Kunden signifikant zurückgehen. Darüber hinaus bieten wir spezielle Programme für technische Zeichnungen an. Damit können die Unternehmer beispielsweise auf Baustellen den Verlauf von Rohrleitungen digital dokumentieren. Eines haben alle unsere Programme gemeinsam: Sie sind einfach für den Anwender zu bedienen. Es gibt sicherlich auch andere Programme, die für diese Aufgaben eingesetzt werden könnten. Diese sind aber eben nicht auf die Belange der Lohnunternehmer abgestimmt.

Bent Juul Jørgensen ist seit 2011 Geschäftsführer des dänischen Lohnunternehmerverbandes Danske Maskinstationer og Entreprenører. Er hat eine Ausbildung zum Landwirt gemacht und in der Pflanzenbauberatung, sowie als Vorstandsvorsitzender in einem Unternehmen der Futtermittelindustrie gearbeitet.

Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Mitgliedern noch?

Jørgensen: Wir können unseren Mitgliedsbetrieben eine spezielle Arbeitsschutzzertifizierung anbieten, die gesetzlich in Dänemark für jedes Unternehmen, das mehr als einen Mitarbeiter beschäftigt, vorgeschrieben ist. Darin enthalten sind zum Beispiel Beschreibungen von Arbeitsabläufen, der Umgang mit gefährlichen Gütern und die Maschinensicherheit. Wir haben ein Zertifikat entworfen, das auf die Belange unserer Mitgliedsbetriebe abgestimmt ist. Die Unternehmen müssen dieses Zertifikat alle drei Jahre erneuern.

Wir schreiben alle drei Jahre für unsere Mitglieder spezielle Versicherungspakete aus. Sämtliche Versicherungsunternehmen Nordeuropas können Angebote dazu abgeben. Wir nehmen nicht die Versicherungslösung an, die der Versicherer entwickelt hat, sondern wir entwickeln das Paket, dass für unsere Mitglieder notwendig und sinnvoll ist und lassen uns dazu Angebote von den Versicherern machen. Das Mitglied muss sich dabei um nichts kümmern, bekommt aber ein günstiges Schutzpaket, das auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. Damit konnten wir die Versicherungskosten unserer Mitglieder im Vergleich zum freien Markt um ca. 25 % senken.

Bieten Sie Ihre Dienstleistungen auch für Nichtmitglieder an?

Jørgensen: Nein. Unser Portfolio steht ausschließlich für die Mitglieder zur Verfügung. Wer unsere Beratung und andere Dienstleistungen von uns in Anspruch nehmen möchte, muss in den Verband eintreten.

Was kostet die Mitgliedschaft im dänischen Lohnunternehmerverband?

Jørgensen: Durchschnittlich zahlt jeder Betrieb 1.300 € pro Jahr. Der Beitrag hängt vom Jahresumsatz des jeweiligen Unternehmens ab. Die Spitzengruppe zahlt bei uns 2.900 €, die Betriebe, die in die unterste Umsatzgruppe fallen, beginnen bei 800 € pro Jahr.

In der Zentrale des dänischen Lohnunternehmerverbandes in Veijle arbeiten derzeit 22 Angestellte.

Was sind die großen Herausforderungen für die LU-Branche in den nächsten Jahren in Dänemark?

Jørgensen: Die größte Baustelle ist der Bereich der Mitarbeitergewinnung. Hier ist viel Bedarf und der Wettbewerb um gute Angestellte wird nicht leichter werden.

Ich sehe aber für die Zukunft der dänischen Lohnunternehmer vor allem Chancen. Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahren wenig Geld verdient. Entsprechend haben viele Landwirte die Organisation ihrer Betriebe umgestellt und um Kosten zu sparen, die Außenwirtschaft an Dienstleister abgegeben. Viele Landwirte haben sich auf ihr Hauptgeschäft fokussiert. Die Milchvieh- und Schweinehalter kümmern sich um ihre Tiere und investieren nicht mehr in Technik, mit der sie kein Geld verdienen. Hinzu kommt, dass die Banken in Dänemark den Landwirten keine Kredite mehr für Investitionen in Landmaschinen auszahlen

In Zukunft wird die Automatisierung in der Landwirtschaft zunehmen, das gilt auch für die Landtechnik. Und hier wird die Stunde der Dienstleister schlagen. Sie werden die autonomen Landtechniksysteme auf den Feldern der Landwirte einsetzen. Der Einzelbetrieb wird sich dieses Systeme weder leisten, noch den Einsatz dieser Maschinen überwachen können. Das wird in Zukunft der Spezialist erledigen: der Lohnunternehmer.

Björn Anders Lützen, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Teil 1 des Interviews können Sie hier nachlesen.