Mähdrusch - das Geschäft Teil 2

Schritt 2 – Bewährung im Feld. „Ein Sch…-Jahr“, so kurz fassen Matthias und Ludwig Vögeding die bis dahin gelaufene Getreideernte 2016 zum Zeitpunkt unseres Besuchs Mitte August zusammen.

In normalen Jahren ist die Getreideernte Anfang August schon komplett abgeschlossen – nicht aber in dieser Saison. „Bisher sind 2/3 weg und jetzt stimmt endlich auch einmal das Wetter. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, sollten wir in fünf Tagen fertig werden“, erklärt Ludwig Vögeding, der mit dem zur Saison 2016 neu angeschafften John Deere T660i seine Bahnen über einen Weizenschlag zieht. Die Fläche ist immer noch sehr nass, obwohl es bereits seit zwei Wochen keine nennenswerten Niederschläge mehr gab. Zum Teil steht das Wasser in der Fläche. Ludwig Vögeding vertraut aber auf den neuen Drescher: „Mit dem Raupenlaufwerk auf der Vorderachse und dem Allradantrieb bleibt der Mähdrescher selbst bei dem 7,5 m breiten Schneidwerk und vollem Korntank nicht stehen. Das merken auch die Kunden und wir werden gerufen, wenn die Radmaschinen nicht mehr weiterkommen.“ So hätte er in dieser Saison zwei neue Kunden durch die Raupentechnik gewinnen können: „Wir treten aber nur an, wenn der Kunde uns dann komplett bucht. Ich komme nicht, um ausschließlich die Problemfälle zu bearbeiten.“ Das ist sein Standpunkt und von diesem rückt er nicht ab: „Da müssen sie sich einen anderen suchen.“

Das Personal ist in der Getreideernte extrem gefordert.

Es wird nach Hektar und dem verbrauchten Diesel abgerechnet. Die Erträge sind aufgrund des Wetters in diesem Jahr im Münsterland unterdurchschnittlich. Teilweise sind Ausfälle von 50 % zu verzeichnen. Im Schnitt dürften es 15 % weniger als im langjährigen Mittel sein. „Bei der Qualität sieht es nicht viel besser aus. Viele haben mit Fusarien zu kämpfen und die Fallzahlen stimmen nicht. Da geht das meiste Getreide zwangsläufig in die Fütterung“, gibt der Lohnunternehmer zu bedenken.

Die Getreideerntefläche sei in dieser Saison für LU Vögeding auf insgesamt ca. 1.250 ha gewachsen und damit deutlich größer als Anfang des Jahres erwartet. Es hätten sich ein paar Kollegen aus dem Druschgeschäft verabschiedet. Diese zusätzliche Fläche sei nicht eingeplant gewesen und führte dazu, dass der durch das schlechte Wetter schon hohe Erntestress, sich noch etwas verschärft hat. „Allein mit unseren fünf Maschinen hätten wir nicht alle Kunden zufrieden stellen können. Also haben wir kurzfristig einen Mähdrescher hinzugemietet. Darüber hinaus unterstützt uns ein Kollege aus den Niederlanden, mit dem wir schon seit mehreren Jahren in der Getreideernte zusammenarbeiten“, sagt Matthias Vögeding, der zusammen mit seinem Vater Ludwig das Lohnunternehmen führt. Matthias Vögeding kümmert sich mittlerweile in der Erntesaison ausschließlich um die Auftragsannahme, die Disposition der Maschinen und Mitarbeiter. Er fügt hinzu: „Zur Getreideernte gesellt sich automatisch die Strohernte. Hier sind wir mittlerweile auch mit vier Pressen im Einsatz. Und einige Milchviehbetriebe wollen auch noch den dritten oder vierten Schnitt ernten. Das passiert dann vormittags, bis die Getreidebestände soweit abgetrocknet sind, dass wir wieder dreschen können. Das Personal ist in dieser Phase extrem gefordert und ich bin froh, dass alle mitziehen.“ Wenn alle Maschinen laufen, sind in der Erntesaison 17 Mann unterwegs.

 

Durch die hohen Niederschläge sei 60 % des Getreides seiner Kundschaft ins Lager gegangen, schätzt Matthias Vögeding. Entsprechend müssen die Schneidtische bei der Ernte tief am Boden geführt werden, fügt er hinzu: „Die Erntegeschwindigkeit sinkt und es geht mehr kaputt. Diesen erhöhten Aufwand bekommen wir nur bedingt vom Kunden bezahlt. Wenn die Bedingungen allerdings für uns zu negativ sind, verhandeln wir mit dem Kunden noch eine Arbeitszeitkomponente in den ansonsten auf Fläche basierten Preis ein.“

Er gibt zu, dass er den Einsatz des neuen Mähdreschers ursprünglich etwas geplant hatte: „Wir wollten die Raupenbänder eigentlich erst zur CCM-Ernte anbauen und in der Getreideernte mit den 650er-Rädern arbeiten, weil der Verschleiß auf der Straße bei den Raupen deutlich höher ist und der Dieselverbrauch steigt. Nachdem dann im Juni innerhalb von wenigen Tagen 300 mm Regen gefallen sind, haben wir die Maschine schon vor der Auslieferung durch den Händler auf die Raupen umbauen lassen, was sich als goldrichtige Entscheidung entpuppt hat.“

Den Kauf des 7,5 m breiten nicht klappbaren Schneidwerks bereut Ludwig Vögeding ein wenig, denn bei allen anderen Mähdreschern setzt er klappbare ein. „Der An- und Abbau kostet Zeit und ist, wenn man allein unterwegs ist, schon etwas knifflig. Die Flächen und Wege im Münsterland sind doch eher kleinstrukturiert – das Rangieren des Mähdreschers mit dem Schneidwerkswagen nicht immer einfach. Mit dem Klappschneidwerk sind die Abläufe da schon flüssiger. Die Kosten dafür sind allerdings auch doppelt so hoch.“

Service aus der Ferne

Der neue Mähdrescher bietet sehr viele elektronische Möglichkeiten. Das beginnt bei den Fahrerentlastungssystemen wie der automatischen Vorfahrtsregelung über das automatische Lenksystem, bin hin zum Maschinenoptimierungsassistenten. Über ein GSM-Modul ist der Mähdrescher darüber hinaus immer online und die Position, der aktuelle Maschinenzustand sowie agronomische Daten lassen sich vom PC oder Mobiltelefon über eine App abrufen. Und auch technische Unterstützung vom Händler kann sich der Lohnunternehmer darüber holen, wenn er einmal nicht weiterkommt. „Wir haben zwar direkt vor der Ernte an einer Schulung bei unserem Händler teilgenommen. Wenn man dann im Feld ist, fällt einem aber doch nicht immer wieder alles ein. In dem konkreten Fall habe ich es nicht geschafft, die Ertragskartierung zu aktivieren. Daraufhin hat sich mein Händler auf die Maschine eingewählt. Er konnte sich dann das Display meines Mähdreschers auf seinem Rechner anzeigen lassen und hat mich am Telefon durch das Menü geführt. Ich hatte letztendlich einen Haken falsch gesetzt. Das ist eine sehr gute Unterstützung für den Fahrer“, lobt Ludwig Vögeding die neue Technik-Welt.

Angst, seine Daten an den Händler abzuliefern hat er nicht. Er sieht das Ganze eher pragmatisch: „Ich könnte meinem Händler den Zugang zu meinen Daten verweigern. Mir ist es aber wichtiger, dass die Maschine in der Erntephase läuft. Wenn es einmal zu einem Defekt kommt, muss der Mähdrescher möglichst schnell wieder repariert werden. Da bin ich dankbar, wenn mein Händler schon aus der Ferne die Diagnose erstellen kann und dann gleich das Ersatzteil mit an den Feldrand liefert.“ Insgesamt sei er von den elektronischen Möglichkeiten, die die Maschine bietet überzeugt. So laufe zum Beispiel die Ertragskartierung bei jedem Einsatz mit. LU Vögeding kann im Ernte-Nachgang über das Portal „My John Deere“ diese Daten abrufen und sich agronomische Auswertungen herunterladen bzw. für seine Kunden ausdrucken. Bisher würden sie nicht danach verlangen: „Es gibt aber einige Landwirte in meiner Kundschaft, die empfänglich für diese Daten wären. Nach der Ernte werden wir sicherlich den einen oder anderen einmal darauf ansprechen.“

1.200 ha CCM kommen noch

Die Dokumentation sei für LU Matthias Vögeding auch eine Art Versicherung: „Ich kann dem Kunden genau belegen, welche Arbeiten wir gemacht und wie lange sie gedauert haben. Gerade in einer schwierigen Ernte wie in diesem Jahr, in der die Ernteleistung zum Teil sehr niedrig ist, können diese Dokumentationsdaten hilfreich sein.“ Interessant sei für Matthias Vögeding auch die Möglichkeit, den neuen Mähdrescher am PC und auch auf dem Mobiltelefon zu folgen: „Im Moment testen wir die Möglichkeiten nur aus. In Zukunft wird die Vernetzung aber zunehmen und irgendwann jede Maschine damit ausgerüstet sein.“

Drei Kreuze macht Matthias Vögeding, wenn diese Getreidesaison abgehakt ist. Ab Mitte Oktober warten dann noch ca. 1.200 ha CCM auf das Lohnunternehmen – hoffentlich unter besseren Bedingungen. Wir werden dranbleiben und berichten.

 

 

Björn Anders Lützen,

Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

 

Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe September 2016 erschienen.

 

Serie: Mähdrusch – das Geschäft

Mit Mähdrusch Geld verdienen? LU Matthias Vögeding sagt „Ja“. Daher begleitet die Redaktion das Lohnunternehmen Vögeding in diesem Dienstleistungsbereich. Von der Auswahl und den Anforderungen an die Technik im ersten Teil, über die Ernte von Getreide im zweiten Teil und CCM bis hin zum Wintercheck im dritten Teil wird die Redaktion LOHNUNTERNEHMEN berichten.