Mähdrusch - das Geschäft Teil 1

Das Lohnunternehmen Vögeding hat seinen Sitz im münsterländischen Gescher. Hier ist die Viehdichte besonders hoch. Milch und Veredelung sind die Haupteinnahmequellen der Landwirtschaft in dieser Region. Entsprechend stehen Grünfutter-, Druschernte und Gülleausbringung hier besonders hoch im Kurs im Dienstleistungsgeschäft der Lohnunternehmer.
In der Getreideernte werden im Lohnunternehmen Vögeding fünf Mähdrescher eingesetzt: vier 6-Schüttler und eine Rotormaschine. Die Schneidwerksbreiten reichen von 4,8 bis 7,5 m. „In unserer Region sind die Flächen zum Teil sehr klein und es gibt Kunden, die bestellen speziell den Mähdrescher mit dem kleinen Schneidwerk. Das sind in der Regel auch die Betriebe, die das Stroh noch selbst zu HD-Ballen pressen. Das wird natürlich umso schwieriger, je breiter das Schneidwerk ist“, fügt Matthias Vögeding hinzu, der den Betrieb zusammen mit seinem Vater Ludwig führt. Der kleinste Mähdrescher der Flotte kommt bei ihnen auf eine Jahresleistung ca. 250 ha.
Es wird deutlich mehr Triticale angebaut.
Überhaupt ist die Strohqualität eine der Gründe für das Lohnunternehmen, hauptsächlich mit Schüttlermähdreschern zu arbeiten. Die Kunden würden sich das Schwad hinter dem Mähdrescher schon sehr genau ansehen. Gerade, wenn das Getreide schon etwas mürbe ist, sind die Unterschiede zwischen Schüttler- und Rotormaschinen nicht zu übersehen.
Die Erntesaison beginnt mit der Gerste in der Regel Anfang bis Mitte Juli. Danach folgen der Roggen, die Triticale sowie Weizen und im geringem Umfang noch Hafer. „Die Gerstefläche nimmt zurzeit etwas ab, dafür wird deutlich mehr Triticale angebaut. Das liegt zum einen an der höheren Ertragsfähigkeit, außerdem ist sie gut für die hier vorherrschenden Böden geeignet. Einiges verfüttern die Betriebe selbst, das meiste wird jedoch direkt nach der Ernte zum Landhandel gefahren“, erklärt Matthias Vögeding.

Viele Druschtage
Insgesamt werden ca. 1.100 bis 1.200 ha Getreide gedroschen. Zwei Maschinen werden dann im Herbst zur Mais- und CCM-Ernte umgebaut. Diese kommen noch einmal auf eine Fläche von ca. 1.000 ha. „Die Böden unseres Einzugsgebietes sind sehr heterogen. Wir sind auf Sand ebenso wie auf schweren Lehm- und auch auf Moorböden unterwegs. Dadurch reift das Getreide unterschiedlich schnell. Wir haben hier mit 15 bis 17 relativ viele Druschtage im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland. Entsprechend können wir unsere Mähdrescher recht gut auslasten“, ist der Lohnunternehmer überzeugt. Hinzu kommt, dass Matthias Vögeding im Drusch mit einem Kollegen aus einer anderen Region zusammenarbeitet und diesen in seiner Hauptsaison unterstützt und umgekehrt: „Meistens sind es zwei drei Spitzentage, an denen wir mit unseren fünf Maschinen auch nicht mehr hinkommen. Da holen wir dann noch zwei Mähdrescher unseres Kollegen hinzu, der in einem Gebiet arbeitet, in dem sehr viel Weizen angebaut wird. Für diese Spitzenzeiten lohnt es sich für mich nicht, noch zwei Maschinen mehr anzuschaffen.“
Die Fahrer dokumentieren die Arbeiten bisher handschriftlich
Ein großes Wachstum der Erntefläche erwarte der Lohnunternehmer nicht, aber auch keine Abnahme, denn die Zeiten, in denen die Fläche immer mehr in Richtung Biogas gewandert ist, sei im Münsterland vorbei. Im Moment geht der Trend durch die Greening-Vorgaben sogar etwas in die andere Richtung, was sich allerdings nur marginal auf LU Vögedings Erntefläche auswirkt: „In den letzten Jahren hat sich ein Berufskollege aus dem Druschgeschäft immer weiter zurückgezogen. Das hat uns neue Kunden und zusätzliche Erntefläche beschert.“
Tendenziell sei er mit den fünf Maschinen für die Gesamtfläche, die er drischt, schon sehr gut ausgestattet. Natürlich könnten die Maschinen auf dem Papier noch deutlich mehr Fläche ernten. „Wir arbeiten aber für viele kleine Kunden, die wir alle möglichst schnell bedienen wollen, wenn das Getreide reif ist und das Wetter passt. Also müssen wir gleichzeitig bei möglichst vielen Kunden sein.“ Die Flächengrößen der Kunden reichen dabei von 1,5 bis 25 ha.
Abgerechnet wird der Mähdrusch nach Fläche, wobei LU Vögeding für die Kunden je nach Gesamterntefläche eine Preisstaffel eingeführt hat: „Der Dieselverbrauch wird mit einer Pauschale extra ausgewiesen. Wir orientieren uns beim Kraftstoff an den Tagespreisen.“ Die Fahrer dokumentieren die Arbeiten bisher handschriftlich. Das funktioniere sehr gut, sagt der Lohnunternehmer. Matthias Vögeding überträgt die Daten anschließend in das Abrechnungsprogramm des Betriebes.

Neue Sensoren – neue Maschine
Zur Saison 2016 hat er sich einen neuen John Deere T660 bestellt. Dieser Mähdrescher verfügt über 6 Schüttler und eine Motorleistung von ca. 370 PS. Kombiniert wird die Maschine mit einem 7,5 m breiten Schneidwerk. Gekauft wurde der neue Mähdrescher bereits im Herbst 2015, um die Frühkaufskonditionen des Herstellers zu nutzen. „Erntetechnikkauf ist bei uns keine Spontanangelegenheit. Wir planen ganz genau, wenn die Anschaffung eines Mähdreschers ansteht. Somit können wir auch den Frühkauf nutzen. Bei Traktoren sieht es anders aus. Hier haben wir schon kurzfristig in der Saison umgehandelt“, so Matthias Vögeding.
Eine Anforderung, die Matthias Vögeding an die Mähdreschertechnik stellt, ist eine möglichst hohe Abtankgeschwindigkeit: „Wenn möglich, versuchen wir unsere Kunden dazu zu animieren, während der Fahrt überzuladen. Da ist es natürlich schön, wenn der Abtankvorgang schnell vonstattengeht. Außerdem ist der Korntank beim CCM-Drusch sehr schnell voll und es muss entsprechend häufig abgetankt werden.“
Wichtig sei ihm darüber hinaus ein komfortabler Arbeitsplatz, denn während der Erntezeit können die Tage schon einmal zehn bis zwölf Stunden lang werden. Deshalb sollte die Kabine leise und gut klimatisiert sein, meint der Lohnunternehmer und fügt hinzu: „Außerdem sollte der Fahrer durch die Technik entlastet werden. Wir setzen bereits seit einigen Jahren automatische GPS-Lenksysteme auf den Mähdreschern ein. Diese können wir nach der Ernte abbauen und entsprechend auf vorgerüsteten Schleppern verwenden. Darüber hinaus ist eine Maschine mit einem Vorfahrtsregelsystem ausgerüstet, so dass der Mähdrescher die Geschwindigkeit automatisch an die Erntebedingungen anpasst.“
In der neuen Maschine ist unter anderem eine Dreschwerk-Einstellungsunterstützung installiert. Der Mähdrescher schlägt entsprechend selbständig vor, wie der Fahrer die Einstellungen anpassen kann, wenn zum Beispiel zu viel Stroh im Korntank ankommt. „Auf diese Funktion bin ich sehr gespannt. Natürlich können meine Fahrer und ich unsere Maschinen selbst einstellen. Über den Tag gesehen verändern sich jedoch mit dem Temperaturverlauf und der Sonneneinstrahlung die Bedingungen bei der Ernte. Hier kann ich mir schon eine gewisse Entlastung für den Fahrer vorstellen, wenn die Maschine mich automatisch dabei unterstützt, die Einstellungen zu optimieren“, so Matthias Vögeding. Darüber hinaus hat der Fahrer über Fernzugriff die Möglichkeit, sich Unterstützung vom Händler zu holen. „Ich muss es als Fahrer zulassen, dass mein Händler sich auf meinen Mähdrescher einwählen kann. Dieser sieht dann 1:1, was auf meinem Display angezeigt wird. Er kann dann Hinweise zur Optimierung geben“, so Matthias Vögeding.
Ich will nur, wenn es nötig ist, mit dem Raupenlaufband fahren.
Die Außenbreite der Erntemaschinen ist auch für LU Vögeding ein wichtiges Kriterium. Bis 3,5 m Außenbreite dürfen landwirtschaftliche Maschinen ohne Begleitfahrzeug auf öffentlichen Straßen im Landkreis Borken fahren. „Die Überlegung für uns ist da natürlich: Nehme ich die Fünfschüttlermaschine mit breiter Bereifung, aber weniger Leistung oder setze ich auf den leistungsfähigeren Sechsschüttler und muss dann Kompromisse bei der Bereifung eingehen. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden. In trockenen Jahren kommen wir mit der relativ schmalen 650er Bereifung gut auf unseren Flächen zurecht. Anders sieht es aus, wenn es feucht ist bzw. im Herbst, wenn wir CCM und Mais ernten“, erklärt der Lohnunternehmer. Deshalb hat er beim Kauf der Maschine zusätzlich in ein Raupenlaufwerk investiert. Der Mähdrescher lässt sich somit innerhalb von vier Stunden von einer Reifen- zu einer Raupenmaschine umbauen. Dies geschieht bei LU Vögeding in der Regel dann, wenn der Mähdrescher von Getreide- auf Mais- bzw. CCM-Ernte umgebaut wird: „Ich will nur, wenn es nötig ist, mit dem Raupenlaufband fahren. Der Verschleiß bei der Straßenfahrt ist bei der Raupe deutlich höher als bei der Radmaschine. Außerdem nimmt der Dieselverbrauch um 10 bis 20 % zu.“
Die Umrüstung auf die verschiedenen Fruchtarten sollte beim Mähdrescher ebenfalls schnell gehen. Darüber hinaus sollte die Reinigung der Maschine schnell erledigt werden können. „In der Vergangenheit haben wir an unseren Maschinen selbst diverse Klappen einbauen müssen, um sie schnell reinigen zu können“, erklärt Matthias Vögeding. Gerade im Maisdrusch hat der Lohnunternehmer mit Verschmutzungen innerhalb der Maschine zu tun: „Die Kunden beginnen so früh wie möglich mit der CCM-Ernte. Häufig ist der Mais noch gar nicht druschreif. Die Landwirte drängen aber mit der Ernte, da sie direkt anschließend Gerste säen wollen. Der unreife Mais kann die Maschine dann innen sehr schnell verschmutzen.“

Flexibel durch Klappschneidwerke
An drei der fünf Mähdrescher sind klappbare Schneidwerke montiert: „Das ist natürlich für den Fahrer deutlich bequemer als der An- und Abbau eines herkömmlichen Schneidwerks. Häufig gibt es keine guten Plätze für den Anbau und wir müssen dann kurzfristig auch mal eine Bundesstraße sperren. Das Klappschneidwerk hingegen ist innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit. Es ist allerdings deutlich teurer als ein Standardschneidwerk.“ Trotz der vielen Vorteile ist der neue Mähdrescher mit einem Standardschneidwerk ausgerüstet: „Bei dieser Leistungsklasse benötigen wir ein 7,5 m breites Schneidwerk. Geringhoff bietet die Klappschneidwerke, die sich auf 3,5 m einklappen lassen, bis 6,6 m an. Das ist für unsere neue Maschine zu wenig.“ Der Mähdrescher soll deshalb für die Kunden mit größeren Flächen zugeteilt werden.
Letztendlich sei neben der Technik allerdings der Händler ausschlaggebend für den Kauf einer Maschine. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren partnerschaftlich mit unserem Händler zusammen. Uns wird immer geholfen. Wir hatten schon Totalausfälle in der Erntezeit. Unser Händler hat uns dann innerhalb kürzester Zeit Ersatzmaschinen organisiert. So muss das sein. Das Fabrikat ist uns nicht egal. Es steht aber an zweiter Stelle“, ist Matthias Vögedings Meinung.
Jeder mit eigenem Maschinenpark
Die fünf festangestellten Mitarbeiter kann LU Vögeding das ganze Jahr durchgehend auslasten. In der Regel endet die Saison mit der CCM-Ernte im November. Dann werden die Maschinen gereinigt und durchrepariert. „Kurz vor Weihnachten sind wir meistens damit fertig. Dann haben alle ein paar Tage frei und Mitte Januar startet mit Ausnahmegenehmigung die Güllesaison schon wieder“, beschreibt der Unternehmer die Winterzeit. Überstunden abfeiern im Winter ist deshalb nur im begrenzten Maße möglich. „Wir richten es immer irgendwie ein, wenn ein Mitarbeiter ein paar Tage frei machen möchte – auch während der Saison. Unsere Mitarbeiter setzen sich alle überdurchschnittlich für unseren Betrieb ein. Entsprechend möchte ich ihnen, was die Freizeit angeht, möglichst weit entgegen kommen“, so Mattias Vögeding.
Wir haben einige Maschinen mit Garantieverlängerungen angeschafft.
Einen großen Vorteil sieht er darin, dass jeder Mitarbeiter immer den gleichen Mähdrescher, den gleichen Schlepper, den gleichen Häcksler fährt und repariert: „Entsprechend gehen sie mit der Technik um: Sie behandeln sie, als wenn sie ihnen gehört. Wir setzen Maschinen ein, die sind 20 Jahre alt – das sieht man ihnen aber nicht an“, erklärt der Unternehmer und weiter: „Das Ganze ging so weit, dass wir für einen Mitarbeiter auf seinen Wunsch hin einen Schlepper einer Marke gekauft haben, die in unserem Fuhrpark eigentlich gar nicht vertreten ist. Dieser Traktor wird jetzt aber gepflegt, als wenn es sein eigener wäre.“
In der eigenen Werkstatt werden die Standards wie Durchsicht, Service und Ölwechsel durchgeführt. Bei speziellen Aufgaben oder Problemen mit der Elektronik holt sich LU Vögeding die Unterstützung seines Händlers: „Das Gleiche gilt für Reparaturen während der Erntesaison. Da sitzen wir auf den Maschinen und haben keine Zeit. Wenn wir dann technische Probleme haben, rufen wir die Fachwerkstatt an.“ Die neuen Maschinen werden im Winter gemeinsam mit Mitarbeitern des Händlers durchgesehen. Dieser Check ist in den ersten Einsatzjahren ein kostenloser Service des Händlers. Die empfohlenen Reparaturen führt LU Vögeding weitgehend selbst aus. Die Einsatzsicherheit hat sich aus Sicht des Lohnunternehmers seit Einführung des Winterchecks verbessert. „Wir haben auch schon einige Maschinen mit Garantieverlängerungen angeschafft. Uns gibt dies die Möglichkeit, die Kosten einer Maschine pro Stunde sicherer zu kalkulieren. In Zukunft werden wir mehr auf Serviceverträge zurückgreifen. Dann kann ich die Maschinenkosten pro Stunde noch genauer kalkulieren“, erklärt LU Matthias Vögeding abschließend.
Im zweiten Teil der Serie begleitet die Redaktion das Lohnunternehmen Vögeding bei der Auslieferung des neuen Mähdreschers, sowie bei den ersten Einsätzen in der Getreideernte.
Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Juni 2016 erschienen.
Serie: Mähdrusch – das Geschäft
Mit Mähdrusch Geld verdienen? LU Matthias Vögeding sagt „Ja“. Daher begleitet die Redaktion das Lohnunternehmen Vögeding in diesem Dienstleistungsbereich. Von der Auswahl und den Anforderungen an die Technik im ersten Teil, über die Ernte von Getreide im zweiten Teil und CCM bis hin zum Wintercheck im dritten Teil wird die Redaktion LOHNUNTERNEHMEN berichten.