Unterwegs in Polen - Teil 2
Lohnunternehmen pur
Marcin Matuszak ist Betriebsleiter eines reinen Lohnbetriebes, also ohne Handel und anderen Standbeinen. Allerdings gehört das Unternehmen zur Firmengruppe Grupa Lagrom, die nebenher noch Kühlhäuser, Schlacht- und Bauunternehmen betreibt.
Der Lohnbetrieb, den Marcin Matuszak leitet, ist also „Lohnunternehmen pur“ ohne Landmaschinenhandel. So kommt er auf einem Jahresumsatz von 1 Mio. €. Um diesen Millionen-Umsatz zu erreichen, muss auch er als Dienstleister in ganz Polen arbeiten.
Seinen Kundenstamm beziffert er auf rund 150 Landwirte mit Flächen von 100 ha bis 20.000 ha. Für ihn sind mehrjährige Verträge mit den Kunden selbstverständlich, wie auch für zahlreiche seiner Kollegen. Rund 20 feste Mitarbeiter sind im Betrieb tätig, in der Saison kommen fünf weitere hinzu. Der Maschinenpark ist überschaubar und stammt zu großen Teilen aus der Fertigung von John Deere. Dazu gehören acht Traktoren, sieben Mähdrescher und drei Häckselketten. Die Traktor-Jahresleistung liegt im Mittel bei 1.100 h, und die Häcksler erreichen mit meist sechsreihigem Vorsatz 550 ha Mais pro Maschine. Investiert in Neumaschinen wird regelmäßig, meist um die 250.000 €/Jahr, schildert Marcin. Keine Miete, kein Leasing, er kauft die Maschinen. In diesem Jahr hat er das Gros des Budgets für einen neuen Mähdrescher der T-Reihe mit Maisvorsatz ausgegeben.
Er sieht die Zukunft für Lohnunternehmer in Polen durchaus optimistisch. Allerdings könne der Betrieb nur von den Kunden in der Region nicht leben, geschweige denn wachsen. Also sind alle professionellen Lohnbetriebe landesweit unterwegs. Noch funktioniere das und sei Arbeit für alle da, meint er. Probleme sieht er weniger durch Wettbewerb von professionellen Kollegen, sondern von Landwirten, die aufgrund irgendwelcher Maschinenförderungen der EU mit diesen neuen Maschinen im Lohn arbeiten. Er nennt ein Beispiel: 60 €/ha plus Diesel verlangt er für den Mähdrusch. Landwirte machen das für 40 €/ha, auch mit modernen Maschinen. Diese Problematik verbindet die Lohnunternehmer links und rechts der Oder. Problem Nummer zwei sei die zunehmende Verknappung von Mitarbeitern. Er hofft auf eine für 2015 geplante Investitionsbeihilfe für Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und von der auch Lohnunternehmer profitieren können.
Hans-Günter Dörpmund, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Januar 2015.