Juli 2017: LU Lütge

LU Lütge bringt organischen Flüssig-dünger per Güllefass mit einem 30-m- und 15-m-Gestänge in der gleichen Fahrspur aus. Das macht neugierig!
Dank der elektronischen Steuerung lassen sich Teilbreiten abschalten, sodass Fahrgassen sowohl mit 27 als auch mit 30 m Abstand nutzbar sind.

Die Region zwischen Braunschweig und Wolfsburg gilt nicht wirklich als Hochburg der Tierhaltung. Zwar gibt es nach wie vor einige Schweine- und Milchviehhalter, aber deren Anzahl sinkt kontinuierlich, wie Ralf Lütge berichtet. Er ist Landwirt und Lohnunternehmer aus Lehre, nur wenige Kilometer nordöstlich von Braunschweig gelegen. „Und mit dem Wegfall der Milchquote wird sich der Strukturwandel speziell bei Rindviehbetrieben noch weiter beschleunigen“, so seine Einschätzung.
Das betrifft auch sein Lohnunternehmen – allerdings nur bedingt. Neben seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit 90 ha, davon 30 ha Grünland, und einer Pensionspferdehaltung mit rund 50 Tieren sind die Hauptstandbeine des Lohnunternehmens u.a. die Heu- und Strohbergung sowie organische Düngung. Zu letzterem gehört die Ausbringung von Kompost, Festmist und Hühnertrockenkot, hin und wieder auch von trockenem Klärschlamm. Nicht zu vergessen sind rund 4.000 t Kalk pro Jahr, davon ein Teil als ausgefällter Kalk, der bei Enthärtung von Wasser für die Stahlproduktion in Salzgitter entsteht.
Dafür nutzt er einen 24-t-Streuer von Tebbe, der mit Wiegeeinrichtung ausgerüstet ist. Zur organischen Düngung gehört auch bei Ralf Lütge natürlich die „flüssige Fraktion“. Allerdings macht der Gülleanteil bei ihm nur einen relativ kleinen Anteil aus – eben aufgrund besagter geringer Viehdichte. Und Biogaskunden sucht man in seiner Kundenkartei – noch – vergebens. Angesichts des derzeitigen Preiskampfes um diese Kunden verspürt er wenig Neigung hier seinen Hut in den Ring zu werfen. „Wenn wir unsere Dienstleistungen anbieten, muss zumindest eine reelle Chance bestehen, auch etwas damit zu verdienen. Wenn ich jedoch noch Geld zum Kunden mitbringen soll, verzichte ich dankend und nutze meine Zeit effektiver“, fügt er schmunzelnd aber mit ernstem Unterton hinzu.

Zuverlässigkeit entscheidet

Trotzdem stehen drei Güllefässer bei ihm auf dem Hof, davon eines nagelneu, mit Tridemfahrgestell und 30 m breitem Schleppschlauchgestänge. Das zweite mit 15 m³ Fassvolumen und 15 m breitem Gestänge ist bereits seit mehreren Jahren im Einsatz. Und der „Oldie“ unter den dreien hat einen Prallteller, dient aber nur noch als Reserve bei echten Engpässen. Dieser scheinbare Widerspruch – wenig Vieh und drei Fässer – ist jedoch rasch erklärt. Haupteinsatzzweck der Fahrzeuge sind der Transport und die Ausbringung von Klärschlamm. Auftraggeber sind Kommunen im Umkreis von Lehre. „Sie legen größten Wert auf Zuverlässigkeit, Schlagkraft, lückenlose Dokumentation und vorschriftsmäßige Arbeitsweise. Das gilt ebenso für die Wasserverbände, mit denen wir sehr gut zusammenarbeiten. Unserer Arbeitsweise scheinen uns bei Gemeinden und Wasserverband einen guten Ruf beschert zu haben, denn unser Aktionsradius für diese Dienstleistung ist im Laufe der Jahre kontinuierlich gewachsen und liegt inzwischen bei rund 30 km Radius“, berichtet er.

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Ralf Lütge hat sich mit seinem Lohnunternehmen u.a. auf die Ausbringung von organischem Dünger spezialisiert.

Schlagkraft erhöht

Trotzdem ist speziell im Frühjahr, wenn ein großer Teil der jährlichen Klärschlammmengen vor der Saat ausgebracht werden, große Schlagkraft erforderlich. Dies gilt umso mehr, als in der Region östlich von Braunschweig sehr heterogene Bodenverhältnisse vorliegen, teils mit Sand, teil mit Löß, aber eben auch mit schweren Tonböden, die unter feuchten Bedingungen nur in sehr kurzen Zeitfenstern befahrbar sind. Die Konsequenz für den Lohnunternehmer war im zurückliegenden Winter der Kauf des eingangs genannten Tridemfasses.

Einer der Gründe für den Kauf dieses größeren Fasses war der Wechsel der von den Landwirten angelegten Fahrgassenabständen von 12 m auf 27 bzw. 30 m. Bei der Verteilung von Klärschlamm in stehenden Getreidebeständen mit dem bisherigen 15-m-Güllefass musste Ralf Lütge deshalb stets eine zusätzliche Spur in den Bestand fahren. Im zeitigen Frühjahr war dies kein Problem. Hatte das Getreide aber schon mit dem Schieben der Halme begonnen, bekamen die Landwirte von ihm eine kleine Entschädigung für eventuelle Mindererträge. „Damit waren zwar alle durchaus zufrieden, aber allmählich führte für mich doch kein Weg daran vorbei, auf ein größeres Fass und ein breiteres Gestänge umzustellen“, erzählt er weiter.

Meine Philosophie bestand schon immer darin, mir mit besonderen Dienstleistungen eigene Nischen zu entwickeln.

Ralf Lütge, Lohnunternehmer

 

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Durch das zweiteilige Verfahren kann in 27 bzw. 30 m breiten Fahrgassen auch das Fass mit 15-m-Gestänge genutzt werden, ohne zusätzliche Spuren in den Bestand zu fahren (hier demonstriert auf Grünland).

2 in 1

Trotz des Neukaufs sollte das bisherige 15-m-Fass nicht zum alten Eisen. Um als effizient denkender Unternehmer die ältere Technik trotzdem weiter nutzen zu können, aber nicht ein zweites großes Fass kaufen zu müssen, sann Ralf Lütge auf eine passende logistische Lösung. Diese heißt: „2 in 1“. Detaillierter ausgedrückt: Auf langen Schlägen und/oder in stehenden Getreidebeständen mit großen Fahrgassenabständen fahren beide Fässer in der gleichen Fahrspur. Den Anfang macht das große Fass, nutzt von seinem 30-m-Gestänge aber nur die äußeren Teilbreiten, links und rechts also jeweils 7,5 m. Die 15 m dazwischen bleiben im ersten Anlauf frei und werden vom anschließenden kleineren Fass abgedeckt.

„Auf diese Weise kann ich trotzdem mein bisheriges, technisch tadelloses Fass weiter nutzen. Und wir haben auch bei längeren Transportentfernungen zwischen Kläranlage und Acker genügend Schlagkraft“, so das Fazit des Lohnunternehmers nach der ersten Frühjahrssaison seines Fass-Duos. Beide Einheiten zusammen bewältigten pro Tag locker 800 bis 1.000 m³, sodass angesichts der Gesamtmenge von 20.000 m³ keine zeitlichen Engpässe auftraten. Selbst für ein nasseres Frühjahr fühlt er sich gut gerüstet.

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Das große Fass düngt im Bedarfsfall nur mit den äußeren Teilbreiten, während der mittlere Bereich vom kleineren Fass abgedeckt wird.

Elektronik passt

Eine Nuss dieser „2 in 1“-Idee war allerdings zu knacken: Wenn bei 30 m Gestängebreite an einem Pumptankwagen nur die Hälfte genutzt wird und die Ausbringmenge pro m² gleich bleiben soll, müsste theoretisch die doppelte Fahrgeschwindigkeit gelten. Das ist in der Praxis selten bis nie machbar, so Ralf Lütge. Doch mit vereinten Kräften der Mechatroniker des Güllewagenherstellers Zunhammer und dessen Werksvertretung Michalek in Lehrte konnte die Software der Steuerung entsprechend umprogrammiert werden, sodass dieses spezielle Ausbringverfahren „á la Lütge“ störungsfrei funktioniert, und zwar nicht nur für Fahrgassen mit 30 m Abstand, sondern ebenso bei 27 m. Das erste Fazit des Lohnunternehmers fällt jedenfalls positiv aus. Das gilt auch für seinen Mitarbeiter Frank Engelmann sowie die drei Teilzeitkräfte bzw. Saisonhilfen.

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Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN          

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Juli 2014.