Juni 2015: LU de Buhr
Die Zahl 25 in dem umkränzten Schild über der Eingangstür zum Bürogebäude Firreler Strasse 115 weist zweifelsfrei darauf hin: Im Lohnunternehmen de Buhr im ostfriesischen Firrel steht ein Jubiläum an, genauer gesagt: das 25-jährige Firmenjubiläum. Aus diesem Anlass planen Heinz de Buhr und sein Team für den Sommer eine Jubiläumsfeier in Kombination mit einem Tag der offenen Tür, wie Disponent Heinz Hermann Reens berichtet. „2008 hatten wir zum 20-jährigen Jubiläum rund 10.000 Besucher hier. Dieser Zulauf hat uns im positiven Sinn damals völlig überrascht. Mal sehen, wie die Resonanz in diesem Jahr ausfällt.“
Ein kleiner Wermutstropfen dürfte sich aber wohl nicht mehr vermeiden lassen: Eigentlich sollte pünktlich zum Jubiläum auch ein für de Buhr besonderes Projekt vollendet sein: Der Neubau einer rund 2.200 Quadratmeter großen Maschinenhalle und damit die Verdoppelung der heutigen Hallenfläche. Allerdings ziehen sich die Genehmigungsverfahren für dieses Projekt bereits seit fast zwei Jahren hin, und ein Ende des behördlichen Hürdenlaufes ist noch nicht absehbar, wie Timo Park, seit knapp einem Jahr kaufmännischer Leiter im Firreler Unternehmen, erklärt: „Das hiesige Gewerbegebiet beginnt sozusagen direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Unser Betrieb hingegen gilt jedoch bisher als landwirtschaftliches Grundstück im Außenbereich, mit entsprechenden Beschränkungen, was das Bauen betrifft. Wir haben bei der Gemeinde die Änderung der Flächennutzungspläne beantragt, aber dieses Verfahren zieht sich schon seit einiger Zeit.“
Notwendig wäre dieser Statuswechsel zum Gewerbegebiet aber nicht nur mit Blick auf die neue Halle, von der das de Buhr-Team zumindest auf den Baubeginn in diesem Jahr hofft. Noch ein weiteres Vorhaben steht auf dem Plan: die Möglichkeit, Bau- und Abbruchmaterial in größerem Umfang lagern und aufbereiten zu dürfen. Denn neben dem klassischen Segment Landwirtschaft liegt der Schwerpunkt des Unternehmens eindeutig auf Arbeiten im Tiefbau. Dieser erstreckt sich im Wesentlichen auf Transportarbeiten für Erde, Sand und Kies. Buchstäblich wie auch im übertragenen Sinne nehmen jedoch Aushubmaterial, zum Beispiel aus dem Straßenbau, und Abbruchmaterial zu. Denn seit 15 Jahren gehört auch ein eigenes Straßenbauunternehmen zu de Buhr.
Abbruch nimmt zu
Mit zum Erfolg beigetragen habe sicher auch der Umstand, dass der Lohnunternehmer nicht nur Gebäude abreißt, sondern im Sinne einer Komplett-Dienstleistung auch gleich die Materialarten trennt und so weit wie möglich aufarbeitet. „Das geschieht bisher weitgehend direkt auf der Baustelle, was jedoch Zusatzaufwand und damit Kosten für Technik und Logistik nach sich zieht. Die Arbeit wäre flexibler und damit einfacher zu koordinieren, wenn wir diese Aufbereitung und Sortierung in größerem Stil als bisher hier bei uns auf dem Gelände durchführen könnten. Dafür laufen ebenfalls bereits die entsprechenden Antragsverfahren“, erklärt der Disponent.
Grundsätzlich sehen er und sein Kollege Timo Park im Segment Abbruch (derzeit knapp fünf Prozent Umsatzanteil, aber ein echtes Steckenpferd) noch ein deutliches Wachstumspotenzial. Unterstützt wird dies durch ein generell zunehmendes Bewusstsein beim Thema Flächenfraß, was im Umkehrschluss dazu führt, Alt-Immobilien vermehrt abzureißen, um so Platz für Neubauten zu gewinnen. Aber auch die nach eigener Wahrnehmung immer erfolgreichere Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Kunden für die Arbeitsqualität á la de Buhr sorgt zunehmend für Aufträge. Denn getreu der eigenen Philosophie setzt das Unternehmen unter anderem auf Spezialarbeiten, vom Abbruch von Wassertürmen bis hin zum Buhnenrückbau an der Küste, um sich vom Wettbewerb abzusetzen.
„Professioneller Abbruch ist schließlich nicht damit getan, mit einem großen Bagger möglichst schnell Häuser einzureißen. Eingesetzte Technik, Materiallogistik, Kompetenz der Mitarbeiter, Sauberkeit und viele andere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle und tragen zu einem guten Arbeitsergebnis bei. Das realisieren sich die Kunden unserer Erfahrung nach zunehmend und akzeptieren in der Regel für gute Arbeit auch adäquate Preise“, berichtet Heinz Hermann Reens. Und Timo Park ergänzt:
„Bauvorhaben sind, speziell bei Auftraggebern der öffentlichen Hand, aufwändiger zu planen, kalkulieren und umzusetzen als Dienstleistungen für die Landwirtschaft. Aber die Bereitschaft, die Qualität der Arbeit auch zu honorieren und nicht immer nur auf den billigsten Preis zu schielen, ist in der Zielgruppe Bau doch größer. Und auch die Zahlungsmoral ist nach unserer Erfahrung im Bausektor dort mindestens so gut. Am Ball bleiben muss man diesbezüglich jedoch in jeder Zielgruppe“, meint er mit einem verschmitzten Lächeln.
Pro Stunde abrechnen
Erdbewegung und Landschaftsbau sind und bleiben auf Sicht jedoch die Hauptumsatzträger bei De Buhr. Rechnet man noch die Straßenbau-GmbH hinzu, erreichen beide zusammen derzeit einen Umsatzanteil von etwa 60 Prozent. Dabei reicht das Einsatzspektrum vom Aushub der Baugrube für ein Einfamilienhaus bis hin zu Großprojekten wie dem Jade-Weser-Port, einem Autobahnbau oder dem Verlegen einer Gaspipeline. Letztere war vor 25 Jahren für den Firmenchef übrigens der Auftakt, um sich als Lohnunternehmer mit Traktor und Dumper selbstständig zu machen...
Bei den Großprojekten wie zum Beispiel dem Jade-Weserport agiert er häufig als Subunternehmer für große Baufirmen. In Wilhelmshaven lief ein gutes Dutzend seiner Traktor-Dumper-Gespanne über einen Zeitraum von rund 18 Monaten, was eine gute Grundauslastung brachte. Aber auch der Bau einer großen Gaskaverne, für die zuerst 50.000 Kubikmeter Torf und anmooriger Boden abgefahren und dann 70.000 Kubikmeter Sand eingebaut werden mussten, war eine nicht alltägliche Aufgabe.
Bezüglich der Bezahlung ist bei derartigen Aufgaben übrigens das Ziel, Mitarbeiter und eingesetzte Technik von den Auftragge-bern nach Stunden vergütet zu bekommen. Von Pauschalpreisen halten Heinz de Buhr und Timo Park in den Fällen einer Subunternehmerrolle wenig. „Wenn wir einen Auftrag als Hauptauftragnehmer ausführen, haben wir auch Einfluss auf die Koordination der gesamten eingesetzten Technik. Wenn wir mit den Dumpern aber Erde abfahren und von Baggern oder Raupen anderer Firmen abhängig sind, ist die Zahl der Fuhren pro Stunde für uns nicht kalkulierbar. Das geht dann nur mit Stundentarif. Haben wir selbst alle Fäden in der Hand, sind auch Pauschalen nach transportierten Kubikmetern oder anderen Parametern machbar“, schildert Timo Park die Vorgehensweise.
Hauptsächlich in der Region
Großen Wert legt das Team auf die Beratung der Kunden, denn deren erster Wunsch oder Vorstellung von der Umsetzung muss aus den verschiedensten Gründen nicht die optimale sein, so die Erfahrung der beiden leitenden Mitarbeiter. Genau diese gilt es jedoch zu finden, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für die Auftraggeber zu erzielen. Deshalb sind im Team des Straßenbauunternehmens zwei Bauingenieure tätig, die einen guten Teil ihrer Zeit genau dieser Beratung widmen – „Kompetenz im Dienste der Kunden“, so Heinz Hermann Reens.
Ausschreibungen von Bauprojekten gehören zur täglichen Praxis und summieren sich schnell mal auf einige Hundert pro Jahr – ein Zeitaufwand, der nicht zu unterschätzen ist. Trotzdem widmen sich Chef und kaufmännischer Leiter dem mit der gebotenen Akribie. Ein Ärgernis ist allerdings die zunehmende Preisanfragen-Diarrhoe, wo bei vielen Anfragen schon vorher feststeht oder zu vermuten ist, dass überhaupt kein ernsthaftes Interesse an der Dienstleistung dahinter steht, sondern nur Referenzpreise gesucht werden. Den einen oder anderen Pappenheimer kenne man im Laufe der Zeit aber bereits, und Anfragen aus dem sprichwörtlichen Hintertux im Oberammergau an einen ostfriesischen Lohnunternehmer würden erfahrungsgemäß meist ebenfalls eine gewisse Skepsis hervorrufen.
In den Anfangsjahren nahm der Unternehmer durchaus häufiger überregionale Aufträge an, sogar in Bayern. "Aber das rechnet sich letztlich meist nicht wirklich, genauso wie für die Lohnunternehmer und Baufirmen aus allen Teilen der Republik, die hier ab und zu hier bei uns mit Billigpreisen von sich reden machen. Das kann nicht gut gehen. Deshalb reicht unser wesentlicher Aktionsradius mittlerweile selten über 80 Kilometer hinaus, vor allem, weil wir hier in der Region einen guten und festen Kundenstamm aufgebaut haben“, betont Heinz Hermann Reens und weist auf die erfolgreiche Mund-zu-Mund-Propaganda hin. „Entscheidend ist zudem ein gutes Netzwerk zu Bauunternehmen, und das trägt bei uns sehr gut. Auch hier hat sich die Qualität unserer Arbeit herumgesprochen“, fügt der Disponent noch hinzu.
Dumper selbst gebaut
Qualität hat im Hause de Buhr aber nicht nur mit der Zuverlässigkeit und Kompetenz der Mitarbeiter zu tun, sondern auch mit der eingesetzten Technik. Hier setzt der Unternehmer klar auf klotzen, nicht auf kleckern. Rund 35 Traktoren (durchweg Case IH) und 22 Dumper sind ein klares Zeichen. Die Dumper werden übrigens selbst gebaut und unterscheiden sich eindeutig von Standardprodukten, so Heinz Hermann Reens. Hohe Bodenfreiheit, besondere Bereifung, drei Meter Fahrzeugbreite und diverse andere Besonderheiten zeichnen die Fahrzeuge aus. „Durch unsere Eigenkonstruktion können wir noch unter Einsatzbedingungen gute Arbeit leisten, wo andere schon kapitulieren. Auch das ist Teil des gewissen Unterschieds", glaubt er. Darüber hinaus sorgt dieses Thema in der betriebseigenen Werkstatt für zusätzliche Auslastung – wobei die sechs Mechaniker auch mit den laufenden Wartungen und Reparaturen wahrlich nicht unter Langeweile leiden...
...worauf auch der übrige Baumaschinen-Bestand hindeutet. Die Bandbreite beginnt bei acht Minibaggern (Yanmar), setzt sich fort über sieben Ketten- und zwei Mobilbagger (Cat und Hitachi) sowie neun Radlader (Cat, Volvo und JCB) bis hin zu zwei Raupen (Caterpillar und Komatsu). Nicht zu vergessen sind 4 Dreiachser-Lkw ( mit Tandemachs-Kippanhänger), vier Sattelzüge für den Erd- und Sandtransport sowie ein Container-Lkw und drei Lkw mit Tieflader-Sattelauflieger. Last but not least runden mobile Sortier- und Siebanlagen sowie ein 31-Tonnen-Backenbrecher den Baumaschinenbestand ab. Die drei-Fraktionen-Multiscreen-Siebanlage wird übrigens auch für die Aufarbeitung von Holzresten und Kompost genutzt, was die Auslastung deutlich verbessert. Und, um nebenbei auch die Landtechnik nicht zu vergessen, die immerhin ein Drittel des Unternehmensumsatzes erwirtschaftet: vier Häckselketten, diverse Lade- und Silagewagen, fünf Pressen, vier Mähdrescher, zwei 12-m3-Güllefässer und diverse andere Geräte gehören ebenfalls dazu. „Pro Jahr investieren wir bis zu eine Million Euro in neue Technik, um stets technisch den Anforderungen der Kunden genügen zu können“, unterstreicht Timo Park.
Amtsschimmel wiehert
Zu den jüngsten Anschaffungen gehört übrigens ein Spezial-Tieflader mit Dolly-Achse, der demnächst geliefert werden soll. Mit seiner Hilfe wird es möglich sein, auch XXL-Baumaschinen und andere Großbauteile zu transportieren (Zuladung 46 Tonnen). Denn derartige Logistik zählt ebenfalls zum Leistungsspektrum des Firreler Unternehmens, dieses dann aber durchaus überregional. Zu den regelmäßigen Kunden gehört übrigens die Firma Zeppelin, wie der kaufmännische Leiter berichtet. In deren Niederlassung Achim bei Bremen werden unter anderem die in Übersee produzierten Caterpillar-Dumper für den hiesigen Einsatz vorbereitet und zu den Kunden transportiert – letzteres ein typischer Job für de Buhr.
Allerdings wiehert auch bei diesem Thema gerade mal wieder der deutsche Amtsschimmel. Während die Tieflader aus Firrel für bis zu 56 Tonnen Gesamtgewicht zugelassen sind, wurden jüngst speziell im Großraum Osnabrück die zulässigen Gesamtlasten auf Autobahnen auf 44 Tonnen begrenzt, so Heinz Hermann Reens. Das ist für ihn nicht wirklich nachvollziehbar. „Der Zustand der Autobahn ist dort nicht schlechter als andernorts. Aber genauso, wie wir bei Sondergenehmigungen für Überbreiten bei Landmaschinen mit immer mehr Restriktionen und Kleinstaaterei auf Ebene einzelner Landkreise zu kämpfen haben, werden die Hürden für Transportlogistik immer höher gehängt. Den daraus folgenden Mehraufwand zahlen uns die Kunden nicht – das wird bei solchen Entscheidungen gern vergessen. Steuern und Maut nimmt der Staat gern, aber wenn es um die Erhaltung der Infrastruktur geht...“, bemängelt der Disponent und schließt mit der Bemerkung ab: „Aber selbst darauf werden wir uns einstellen, schließlich sind wir Spezialisten auf unserem Gebiet."
Jens Noordhof,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN April 2013.