September 2016: LU GADs Maskinstation
Der Weg zum Lohnunternehmen GADs Maskinstation führt an Tondern (ca. 5 km entfernt von der deutsch-dänischen Grenze) Richtung Norden in den kleinen Ort Skaerbaek. Von der Straße aus gesehen macht der Betrieb keinen besonderen Eindruck. Dem Besucher werden die Ausmaße erst bewusst, wenn er auf der zentralen Fläche des Betriebsgeländes steht. In drei von vier Richtungen stehen riesige Hallen mit 50 m Länge. Zu dem Zeitpunkt unseres Besuchs stand gerade die Maisernte auf dem Plan, sodass sämtliche Häcksler sowie der Großteil der Abfahrgespanne unterwegs waren. Die Maschinenhallen waren deshalb jedoch nicht leer – im Gegenteil: Neben 20 der insgesamt 40 Traktoren von 70 bis 560 PS, war die gesamte Gülletechnik – angefangen von den mobilen Güllepumpen, über die sieben Güllewagen, drei Gülleselbstfahrer, vier Mähdrescher, sechs Großpacken- und Rundballenpressen, diverse Drillmaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte auf dem Betrieb sauber in den Hallen verstaut.
„Meine Brüder und ich sind Landwirte und keine Landtechniker. Wir wollen die Maschinen möglichst effizient für unsere Kunden einsetzen. Obwohl unser Maschinenbestand schon ziemlich umfangreich ist, haben wir keine große Werkstatt“, erklärt Anders Gad gleich zur Begrüßung und ergänzt: „Ich bin gerne bereit, für einen guten Service meines Fachhandelspartners zu bezahlen. Das Gleiche erwarte ich schließlich auch von meinen eigenen Kunden. Es ist doch außerdem so, dass die Maschinen durch die zunehmende Elektronik immer komplexer werden. Tritt ein Fehler auf, so hängt dies oft mit der Elektronik zusammen. Da können wir ohne die Fachwerkstatt sowieso nichts machen. Ich möchte lieber Geld verdienen, als stundenlang nach einem Fehler zu suchen, den ein kompetenter Servicemann innerhalb von einer Stunde abgestellt hat.“
Die drei Fachwerkstätten, mit denen das Lohnunternehmen GADs Maskinstation zusammenarbeitet, befinden sich in einem Umkreis von 20 km, sodass während der Saison der Erntenotdienst innerhalb kürzester Zeit vor Ort ist. „Meine Mitarbeiter haben die Order, falls technische Probleme auftreten, direkt bei der Fachwerkstatt anzurufen. Gerade während der Ernte haben wir keine Zeit und auch kein Personal für Reparaturen“, meint Anders Gad. Insgesamt arbeiten 18 Festangestellte für das Lohnunternehmen. In der Erntezeit kommt noch einmal die gleiche Anzahl an Aushilfskräften hinzu.
Milchviehbetriebe wachsen rasant
75 % der Kunden sind Milchviehhalter. Durchschnittlich melken diese Betriebe 150 Kühe. Sie liegen zum großen Teil in einem Umkreis von 20 km, sodass keine weiten Anfahrten notwendig sind. Zurzeit wachsen die Betriebe stark. Eine Verdopplung der Herden sei keine Seltenheit, so Anders Gad: „Ich sehe diese Entwicklung für uns Lohnunternehmer positiv. Bei uns in Dänemark kommen die Milchviehhalter nicht auf die Idee, in Technik für die Außenwirtschaft zu investieren. Sie konzentrieren sich auf die Verbesserung der innerbetrieblichen Verfahrenstechnik. Die Außenwirtschaft wird immer mehr an den Dienstleister abgegeben. Vor drei bis vier Jahren war ich auch etwas nervös, dass die Betriebe wieder in Landmaschinen investieren könnten. Es ist aber nicht so gekommen.“
Im ersten Schnitt erntet das Unternehmen 4.000 ha Gras. Die Hälfte der Fläche wird von GADs Maskinstation gemäht. Dafür kommen neben einer Triple-Kombination zwei Big M zum Einsatz. Der gesamte erste Schnitt läuft innerhalb von 14 Tagen ab. Je nach Wetterlage kann es dann selbst mit diesem Maschinenpark eng werden, sagt der Lohnunternehmer. Die 24-Stunden-Silage ist – wenn das Wetter es zulässt – die Regel.
Das Gras wird normalerweise auf 17 mm Länge gehäckselt. „Es gibt zwei Kunden, die wünschen 4 mm. Das ist ungewöhnlich. Da ich bei diesen Kunden nach Zeit abrechne, ist das aber kein Problem für mich“, schmunzelt der Däne.
In der Grünfutterernte kommen bei LU GADs Maskinstation sechs Häckselketten zum Einsatz. Die Häcksler haben dabei eine Leistung von 550 bis 600 PS. Damit werden neben 10.000 bis 12.000 ha Gras zusätzlich pro Jahr zwischen 3.500 bis 3.800 ha Mais - ausschließlich achtreihig – gehäckselt. „Breitere Vorsätze benötigen wir nicht. Es gibt bei uns auch immer wieder sehr nasse Erntejahre und da sind wir über jedes Kilo froh, das wir am Häcksler einsparen können. Doppelreifen an der Vorderachse sind bei uns Standard“, so Anders Gad. Unter schwierigen Bedingungen, können die Häcksler auch auf Raupenlaufwerke an der Vorderachse umgerüstet werden. 2011 und 2012 war diese Ausstattung notwendig – in 2013 hingegen lief die Maisernte in Süddänemark reibungslos ohne lange Regenperioden ab.Abgefahren wird das Häckselgut mit Schleppergespannen. Der Transport mit dem Lkw ist in Dänemark noch kein Thema. Das Überladen am Feldrand hingegen ist für GADs Maskinstation nichts Neues: „Wir setzen in den nassen Jahren mehrere Hochkipper ein. Je nachdem, wie feucht der Boden ist, werden diese von Standardschleppern oder, wenn es hart auf hart kommt, von unseren beiden Knicklenkern gezogen. Um die Traktion zu erhöhen, können wir an den Vorderachsen der Knicklenker zusätzlich Ketten montieren. Dieser Aufwand ist extrem. Entsprechung muss der Kunde natürlich auch zahlen.“ Seit 2013 setzt das Lohnunternehmen zwei Abfahrwagen mit zuschaltbarem Antrieb der Achse ein. Der Antrieb erfolgt hydraulisch.
„Es gibt auch Jahre, in denen können wir selbst mit den Raupen auf den Häckslern nicht auf das Land fahren. So haben wir in 2012 zum Beispiel solange warten müssen, bis der Boden gefroren war. In dem Jahr haben wir dann bis in den Dezember hinein Körnermais gedroschen“, erinnert sich Anders Gad. Gewalzt wird ausschließlich in jeder Erntekette mit einem Radlader. Aufballastiert kommen diese auf ein Einsatzgewicht von ca. 17,5 t. Auf größeren Siloanlagen kommt dann häufig noch ein zweiter Schlepper hinzu.
Vom Biogasboom in Deutschland profitiert auch Lohnunternehmer Anders Gad. So häckselt er seit einigen Jahren auch einige hundert Hektar Mais für Biogasanlagen in Deutschland: „Einige meiner Kunden verkaufen ihren Mais nach Deutschland. Dort wird er in Biogasanlagen eingesetzt. Wir häckseln ausschließlich. Den Transport übernehmen andere Unternehmen.“
Gülleausbringung – schlitzen im Grünland
Ein weiteres wichtiges Standbein des Lohnunternehmens ist die Gülleausbringung. Mit den drei Selbstfahrern bringt das Lohnunternehmen pro Jahr ca. 230.000 m³ aus. Hinzu kommen noch einmal 160.000 m³, die mit den Fässern ausgebracht werden. Der größte Teil der Gülle wird dabei mittlerweile in das Grasland geschlitzt. Darüber hinaus bietet GADs Maskinstation die Verteilung mit dem Schleppschlauch für die Ausbringung in Getreide und Rapsbeständen sowie die direkte Einarbeitung in das Ackerland mit drei Güllegrubbern an. Die Verteilung mit dem Schleppschlauch nimmt allerdings stark ab.
Die Zubringung mit dem Lkw ist bislang kein Thema für das Lohnunternehmen, denn in Dänemark liegen die Flächen zum größten Teil arrondiert um die Betriebe. Darüber hinaus können sich die dänischen LU-Kollegen über weniger strenge gesetzliche Regelungen freuen, was die Straßenverkehrsgesetzgebung angeht. „Die maximale Achslast liegt bei 11,5 t. Das ganze Gespann darf bei uns 48 t wiegen. Da liegen wir mit unserer Technik im Rahmen“, sagt Anders Gad. Deshalb wird sogar mit den Selbstfahrern (zwei Vredo und ein Challenger jeweils mit Gülleauflieger) beladen auf der Straße gefahren. 75 % der Motorstunden der Selbstfahrer sind verkauft – ein sehr guter Wert.
Auch was die Fahrzeugbreite betrifft, so sind die dänischen Lohnunternehmer klar im Vorteil. Bis zu 4,65 m Außenbreite sind erlaubt. „Allerdings dürfen wir mit unseren Landmaschinen maximal 30 km/h schnell auf der Straße fahren“, relativiert Anders Gad. Bei den Selbstfahrern werden sämtliche Achsen angetrieben – auch die Achse des Aufliegers. Das ist eine Entwicklung einen befreundeten Unternehmers, der die Gülleselbstfahrer damit ausgerüstet hat. „Wir benötigen die angetriebenen Achsen, da wir hier sehr sandige Böden haben und das Grundwasser oft sehr hoch steht. Somit bereifen wir unsere Fahrzeuge möglichst breit und fahren mit maximaler Traktion“, erklärt der Lohnunternehmer.
Die Abrechnung der meisten Arbeiten erfolgt nach Stunden. Lediglich beim Mähdrusch gibt es auch bei LU GADs die Abrechnung nach Hektar. „Diesel ist bei unseren Preisen inbegriffen. Ich weiß, dass viele Kollegen in Deutschland den Diesel separat ausweisen. In Dänemark ist das jedoch nicht üblich“, so Anders Gad über das Abrechnungssystem des Lohnunternehmens. Und auch der Stundenpreis sei aus seiner Sicht nicht immer vorteilhaft für den Lohnunternehmer: „Gerade bei den leistungsfähigen Maschinen kann es sein, dass ich mit dem Hektarpreis deutlich besser fahre, als mit dem Preis pro Stunde. Wenn ich unterschiedlich leistungsfähige Maschinen habe, die die gleiche Arbeit erledigen, sind viele Kunden nicht bereit, einen höheren Preis pro Stunde für die gleiche Arbeit zu zahlen. Bei einem einheitlichen Hektarpreis kann ich hingegen mit der leistungsfähigeren Maschine in der gleichen Zeit mehr Fläche ernten.“
Nicht alles rechnet sich
Die erste Priorität des Unternehmens hat die Grünfutterernte. Das gilt selbst in der Getreideerntezeit und Anders Gad beschreibt dies folgendermaßen: „Wir häckseln während der Getreideernte häufig bis nachmittags um 15 Uhr. Danach fahren wir dann mit den Mähdreschern raus. Die Grassilage geht vor, dann kommt die Getreideernte. Der Preis pro ha ist nicht sonderlich hoch. Wir stecken deshalb auch nicht unsere gesamte Energie in den Mähdrusch. Unsere Drescher sind nicht mehr die neusten. Wir schaffen es aber trotzdem, pro Jahr ca. 1.300 ha mit vier Maschinen zu dreschen.“
Ein Sorgenkind ist das Pressen. Die drei Quaderballenpressen sind mit jeweils ca. 2.000 Strohballen pro Jahr nicht richtig ausgelastet. Eine der Presse läuft darüber hinaus auch im Heu und in der Grassilage. „Eigentlich ist das zu wenig. Ich sehe das aber als Service, um meine Kunden komplett an mich zu binden. Mein Ziel ist es, meinen Kunden rundum zu bedienen. Sobald er sich einzelne Dienstleistungen bei einem anderen einkauft, werde ich wieder verglichen mit diesem Unternehmen“, erläutert Anders Gad: „Der Preis pro 120 x 130 cm Ballen ist mit 11 Euro in unserer Region relativ hoch. Dadurch rechnet sich die Presse zwar immer noch nicht ganz für mich, die Verluste sind aber zu verschmerzen.“
150 km Drainage pro Jahr
Eine besondere Dienstleistung des Unternehmens stellt die Verlegung von Drainagen dar. Dafür kommt ein spezieller Drainage-Pflug zum Einsatz, der bis zu einer Tiefe von 2 m arbeiten kann. Die Tiefenführung erfolgt über einen Laser, die Aufzeichnung der verlegten Drainage über GPS. Der Pflug wird von einem 500-PS-Knicklenker gezogen, der über eine spezielle Scraper-Verstärkung verfügt. „Die Kräfte, die bei dieser Arbeit auf den Rahmen des Traktors wirken, sind enorm. Das Drainageverlegen hat sich bei uns von einem Versuch zu einer festen Größe im Dienstleistungsportfolio entwickelt. Als wir 2004 mit einem Bagger begonnen haben, lag unser Jahrespensum bei einem Kilometer Drainage. Mit dem Drainagepflug, den wir heute einsetzen, haben wir im Jahr 2008 ca. 600 km verlegt. Heute kommen wir auf 100 bis 150 km. Wir sind Importeur der Drainagepflugfirma geworden und haben bereits mehrere in Dänemark verkaufen können“, resümierst Anders Gad. Die Drainageverlegung erfolgt hauptsächlich im Winter und im Frühjahr, wenn die anderen Arbeiten ruhen. „Deshalb gefällt mir diese Dienstleistung auch so gut. Ich kann meine Mitarbeiter damit auch im Winter sinnvoll beschäftigen“, freut sich Anders Gad und ergänzt abschließend: „Wir können noch arbeiten, wenn der Boden 25 cm tief gefroren ist.“
Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Juni 2014.