Video: Fendt 724 - Der Thronfolger

Der 820er Vario von Fendt war in den letzten drei Jahren der meistverkaufte Schlepper auf dem deutschen Traktorenmarkt – der König der Traktorzulassungen. Durch die in 2011 in krafttretende Abgasnorm TIER 3b und damit notwendiger neuer Abgasreinigungstechnologie musste jetzt allerdings eine Nachfolgebaureihe her. Die Redaktion konnte sich die neuen „großen“ 700er mit bis zu 240 PS bereits im Detail ansehen.

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Die neue Kabine - das ist wohl das auffälligste Merkmal der neuen 700er Baureihe, die aus drei Modellen (720 mit max. 147 kW/200 PS, 722 mit max. 162 kW/220 PS und 724 mit 176 kW/240 PS) besteht. VisioPlus nennt Fendt den Fahrerstand, der in Sachen Rundumsicht und Platz in dieser PS-Klasse neue Maßstäbe setzen soll. Fendt bietet die Kabine in zwei Versionen an - zum einen mit durchgehender Frontscheibe und ohne Tür auf der rechten Seite. Die zweite Version wird mit einer ausklappbaren Frontscheibe und rechter Tür geliefert. Diese Ausführung ist vor allem für den deutschen Markt gedacht, weil die Kunden hier laut Fendt sehr viel Wert auf eine ausstellbare Frontscheibe legen würden. Beide Kabinen verfügen über die weit nach oben und hinten gewölbte Scheibe, die die Sicht auf den Frontlader deutlich verbessert und die der 700er Baureihe ihr unverwechselbares Aussehen verleiht. Fendt gibt die gesamte Glasfläche der Kabine mit 6,1 m² an. Im oberen Bereich der Frontscheibe haben die Fendt-Ingenieure ein Rollo installiert, das zum Schutz gegen Blendung bei tiefstehender Sonne entsprechend heruntergezogen werden kann.

Kabine - 3 Federungssysteme lieferbar
Neben der mechanischen bietet Fendt im neuen 700er eine pneumatische Zweipunktfederung der Kabine an. Wer es noch komfortabler wünscht, kann auch die aus dem 800er und 900er Vario bekannte pneumatische Dreipunktfederung ordern.
Was die Armaturen und Bedienelemente in der Kabine der 700er angeht, gibt es keine großen Überraschungen: Wer die neuen 900er und 800er Varios kennt, wird auch mit dem 700er zu Recht kommen. Fendt liefert die neuen Traktoren serienmäßig mit dem 7 Zoll - auf Wunsch mit 10,4 Zoll - Variotronic-Terminal mit Touchscreen aus. Über diese Terminals können u.a. sämtliche Einstellungen am Schlepper vorgenommen und überwacht, je nach Terminaltyp Arbeitsaufträge dokumentiert, das optionale automatische Lenksystem gesteuert, sowie auch ISOBUS-Geräte angesteuert werden.
Der Lenkturm (Lenkrad und die dahinter liegende Armatur) schwenken bei der Verstellung dem Fahrer nun in einem Stück entgegen, was die Sicht auf die Displays im Armaturenbereich optimieren soll.

Motor - natürlich mit SCR
Unter der neu designten Motorhaube arbeitet ein 6,06 l großer 6-Zylinder Deutz-Motor mit Vierventil-Technik und CommonRail Einspritzung (Einspritzdruck von bis zu 1.600 bar). Der Turbolader verfügt über ein elektronisch geregeltes Wastegate. Das maximale Drehmoment (1.058 Nm beim 724) liegt bei 1.450 U/min an. Der Motor verbrennt angenehm leise und ist in der geschlossenen Kabine auch unter Last kaum zu hören.
Die Kühler sind jetzt wieder herkömmlich hintereinander angeordnet. Das Hydrauliköl wird beim neuen 700er über einen Wärmetauscher vom Getriebeöl mitgekühlt. Dadurch konnte auf einen Hydraulikölkühler verzichtet werden.
Bei der Abgasnachbehandlung setzt Fendt wie auch in den größeren Baureihen auf einen SCR-Katalysator mit AdBlue-Einspritzung. Fendt sieht in diesem System einen Dieselverbrauchsvorteil gegenüber anderen Marktlösungen, wenngleich beim Einsatz von SCR-Katalysatoren mit AdBlue ein zweites Betriebsmittel mitgeführt werden muss. Der Kraftstofftank der 700er fasst 400 l Diesel, hinzu kommt ein AdBlue-Tank mit 38 l. Beide lassen sich bequem über die Einfüllstutzen auf der linken Seite des Schleppers neben dem Einstieg betanken.

Getriebe - selbstverständlich stufenlos
Getriebeseitig verbaut Fendt in der 700er Baureihe die stufenlose Einheit ML 180 HD. Das HD steht dabei laut Fendt für „high definition". Die Lager und des Planetensatzes des Getriebes sind verstärkt. Es verfügt über zwei Geschwindigkeitsbereiche (Acker: 0,02 bis 28 km/h vorwärts, Straße: 0,02 bis 50 km/h vorwärts). Eine 60 km/h Version wie in den größeren Baureihen ist für den 700er nicht vorgesehen. Wie im neuen 800er ist auch für den 700er Vario die Grenzlastautomatik serienmäßig.
Beim 700er Vario setzt Fendt weiterhin auf die Halbrahmenbauweise. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 12,5 t bei einem Leergewicht von 7,91 t. So bleibt eine maximale Zuladung von knapp 4,6 t auch bei 50 km/h. Bei den beiden größeren Modellen der Baureihe ist die gefederte Vorderachse auf 6 t zulässige Gesamtlast ausgelegt, beim kleineren 720 auf 5,4 t. Der Radstand ist im Vergleich zum alten 800er um ca. 5 cm gewachsen.
Erstmals bietet Fendt mit dem neuen 700er die Vario-Aktiv Lenkung an. Wird sie zugeschaltet, halbiert sich die Zahl der Lenk-radumdrehungen von Anschlag zu Anschlag. Die Aktivierung war bei der Vorserienmaschine noch etwas unübersichtlich in einem Untermenü des Variotronic Terminals versteckt. Beim Arbeiten z.B. mit dem Frontlader bringt die neue Funktion allerdings merkliche Vorteile, da der Fahrer deutlich weniger am Lenkrad „kurbeln" muss.

Hydraulik - mehr Möglichkeiten
Die serienmäßige Load-Sensing Anlage verfügt über eine Axialkolbenpumpe mit einer Förderleistung von 110 l/min. Wem diese Leistung nicht ausreicht, der kann auf Wunsch auch Pumpen mit 152 bzw. 193 l/min bestellen. Bis zu 7 elektrische dw Ventile (2 vorne und 5 hinten) sind erhältlich. Serienmäßig werden 3 Ventile geliefert. Die maximal entnehmbare Ölmenge gibt Fendt mit 55 l an. Die maximale Hubkraft im Heck beträgt 9.580 daN, am Frontkraftheber sind es 4.418 daN.
Neu ist die automatische Lastkompensierung am Heckkraftheber. Diese bewirkt beim Senken des Anbaugerätes eine gleichbleiben Senkgeschwindigkeit unabhängig des Beladungszustandes. Somit macht es z.B. keinen Unterschied mehr, ob eine angebaute Drillmaschine voll beladen oder leer ist. Die Senkgeschwindigkeit bleibt immer gleich.
Der Frontkraftheber ist auf Wunsch mit einer entlastenden Regelung lieferbar. Das dafür verantwortliche Ventil soll einen gleichmäßigen Auflagedruck ermöglichen. Beim Einsatz eines Frontmähwerks kann mit dieser Regelung laut Fendt auf Entlastungsfedern verzichtet werden.

Fazit
Der neue 700er ist eine gelungene Maschine, die viele innovative Features (gegen Aufpreis) bietet und sicher in die Fußstapfen des alten 800er treten wird. Wer will, kann seinen 700er Vario relativ einfach ausstatten und bekommt laut Fendt „deutlich mehr Schlepper" in etwa zum Preis eines 820 Varios. Der kleine 700er (712 bis 718) wird übrigens weiterhin verfügbar sein.
Björn Anders Lützen
Redaktion Lohnunternehmen

Motor

Deutz, 6,06 l Hubraum, 6 Zylinder, Vierventil-CommonRail, Turbolader, Ladeluftkühler, Viscolüfter

Maximale Leistung nach ECE R 24

720: 147 kW/200 PS; 722: 162 kW/220 PS; 724 mit 176 kW/240 PS)

Maximales Drehmoment (1.450 U/min)

720: 897 Nm; 722: 988 Nm; 724: 1.058 Nm

Getriebe

ML 180 HD, stufenlos (0,02 bis 50 km/h), mit 2 Fahrbereichen, 50 km/h bei 1.700 U/min

Hydraulik

Load-Sensing

Leistung der Pumpe

110 l/min, a.W. 152 oder 193 l/min

Hubkraft Frontkraftheber

4.418 daN

Hubkraft Heckkraftheber

9.580 daN

Maße und Gewichte

 

Länge/Breite/Höhe

5.240 mm/ 2.550 mm/ 3.050 mm

Radstand

720: 2.770 mm, 722 & 724: 2.783 mm

Leergewicht

7.910 kg

Zul. Gesamtgewicht

12.500 kg

Tankinhalt Diesel

400 l

Tankinhalt AdBlue

38 l