Agrar-Team Deike beim Düngen

Im südniedersächsischen Freden ist der Standort des Agrar-Teams Deike. Aus dem Milchviehbetrieb mit Ackerbau ist in den vergangenen vier Jahren ein stetig wachsender Lohnbetrieb geworden, der sich unter anderem auf die Gülle- und Gärresteausbringung spezialisiert hat.
Unterwegs mit dem Schleppschuh - insbesondere in den neuen Bundesländern wird diese Technik häufig nachgefragt.

8:00 Uhr - Abfahrt nach Freden
Hinaus aus Hannover geht es über die B3 in Richtung Süden. Zu dieser Zeit eine angenehme Fahrt, denn der Großteil des Verkehrs fließt in Richtung Innenstadt. Es geht nach Freden, ein Ort mit etwa 4.000 Einwohnern, gelegen im südlichen Niedersachsen.


9:00 Uhr - Ankunft bei Familie Deike
Das Wohnhaus der Familie Deike, die wir an diesem Tag besuchen, befindet sich mitten im Ort. Freundlich öffnet mir Anja Deike am Morgen die Tür und bittet zum Kaffee. Jens-Heinrich Deike kommt kurze Zeit später dazu und erklärt: „Entschuldigen Sie, wie ich aussehe, aber ich komme gerade vom Rüben roden.“ Er hat den Betrieb im Jahr 1999 von seinem Vater übernommen und führt den Hof mittlerweile in der 6. Generation. Zu dieser Zeit war der Betrieb ein reiner Milchvieh- und Ackerbaubetrieb. Für Jens-Heinrich Deike war jedoch klar, dass er den Betrieb vergrößern würde, um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben. „Außerdem schlägt mein Herz für die Landwirtschaft. Ich bin mit großer Leidenschaft dabei. So kam es, dass wir das Lohnunternehmen gegründet haben und begonnen haben, für andere Landwirte zu dreschen.“

Das Wohnhaus der Familie Deike stammt aus dem 18. Jahrhundert und liegt mittem im Ort Freden.

Das Jahr 2010 war die Geburtsstunde des Lohnunternehmens, als Lohnunternehmer Deike sich einen Mähdrescher mit Raupenlaufwerk kaufte. Bisher war das Unternehmen mit einigen Schleppern samt Anbaugeräten unterwegs. Da mit dem Mähdrescher auch noch bei schlechten Bodenbedingungen gedroschen werden kann, kamen schnell die ersten Aufträge. Unter anderem kamen sogar einzelne Aufträge aus Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt dazu. Im Winter 2010 fragte der Betreiber einer Biogasanlage an, ob er Arbeiten wie das Maisdrillen und Häckseln auf 300 ha im kommenden Jahr übernehmen könne. „Dieses Angebot haben wir gerne angenommen und uns für diesen Auftrag einen Häckselwagen gekauft. Wichtig war mir aber, dass wir damit auch Getreide abfahren können, um dadurch meine Maschinen möglichst effektiv auslasten zu können. Daher sind auch unsere drei Abschiebemulden mit einem Wechselfahrwerk ausgestattet“, erklärt Jens-Heinrich Deike weiter. „Wir haben das Lohnunternehmen mit nur einem festen Mitarbeiter, Hartwig Koch, gestartet. Doch dem einen Auftrag der Biogasanlage folgten schnell weitere Anfragen und so war klar, dass wir weitere Mitarbeiter benötigen würden.“
 

10:30 Uhr - Im Kuhstall
Womit ein Teil dieser Mitarbeiter während unseres Besuchs im November beschäftigt ist, will ich gerne selbst sehen. Dies trifft sich gut, denn Jens-Heinrich Deike hat schon den nächsten Termin zwischen Rüben ernten und Weizen drillen. Anja Deike begleitet mich daher und führt mich über das Grundstück. Das Wohnhaus ist seit dem 18. Jahrhundert im Familienbesitz. In den beiden Scheunen stehen zahlreiche Maschinen. Gemeinsam fahren wir zum Kuhstall, der nur wenige hundert Meter vom Wohnhaus am Ortsrand liegt. Die Familie Deike ist gerade dabei den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu vergrößern: „Wir haben endlich die Baugenehmigung erhalten und können den Kuhstall erweitern“, sagt Anja Deike erleichtert. „Es war nicht ganz einfach die Genehmigung zu erhalten, aber nun können wir endlich mit dem Bau beginnen - die Fläche ist schon vorbereitet. Der Plan ist, den jetzigen Kuhstall quasi zu verdoppeln. Wir wollen gerüstet sein, wenn 2015 die Milchquote fällt. Die Tierhaltung aufgeben kommt für mich und meinen Mann nicht in Frage und die Milchviehhaltung ist aus dieser Region nicht weg zu denken.“
Für Landwirte im südlichen Niedersachen ist das Agrar-Team Deike unterwegs, jedoch ist der Kundenkreis insgesamt deutlich größer. Er erstreckt sich auf ein Gebiet von Göttingen im südlichen Niedersachen bis nach Hannover im Norden sowie Magdeburg im Osten und Holzminden im Westen. Während wir mit dem Auto weiter fahren, erklärt Anja Deike: „Mittlerweile sind wir und unsere Mitarbeiter viel unterwegs - auch mal für Tage oder sogar Wochen am Stück, wenn wir z.B. für eine Biogasanlage arbeiten. Im gleichen Jahr, in dem wir den ersten Auftrag der Biogasanlage bekamen, haben wir einen weiteren Vertrag mit einer Biogasanlage geschlossen; das waren weitere 600 ha. Da lag es natürlich nahe, dass wir uns auch in Richtung Gärrest-Ausbringung und Biogaslogistik erweitern.“
 

Sascha Teifel tankt den gemieteten Sattelauflieger von D-Tec am Kuhstall auf.

10:45 Uhr - Zum Gülletransport
Gesagt, getan. Im Jahr 2012 setzte Jens-Heinrich Deike die Idee, Dienstleistungen rund um Gärrestausbringung und Umlagerung anzubieten, in die Tat um. Er kaufte zwei Lkw von Scania und Mercedes. Wichtig war ihm dabei, dass die Lkw über zwangsgelenkte Achsen verfügen, um möglichst wendig unterwegs zu sein. Jedoch setzt er die Lkw hauptsächlich auf befestigten Straßen ein. In der Lkw-Zubringung bis aufs Feld sieht er keine große Zukunft - Schlepper sind dort nach wie vor seine erste Wahl.
Das Lohnunternehmen bietet heute die Gärrest- und Gülleausbringung, die Umlagerung und den Shuttle-Transport an. Vom Biogas-Boom hat das Unternehmen profitiert. Doch die Aufträge durch Biogasanlagen waren nur ein Grund für das rasche Wachstum. Jens-Heinrich Deike ist bei seinen Aufträgen wichtig, diese pünktlich und sorgfältig zu erledigen, und so konnte er sich einen festen Kundenstamm aufbauen. Mittlerweile arbeiten im Unternehmen 16 Mitarbeiter und es kommen stetig neue Aufträge hinzu.
Wir beenden unsere Fahrt und erreichen den Einsatzort. „Hartwig fährt gerade Gülle auf einer unserer Flächen aus. Er ist unser erster Mitarbeiter und ist jetzt das neunte Jahr dabei“, erklärt Anja Deike. „Wir sind froh, dass er für uns arbeitet und wir uns auf ihn verlassen können. Verlässliche Mitarbeiter entlasten uns sehr bei der täglichen Arbeit. Gerade die letzten Wochen waren sehr anstrengend - für uns und unsere Mitarbeiter. Aber die Saison geht dem Ende zu und wir fahren bis zum 15. November Gülle aus. Danach müssen wir vor allem die Maschinen waschen und reparieren - dafür war an den langen und stressigen Arbeitstagen kaum Zeit.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Anja Deike in Richtung Büro, während Hartwig Koch mir einige Funktionen des neuen Güllefasses erklärt. 
 

Hartwig Koch ist langjähriger Mitarbeiter im Unternehmen und fährt den neuen Xerion für die ersten Aufträge.

11:15 Uhr - Präzise ausbringen
Hartwig Koch fährt an diesem Tag den neuen Claas Xerion 4000 mit Schleppschuh-Verteiler. Die Maschine ist erst wenige Wochen im Einsatz und Mitarbeiter Koch war damit die letzten Tage für einen Auftrag in der Nähe von Magdeburg unterwegs. „Ich bin erst gestern mit der Maschine zurückgekommen. Mit der Technik bin ich sehr zufrieden - es macht Spaß damit zu fahren und bis auf kleinere Probleme läuft sie gut.“
Die Maschine hat ein Fassungsvermögen von 16 m³ und ist mit einem 9 m-Schleppschuhgestänge ausgestattet. Das dazugehörige Anbaufass mit weiteren 16 m³ ist bestellt und soll demnächst die Ausbringung noch schlagkräftiger machen. Exakt kann die Gülle im Hundegang ausgebracht werden, denn es ist ein automatisches Lenksystem aufgebaut. Der Fahrer kann jederzeit auf dem Bildschirm verfolgen, welche Flächen bereits überfahren wurden. Die Reifendruckregelanlage soll den Bodendruck zusätzlich minimieren.
„Ich bin quasi von Anfang an bei den Deikes dabei. Ich kümmere mich zwar auch um die Kühe, jedoch bin ich lieber mit der Technik unterwegs - insbesondere die Gülleausbringung macht mir Spaß. Jeder von uns im Team hat seine Lieblingsmaschinen und darf diese auch fahren - so fährt zum Beispiel Sascha Teifel heute den Lkw-Zubringer und macht das richtig gut. "Ich habe zwar einen Lkw-Führerschein, aber bin lieber auf dem Trecker unterwegs. Ich bin ausgebildeter Landwirt und zu Hause haben wir einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Kuhhaltung. In einigen Jahren werde ich diesen vielleicht übernehmen“, erklärt Hartwig Koch.
Der Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern ist gut, berichtet er, obwohl das Team sehr schnell gewachsen ist und es sicherlich noch einige Zeit braucht, um weiter zusammen zu wachsen. Ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern sei den Deikes wichtig und sie haben sich daher für den Namen „Agrar-Team Deike“ entschieden. Hartwig Koch sagt: „Es kommt schon vor, dass die Tage lang werden und wir sehr viel arbeiten. Aber im Winter fällt dafür ja deutlich weniger Arbeit an und ich persönlich mag es sehr, herum zu kommen. Ich habe Spaß daran, neue Leute und andere Arbeitsweisen kennen zu lernen. Außerdem schätze ich mein Verhältnis zum Chef.“
 

Kurzeses Zusammentreffen am Feldrand: Familie Deike und die Mitarbeiter besprechen sich über die Arbeiten des Tages. Von links: Sascha Teifel, Anja Deike, Jens-Heinrich Deike, Jannes Fischer, Johann-Heinrich Deike und Hartwig Koch.

12:00 Uhr - Mit Schleppschlauch und Schleppschuh
Die Gülle, die Hartwig Koch an diesem Tag ausbringt, stammt vom eigenen Betrieb. Die Rindergülle wird zentral am Offenstall gesammelt. Jannes Fischer bringt die Gülle mit dem Fendt 722 und angehängtem 16 m³-Fass zum Feld. Um Wartezeiten zu vermeiden ist Sascha Teifel mit dem Mercedes Actros und Aufliegerfass unterwegs, das 28 m³ fasst. Das Fass hat Lohnunternehmer Deike von D-Tec aus Holland gemietet, bis das gekaufte fertig ist, und trägt daher noch gelbe Nummernschilder.
Das am häufigsten ausgebrachte Substrat im Lohnunternehmen sind Gärreste aus Biogasanlagen. Neben dem neuen Xerion ist das Lohnunternehmen mit einem Fass mit angebautem 36 m-Schleppschlauchverteiler von Vogelsang mit Teilbreitenschaltung unterwegs - ebenfalls mit automatischem Lenksystem. Zum Einsatz kommt auch das Zunhammer Fass "Profi-Fant" mit Schleppschläuchen auf einer Breite von 30 m. Diese Technik sei vor allem in den neuen Bundesländern sehr gefragt, hatte mir Jens-Heinrich Deike zuvor erklärt. Für ihn spielt neben der präzisen Ausbringen die Dokumentation eine wichtige Rolle. Er erklärt: „Die Bürokratie wird nicht weniger und erschwert vielfach die Arbeit. Mit den neuen Bestimmungen zur Einarbeitungsfrist für Gülle wird die Schlagkraft immer wichtiger. Dies merken wir insbesondere bei unseren Kunden im Osten. Wir denken aber, dass wir gut gerüstet sind, denn wir bieten verschiedene leistungsfähige Techniken an. Auf Wunsch können wir die Einarbeitung der Gülle direkt mit Kompaktscheibenegge oder Mulchgrubber übernehmen.“ Zur Dokumentation und Arbeitsaufteilung erhält jeder Mitarbeiter Schlagkarten auf sein Smartphone. Dort kann er ablesen, wieviel Substrat wohin ausgebracht werden muss.
Nach einer weiteren Runde auf dem Xerion erwartet uns Familie Deike am Feldrand. Jens-Heinrich Deike hat seinen 9-jährigen Sohn Johann-Heinrich mitgebracht. Dass dieser ganz begeistert von den Maschinen ist und gerne auf dem Trecker mitfährt, davon hatte mir schon Hartwig Koch erzählt. Nach kurzer Absprache geht es für mich mit Anja Deike weiter.
 

Mit dem Tiger von Ropa ist Jens-Heinrich Deike besonders gerne unterwegs und rodet Rüben für die nahegelegene Zuckerfabrik.

12:35 Uhr - Vom Hörsaal auf den Trecker
„Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit im Büro“, erklärt sie mir. „Die Arbeit wäre gut zu schaffen, aber leider kommen häufig unvorhergesehene Dinge hinzu - wie etwa die Baugenehmigung für den Stall, der Besuch des Architekten oder Gespräche mit Bewerbern. Aber ich bin auch gerne draußen unterwegs. Mit Landwirtschaft hatte ich früher, ehrlich gesagt, wenig zu tun. Ich habe Medizin studiert und dann meinen Mann kennen gelernt. Ich konnte mir früher kaum vorstellen auf dem Dorf zu leben, aber mein Mann hat mich mit seiner Begeisterung angesteckt. Mittlerweile bin ich mit der gleichen Leidenschaft wie er dabei.“
Mit diesen Worten erreichen wir die Lieblingsmaschine von Jens-Heinrich Deike. Mit dem Rübenroder EuroTiger V8-3 von Ropa ist er besonders gerne unterwegs, wie auch an diesem Tag. Die Rüben werden 6-reihig gerodet und an die Zuckerfabrik nach Nordstemmen geliefert. „Bis vor zwei Jahren haben wir auch den Abtransport der Rüben übernommen, doch diese Dienstleistung übernehmen wir nicht für jede Fläche“, sagt Anja Deike, und weiter: „Es war irgendwann nicht mehr zu schaffen. Im Wechsel haben wir die Rüben teilweise bis spät nachts und ab dem frühen Morgen abgefahren. Wenn wir heute den Abtransport übernehmen, kommt einer unserer Lkw zum Einsatz.“ Der Großteil der geköpften Rüben wird zu Zucker verarbeitet und nur ein kleiner Teil wird zu Biogas.
 

Jens-Heinrich Deike drillt den Weizen. Im Hintergrund ist Hartwig Koch am Hang bei der Gülleausbringung zu sehen.

13:10 Uhr - Nach der Arbeit ist vor der Arbeit
Nach dem kurzen Stopp am Rübenroder fahren wir zurück zu Jens-Heinrich Deike. Er ist gerade dabei den Weizen für das nächste Jahr zu drillen. Denn auch wenn die Ausbringzeit für Gülle demnächst abläuft, so gibt es im November noch reichlich zu tun. Auf dem gleichen Feld ist derweil Christan Koch, der Bruder von Hartwig Koch, unterwegs. Mit dem Fendt 939 bereitet er die Flächen für das Drillen vor. Er erklärt: „Mit dieser Fläche bin ich fertig, aber auf einer anderen Fläche geht es heute noch weiter. Ich bin seit zwei Jahren beim Agrar-Team Deike dabei. Mein Bruder, der schon lange hier beschäftigt ist, hat mir die Stelle vermittelt. Mitarbeiter werden hier immer gebraucht.“

 

Die Gülle des eigenen Milchviehbetriebes wird auf den Flächen verteilt. Demnächst soll ein zweiter Offenstall gebaut werden.

Dem pflichtet Anja Deike bei. Besonders gute Erfahrungen hat das Unternehmen mit Praktikanten gemacht. „Wir haben immer wieder Praktikanten, die uns bei der täglichen Arbeit unterstützen. Diese kommen von Universitäten oder Fachhochschulen, aber auch Mitarbeiter aus anderen Ländern wie z.B. Österreich oder Holland sind dabei. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass wir unseren Betrieb mit zuverlässigen Mitarbeitern und guten Aufträgen weiter ausbauen können. Falls wir die Genehmigung erhalten, ist der Bau einer weiteren Maschinenhalle geplant. Aber zunächst sehnen wir uns das Ende der Saison herbei, um wieder ein wenig durchatmen zu können. Eine Pause haben sich die Mitarbeiter und die Maschinen verdient.“

Maren Schlauß,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Erschienen unter dem Titel "Düngen, roden, säen" in der LOHNUNTERNEHMEN Januar 2015.

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