DEULA-Expertentipp: Beseitigung von Totholz

In Deutschland ist der Wald zum Problemfeld geworden. Was ist bei der Beseitigung von Totholz zu beachten?

Trockenheit und in Folge Schädlingsbefall und Krankheit, das sind die Meldungen, die aus der Forstwirtschaft kommen. Die ökologischen und ökonomischen Probleme sind dramatisch, Forstarbeiter:innen kommen kaum hinterher. Aber auch Kommunen müssen ihren Baumbestand permanent prüfen und Sorge dafür tragen, dass mit der Motorsäge für Sicherheit im öffentlichen Raum gesorgt wird.

Meldungen über Unfalltote durch umstürzende Bäume oder herabfallende Baumteile schockieren, weil es jede:n treffen kann. Es gibt also viel zu tun. Wenig Zeit, Personalengpässe und viele andere Gründe können dazu beitragen, dass die Sicherheit nicht in erforderlichem Maß Berücksichtigung findet. Externe Dienstleister, wie Lohnunternehmen, können eine Lösung sein. Eigene sowie Baumbestände auf privaten und gewerblichen Grundstücken bieten weitere Betätigungsfelder für fachkundige Motorsägenführer:innen.

Risiko Totholz

Das Lohnunternehmen als kommunaler Dienstleister trifft auf Bäume, deren Zustand in der Regel gut dokumentiert ist. Nur wenn in Trockenjahren wie den vergangenen beiden sehr viele in kurzer Zeit absterben, werden sie tatsächlich zum Problem. Besonders sticht die Buche hervor, weil sie scheinbar von heute auf morgen in höheren Stammregionen einfach brechen kann und große herabfallende Kronenteile für Arbeiter:innen, aber auch Passant:innen zur Lebensgefahr werden.

Ist das Laubschadholz identifiziert, muss es zeitnah gefällt werden. Dabei sind folgende Maßnahmen zu beachten: Alles stehende Schadholz muss vor Ort gekennzeichnet und für jeden Baum das geeignete Arbeitsverfahren festgelegt werden. Ergibt sich daraus, dass nicht für jeden Fall das richtige Werkzeug vorhanden ist, müssen auch einzelne Bäume vorerst stehen bleiben.

Angesichts der Tatsache, dass ganze Kronen herunterstürzen können, ist eine deutlich vergrößerte Gefahrenzone festzulegen, in der sich nur der Sägende aufhalten darf. Die Rückweiche muss ebenfalls großzügig erweitert und auch genutzt werden. Am Baum ist nach Möglichkeit erschütterungsfrei zu arbeiten. Das bedeutet, dass keine Einschlagkeile genutzt werden können, technische Fällkeile allenfalls mit Fernbedienung.

Vorzuziehen ist die Arbeit mit einer Winde. Dabei kommt die sogenannte Königsbronner Anschlagtechnik (KAT) zum Einsatz. Mittels Schubstange und -haken kann das Kunststoffseil mühelos in einer Höhe von fünf Metern und mehr angeschlagen werden, ohne dass sich Personen im direkten Gefahrenbereich aufhalten müssen.

Dabei wird das Seil mittig über den Haken und dann auf gewünschter Höhe an den Baum gelegt. Unten werden die Seilenden links wie rechts am Stamm vorbeigeführt. Ein Ende wird durch einen Schekel am anderen gezogen und die so entstandene Schlaufe langsam zugezogen. Verhindern Äste dieses Vorgehen, wird der Schekel mit dem Schubhaken über einen geeigneten Ast geführt und wieder heruntergezogen, um dann mit der Schlaufe fortzufahren.

Das Seil wird daraufhin angezogen, aber nicht vorgespannt. Jetzt kann die Sicherheitsfälltechnik mit stark unterschnittenem Halteband (15-20cm) durchgeführt werden. Das ermöglicht den Fällarbeiter:innen, auch einen großen Gefahrenbereich ohne Hast zu verlassen, bevor die zweite Person an der Winde den Baum entspannt zum Fallen bringt.

Thomas Hesse. Foto: DEULA

Die DEULA rät

Um das Risiko bei der Bearbeitung von Schadholz so gering wie möglich zu halten, ist eine gute Vorbereitung wichtig. Eine Checkliste (SVLFG) erleichtert routiniertes Vorgehen:

  • Gefährliche Totholzbäume und abgängige Bäume sind markiert
  • Der Bestand ist erschlossen
  • Die Rückegassen und Maschinenwege sind eindeutig markiert und gut befahrbar
  • Schwieriges Gelände (stark geneigt, Blocküberlagerung), auch in Teilflächen, bleibt unbearbeitet
  • Verhausituationen können vermieden werden
  • Ein ausreichender Fällkorridor ist vorhanden bzw. kann durch weitere Entnahme hergestellt werden
  • Gefällte Bäume werden außerhalb von gefährdenden Totholz-Bereichen bearbeitet
  • Erschütterungsarme Arbeitsverfahren, die örtlichen und zeitlichen Abstand zum fallenden Baum ermöglichen, werden angewendet
  • Baumdimension und Kranreichweite ermöglichen Vollmechanisierung (technische Einsatzgrenzen werden beachtet)
  • Seilwindenunterstützte Baumfällung wird eingesetzt (Teilmechanisierung)
  • Ferngesteuerte Fällhilfen als mögliche Alternative für Normalbäume
  • „Zwangs“-Vorhänger werden mit Halteband gefällt (Ausnahmebäume!)
  • Können Bäume nicht mehr mit der Motorsäge sicher bearbeitet werden (Fäule!), ist ein mögliches Umziehen mit der Forstseilwinde zu prüfen
  • Fachkundig geschultes und unterwiesenes Personal wird eingesetzt
  • Fachkundige Arbeitsweise wird überprüft
  • Abweichungen führen zu anlassbezogenen, dokumentierten Unterweisungen
  • Die Ausführenden entscheiden selbst, ob der Baum stehen bleibt (zu gefährlich bzw. kein geeignetes Arbeitsverfahren möglich)

Thomas Hesse, Dipl. Forstingenieur und Technischer Ausbilder an der DEULA Westerstede

Von der Pike aufwärts

DEULA-Standorte als Träger der überbetrieblichen Ausbildung der Grünen Berufe im Bereich Technik vermitteln in der beruflichen Weiterbildung „Motorsägenwissen“ von der Schwachholzaufbereitung bis zur Pflege von Großbäumen und Problembaumfällung verschiedenste Kurse in Abstimmung mit allen Berufsgenossenschaften. Spezialkurse werden bei Bedarf entwickelt.

Weitere Informationen

Bundesverband DEULA e.V.
Hubert Lücking
info@deula.de
04488/ 830150

Der LU-Tipp

Die im Text erwähnte SVLFG-Checkliste für das routinierte Vorgehen bei Baumfällungen und Totholz-Entfernung ist über nebenstehendem QR-Code auch online einsehbar: https://cdn.svlfg.de/fiona8-blobs/public/svlfgonpremiseproduction/33541ca033e46d65/104f6348a769/checkliste-forst-holzeinschlag.pdf

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