DEULA-Expertentipp: Mehr Präzision - weniger Chemie

Die Anforderungen an die landwirtschaftliche Produktion sind extrem hoch und ganz vorne dabei ist der Pflanzenschutz. Kenntnis modernster Technologien sind unverzichtbar.
(Foto: Lützen, Werksbild)

Gute fachliche Praxis verlangt vom Anwender, dass er den Argumenten des integrierten Pflanzenschutzes folgt und die Fortschritte in der Anwendungstechnik nutzt. Der hocheffiziente und sparsame Einsatz der Pflanzenschutzmittel ist oberstes Ziel. Technische Sachkunde sowie die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten über Funktion, Einsatz, Bedienung Wartung und Instandhaltung der Baugruppen sind unverzichtbar.
Die Umwandlung der Spritzbrühe in feinste Tropfen fällt den Düsen zu. Unterschiedliche Düsentypen zerreißen die Flüssigkeit in Tropfen mit anwendungsbedingt verschiedenen Durchmessern von 150 bis 500 Mikrometern. Ein Mikrometer misst 1/1.000 mm oder 1/1.000.000 m. Je nach Bauart einer Düse überwiegen im Spritzbild einer Düse feine, mittlere, oder grobe Tropfen, so dass jede Spritzdüse ein charakteristisches Tropfenspektrum hat. Die Kenngröße für das entstehende Tropfenspektrum und dessen Häufigkeitsverteilung ist der „Mittlere Volumetrische Durchmesser (MVD)“, anhand dessen die Zerstäubung von sehr fein bis sehr grob eingeteilt wird. Düsen gleichen Tropfenspektrums werden in Düsentypen zusammengefasst und farblich gekennzeichnet. Je kleiner die Durchflussgröße einer Düse und je größer der Druck, desto geringer wird der MVD und das Feintropfenvolumen steigt. Dies beschreibt den Anteil der Tropfen im Tropfenspektrum, die kleiner als 125 μm sind, und somit als extrem abdriftgefährdet gelten.

Der Tropfen macht‘s

Sehr feine (<125 μm) und feine Tropfen (<250 μm) haben ein hohes Bedeckungspotenzial beim Auftreffen auf die Zielfläche, durchdringen die Bestände aber sehr schlecht und sind sehr abdriftgefährdet. Durch ihr geringes Gewicht werden die Tropfen zu wenig beschleunigt und dadurch bereits nach kurzer Zeit und Wegstrecke von der Umgebungsluft abgebremst. Sie sind dann jeder Luftbewegung ausgesetzt. Der Wirkstoff kann in die Atmosphäre abdriften, da er die Pflanze nicht erreicht. Allerdings wird die Gefahr des Abfließens vom Blatt verringert, da eine schnelle Antrocknung erfolgt. Die Wahl einer größeren Durchflussmenge oder die Verringerung des Spritzdruckes führen dagegen zu einer Erhöhung des MVD und damit zu einem gröberen Tropfenspektrum mit geringerem Feintropfenvolumen. Größere Tropfen sind weniger wind- und verdunstungsanfällig und werden weniger stark vom Horizontalwind verfrachtet, allerdings geht dies zulasten der Bedeckung und der Gefahr des Abrollens oder Abfließens der Flüssigkeit vom Blatt.

Andreas Thünemann, Technischer Lehrer an der DEULA Freren

Grobe Tropfen (<450 μm) und sehr grobe Tropfen (<550 μm) erzielen – auf der gleichen Fläche – einen schlechteren Bedeckungsgrad, aber eine sehr gute Bestandsdurchdringung und das geringste Abdriftrisiko gegenüber den feinen Tropfen. Es muss also ein optimales Verhältnis zwischen Tropfengröße und Bedeckungsgrad gefunden werden. Für eine aus heutiger Sicht optimale Applikation ist also eine mitteltropfige Düsentechnik (mit mittlerer Tropfengröße 250-350 μm) zu bevorzugen, die die jeweiligen Vorteile beider Extreme verbindet: ein gutes Bedeckungspotenzial (Tropfenanzahl hoch genug), eine gute Bestandsdurchdringung und ein geringes Abdriftrisiko. Die Tropfen werden durch ihr Gewicht ballistisch (wie eine Gewehrkugel) beschleunigt und fliegen auf einer Flugbahn bis auf einen Auftreffpunkt. So erreichen sie die Zielfläche schnell und haben eine Tropfenlebensdauer bei 30°C und 40% rel. Luftfeuchte von über 50 sec.

Die DEULA rät

Wirkstoffe fallen weg, erlaubte Aufwandmengen sinken und die Preise steigen. Mit Einzug der Präzisionslandwirtschaft erhalten auch Hackgeräte und Bandspritztechnik neue Aufmerksamkeit. Moderne Techniken können dabei die Pflanzenschutzmittel in die Kulturreihen oder zwischen diese – je nach Bedarf – applizieren. Die Lösungen der Unternehmen bieten zum Teil die Möglichkeit, ohne große Umbauten zwischen Flächen- und Bandbehandlung zu wechseln. Für den einfachen Wechsel zwischen Band- und Flächenspritzung wird die Spritze mit einer zweiten Bandspritzleitung ausgestattet oder es sind Mehrfachdüsen-Stöcke notwendig.
Amazone baut beispielsweise auf den Vierfach-Düsenkörper auf. Für die Bandspritzung wird der Düsenabstand mit einem Verlagerungssatz von 50 auf 25 cm verringert. Mit einer speziellen Software kann in Reihenweiten von 25, 50 oder 75 cm gearbeitet werden. Dabei setzt Amazone auf die Spotfan 40-03-Düsen von Agrotop mit einem 40° Spritzkegel. Je nach Reihenabstand werden Einsparungen bis zu 65 % in Aussicht gestellt. Andere Hersteller gehen eigene Wege, um das Ziel zu erreichen. Neben der Düsentechnik ist die präzise Gestängeführung horizontal wie auch Vertikal erforderlich. Es kommen Kamera, Sensoren und Verschieberahmen in Kombination mit einem RTK-Führungssystem zum Einsatz. Einer der Vorteile gerade für Lohnunternehmen bei der modernen Bandspritztechnologie ist, die Wahl der besten Technik quasi erst am Einsatzort bestimmen zu können und so dem Kunden jederzeit das Optimum bieten zu können.

Andreas Thünemann,
Technischer Lehrer an der DEULA Freren

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