DEULA-Tipp: Lenkachsen an Anhängern

Lenkachsen an Tandem- und Tridemachsen an Starrdeichselanhängern mindern Verschleiß und Kraftstoffverbrauch und erhöhen Komfort und Sicherheit.
(Fotos: Lützen, Werksbild)

Ob Muldenkipper, Ladewagen, Miststreuer oder Gülletankwagen – sie alle kommen heute kaum noch ohne Lenkachsen daher, liegen die Vorteile doch auf der Hand: größere Spurtreue und Wendigkeit, geringeren Zugkraftbedarf, weniger Kraftstoffverbrauch, weniger Verschleiß und höhere Boden- bzw. Grasnarbenschonung. Je weiter die einzelnen Achsen auseinanderstehen, umso höher sind die maximal zugelassenen Gesamtmassen der Fahrzeuge und umso wichtiger wird auch die Lenkung. Während eine Tandemachse mit einem Abstand von unter einem Meter nur bis 11 t zugelassen ist, erhöht sich dieser Wert bei über einem Meter auf 16 t, bei mehr als 1,30 m auf 18 t und bei über 1,80 m sogar auf 20 t.

Nachlauf oder Zwang

Bei Nachlauf-Lenkachsen „wehrt“ sich die Achse, sich bei Kurvenfahrt quer zur Fahrtrichtung über den Untergrund ziehen zu lassen. Im Ergebnis bedeutet das: Sie lenkt ein, je nach Kurvenradius, den die Zugmaschine vorgibt, bis zum Maximum. Bei Geradeausfahrt zentriert sich die Achse von selbst. Bei höheren Geschwindigkeiten wird ein Sperren der Achse empfohlen, beim Rückwärtsfahren ist die Sperrung obligatorisch. Ein bedeutender Achsenhersteller bietet eine lastabhängige Lenkstabilisation. Dabei sind Achskörper und Achsschenkel über Lenkbolzen mit wellenförmigen Druckscheiben verbunden. Je nach Belastung drängen die Räder bei Geradeausfahrt in die 0-Stellung.
Bei Zwangslenkachsen rührt die Kraft für den Einschlag nicht von der Reibung des Untergrunds her. Es können je nach Achsenzahl mehrere gelenkt sein. Bei einem Tridem-Anhänger sind in der Regel die erste und dritte Achse zwangsgelenkt. Beim rein hydraulischen System wird beim Einschlagen des Zugfahrzeugs ein Zylinder, der zwischen Fahrzeug und Anhänger angebracht ist, betätigt. Die verdrängte Ölmenge steuert auf der Achsenseite des Systems die Lenkbewegung. Die Gelenkverbindung zwischen Zylinder und Schlepper wird meist mit einem Kugelkopf K 50 ausgeführt. Das System ist autonom und erfordert auch bei Fahrten mit hoher Geschwindigkeit oder rückwärts kein Eingreifen des Fahrers. Diese Technologie lenkt und steuert zu jeder Zeit und es wird weder ein hydraulischer Anschluss noch ein Steuergerät benötigt.

Maik Bohlken, Technischer Lehrer (DEULA) an der DEULA Westerstede

Bei den elektronischen Lenksystemen ist an der Deichsel ein Sensor angebracht, der die Richtungsänderung des Schleppers erkennt und an einen Rechner weiterleitet. Dieser steuert einen Hydraulikblock an, der die Achse hydraulisch betätigt. Es können Einstellungen vorgenommen werden, die z. B. den Lenkeinschlag bei höheren Geschwindigkeiten verringern und bei niedrigem Tempo erhöhen. Dadurch kann bei Straßenfahrt die Sicherheit und auf dem Feld oder dem Grünland die Spurtreue bzw. Wendigkeit erhöht werden. Absolute Spurtreue ist nur mit dem elektronischen System zu erreichen, wenn alle Achsen gelenkt werden.

Die DEULA rät

Welches Lenksystem für welchen Betrieb und welchen Anhänger das richtige ist, will gut überlegt sein, steigen die Anschaffungspreise doch sprunghaft. Eine Nachlaufachse ist technisch gesehen vergleichsweise einfach aufgebaut. Sie verbessert die Nachlaufeigenschaften des Anhängers etwas, was die Wendigkeit erhöht, aber vor allem den Verschleiß und den Kraftstoffverbrauch mindert. Lenkeinschläge sind begrenzt und ein „Radieren“ wird nicht gänzlich ausgeschlossen, was sich auch auf Feld und Wiese bemerkbar macht. Anhänger und Zugfahrzeug müssen nicht aufeinander eingestellt werden. Eine hydraulische Zwangslenkung ist aufwendiger und teurer. Bei Tridem-Fahrzeugen können die hintere und vordere Achse gelenkt werden. Anhänger und Zugmaschine müssen aufeinander eingestellt werden. Es sind höhere Einschlagwinkel möglich. Das System erhöht auch die Wendigkeit beim rückwärts Rangieren. Das elektronische Lenksystem bietet das Maximum an Einstellmöglichkeiten, so dass z.B. über die Zwangslenkung eine Korrektur bei Fahrten am Hang vorgenommen werden kann. In sensiblen Situationen wie dem Entleeren an/auf Mieten kann der Fahrer die Lenkung nach Bedarf frei anpassen.
Um ein System für alle Einsatzzwecke anzuschaffen, sind die technischen Möglichkeiten, aber auch die Preise zu verschieden. Es ist ein Kompromiss notwendig. Bei der Abwägung sollte Sicherheit im Einsatz an oberster Stelle stehen, gefolgt von Wirtschaftlichkeit und Bodenschonung. Bequemlichkeit und Komfort sollte nicht gänzlich außer Acht gelassen werden, bringt es doch Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern zum Ausdruck und fördert die Motivation.

Maik Bohlken,
Technischer Lehrer (DEULA) an der DEULA Westerstede

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