Dieselpreissteigerung - So reagieren Lohnunternehmer

Arbeitspreise um 10 % erhöht
Das Lohnunternehmen Neemann aus dem niedersächsischen Großefehn hat sich als anerkannter Entsorgungsfachbetrieb auf Tanktransporte für Industrie und Landwirtschaft, Kanal- und Rohrreinigungsarbeiten und Spülarbeiten spezialisiert. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen eine Werkstatt inkl. Dekra-Prüfstelle und führt im geringeren Maße landwirtschaftliche Dienstleistungen durch.
„Wir haben die steigenden Dieselpreise der letzten Monate zum Anlass genommen, unsere Arbeitspreise im Schnitt um 10 % anzuheben“, erklärt Wilke Neemann, der in dem Familienunternehmen für den Fuhrpark zuständig ist. Seine Eltern Marlies und Karl-Heinz sind für die Geschäftsführung zuständig, während sich seine Schwester federführend um die Disposition kümmert. Der Schritt, die Preise zu erhöhen, sei schwergefallen, so Wilke Neemann: „Die Auftragslage ist bei uns derzeit gut. Die Preiserhöhung haben wir aber nicht ausschließlich aufgrund der Dieselkosten durchgeführt. Wir haben im gleichen Zug die Stundenlöhne für unsere Mitarbeiter angehoben. Überall herrscht Fachkräftemangel und wir wollen unsere Mitarbeiter halten. Das Gehalt ist einer der wichtigen Punkte, wenn es um die Mitarbeiterzufriedenheit geht.“ Etwas überrascht waren Neemanns über die Reaktion der Kunden. „Trotz der ordentlichen Schippe, die wir oben drauf legen mussten, ist kein Kunde abgesprungen. Im Gegenteil – sie verstehen, dass wir als Dienstleister die Preise anpassen müssen, wenn wir langfristig bestehen wollen“, erklärt er.
Die separate Ausweisung des verbrauchten Kraftstoffs würde in den Dienstleistungssegmenten, in denen das Lohnunternehmen Neemann überwiegend tätig ist, nicht möglich sein. „In der Landwirtschaft geht das, da wir dort häufig nach Stunden bzw. Hektar abgerechnet haben. Mit den Industriekunden werden in der Regel jedoch Festpreise inkl. Kraftstoff ausgehandelt. Hier liegt das Risiko, was die Betriebsmittelkosten betrifft, dann bei uns“, so Wilke Neemann.

Für 2021 hat das Lohnunternehmen erstmals einen Kontrakt für die Lieferung von Diesel abgeschlossen. „Wir haben Glück gehabt, da wir ihn in einer Tiefpreisphase abgeschlossen hatten. Aktuell jedoch ist es aus meiner Sicht sehr schwierig in neue Verhandlungen mit unserem Lieferanten einzusteigen“, fügt er hinzu. Den Gesamtjahresverbrauch des Unternehmens mit 26 Lkw sowie einige weitere Fahrzeugen schätzt der Jungunternehmer auf ca. 400.000 l Diesel. Kleinere Preisschwankungen haben hier bereits eine große Auswirkung auf die laufenden Kosten des Unternehmens.
70 % der Lkw-Flotte ist heute mit SCR-Technik zur Abgasnachbehandlung ausgerüstet. Entsprechende Mengen an AdBlue im Betrieb verbraucht. Bis zu 10.000 l sind es nach Schätzung von Wilke Neemann aktuell pro Jahr und er fügt hinzu: „Hier haben wir im Herbst noch einmal eine größere Menge zu einem guten Preis ordern können. Bis Ende des Jahres kommen wir damit aus. Dann benötigen wir allerdings Nachschub. Ich bin gespannt, wie sich die Preise hier entwickeln werden.“
Je teurer der Diesel wird, desto interessanter werden alternative Antriebsarten, findet er und sagt abschließend: „Wir sind sehr an LNG-Antrieben mit verflüssigtem Erdgas bei LKW interessiert. Unser jetziger Lieferant bietet dies aber nicht an. Wir schauen uns den Markt jedoch sehr genau an und können uns gut vorstellen, dass diese Technik zum Nutzungsprofil einiger Lkw unserer Flotte passen würde.“

Steigende Kosten durchreichen
Daniel Schmidt leitet gemeinsam mit Winfried Herrlich das Lohnunternehmen Herrlich im hessischen Hofbieber. Das Angebotsportfolio des Unternehmens umfasst sämtliche landwirtschaftlichen Dienstleistungen, bis auf das Pressen, sowie kommunale Arbeiten, wie z.B. Teichentschlammung und Klärschlammverwertung. Hinzu kommen das Holzrücken im Forstbereich und Lkw-Transporte. „In der Regel weisen wir den Kraftstoffverbrauch und somit die Kosten dafür separat auf den Rechnungen unserer landwirtschaftlichen Kunden aus. Nach diesem System gehen wir schon seit vielen Jahren vor, und die Kunden akzeptieren, dass wir auf den Rechnungen die Tagespreise für den Diesel berechnen. Letztendlich kennen die Kunden die Preisentwicklung bei Kraftstoffen ja auch und wissen, dass die Betriebsstoffe durchlaufende Posten bei uns Lohnunternehmer sind“, erklärt Daniel Schmidt. In einigen Fällen sei es dieses Jahr jedoch notwendig geworden, Preise nachzuverhandeln, ergänzt er: „Dort, wo wir Hektarpreise inkl. Diesel in der Maisernte gemacht haben, mussten wir zum Teil mit den Kunden noch einmal nachverhandeln. Das betraf zum Glück nur wenige, dafür aber relativ große Aufträge. Die Kunden haben aber verstanden, dass wir Aufschläge für den verbrauchten Diesel nachfordern mussten.“

Den Diesel kauft das Lohnunternehmen beim örtlichen Lieferanten ein und gibt diesen inkl. eines geringen Aufschlags für die Lagerung und Verwaltung zum Tagespreis an die Kunden weiter. Der Tagespreis ist abhängig vom jeweiligen Einkaufspreis zum entsprechenden Zeitpunkt. Ab dem Zeitpunkt, an dem wieder neuen Kraftstoff einkauft wird, gilt dann dieser Preis wieder. Mit längerfristigen Kontrakten wurden bisher keine guten Erfahrungen gemacht. „Wir hatten für letztes Jahr einen Kontrakt abgeschlossen. Und dann fielen die Preise. Das hat uns Geld gekostet. Da wir in der Regel den Kraftstoff an den Kunden als durchlaufenden Posten weiterberechnen, ist uns das Risiko, dass wir mit den Kontrakten eingehen, zu hoch“, fügt der Lohnunternehmer hinzu.
Der Kraftstoffverbrauch der Maschinen und Lkw wird seiner Meinung nach durch die steigenden Energiepreise weiter in den Vordergrund rücken. „Ich würde mir wünschen, dass die Verbrauchsmessung der Maschinen verbessert würde. Dann könnten wir auch die tatsächlichen Verbräuche der Maschinen abrechnen. Das ist bisher nicht möglich, da die Technik nicht genau genug ist.“
Ein zweiter Punkt im Bereich der Betriebsmittel, der dem Lohnunternehmer derzeit zunehmend Kopfzerbrechen bereitet, ist die Knappheit von AdBlue: „Aktuell kommen wir mit unserer eingelagerten Menge noch bis Mitte Dezember. Dann ist unser Tank leer. Unser Lieferant kann derzeit nicht liefern.“ Das AdBlue-Tanklager wurde bereits von 2.000 auf 4.000 l vergrößert, da der Verbrauch durch die neuen Abgasnormen bei Lkw und Landmaschinen stetig gestiegen ist. „Die Preise für AdBlue sind auch gestiegen. Das führt letztendlich dazu, dass wir zukünftig auch den AdBlue-Verbrauch separat auf den Rechnungen ausweisen müssen“, so Daniel Schmidt abschließend.
Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN