Liquiditätsplanung (Serie): Regelmäßig checken

Eine entscheidende „Stellgröße“ hinsichtlich der Liquidität ist die regelmäßige Kontrolle der anstehenden Ein- und Auszahlungen.
Geldhahn
Eine Liquiditätsplanung hilft nicht nur dabei, Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sondern zeigt ebenso, wann der richtige Zeitpunkt für Investitionen ist. (Foto: macrovector by Freepik (Wasserhahn), solnechnaya@gmail. com (Münzen); Composing: Rost)

Die Liquiditätsplanung ist ein Controlling-Instrument, das dazu dient, den voraussichtlichen Bestand an liquiden Mitteln in einem Unternehmen zu ermitteln. Hierbei geht es weniger um den aktuellen Kontostand, sondern um die mittel- bis langfristige Betrachtung aller zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben eines Unternehmens.

Ist der voraussichtliche Bestand an liquiden Mitteln eines Unternehmens ermittelt, lassen sich finanzielle Engpässe rechtzeitig erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen können ergriffen werden. Dies kann kurzfristig erforderlich sein, sei es durch unverhofft hohe Maschinenreparaturen oder Ersatzinvestitionen. Anhand der Planung können Unternehmer ihren finanziellen Spielraum quasi auf Knopfdruck abschätzen. Eine Liquiditätsplanung hilft aber nicht nur dabei, Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sondern zeigt ebenso, wann der richtige Zeitpunkt für Investitionen ist.

Der Aufbau eines Liquiditätsplans folgt einem einfachen Schema: Die Ein- und Auszahlungen werden mit ihren entsprechenden Fälligkeitsterminen gegenübergestellt. Bei der Gegenüberstellung entsteht ein Saldo, der vom Anfangssaldo abgezogen wird, um die zur Verfügung stehenden liquiden Mittel zu erhalten.

Auf der Seite der Zahlungseingänge stehen:

  • Debitorenbestände, also Eingänge aus fakturierten Rechnungen, aber noch nicht bezahlten Lieferungen und Leistungen
  • Planumsätze, also die Summe der Produktumsätze, mit denen Sie in einer bestimmten Periode planen

Auf der Seite der Zahlungsausgänge stehen:

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

  • zukünftige Aufwendungen
  • liquiditätswirksame Geschäftsvorfälle (Privatentnahmen, Tilgungsraten, Investitionen etc.)

Schon anhand dieser wenigen Stichworte wird deutlich, wie wichtig ein konsequentes Forderungsmanagement ist: Wird z. B. eine Rechnung an Kunden zu spät verschickt, verschieben sich auch die Zahlungsfristen entsprechend nach hinten. Und sofern ein Kunde diese überzieht, kann dies schnell unangenehme Auswirkungen auf ihre Zahlungsfähigkeit haben. Denn Ihre Kosten fallen regelmäßig an, angesichts der immer ausgeprägteren Arbeitsspitzen – zumindest bei Erntetätigkeiten – werden auch die Phasen der Zahlungseingänge tendenziell immer komprimierter. Daher sollten Unternehmer auch über die Vorteile des sogenannten Factorings nachdenken.

Liquiditätssicherndes Factoring

Einen Ausweg aus der gegenwärtig angespannten Finanzlage für Lohnunternehmer bildet das Factoring. Vor dem Hintergrund saisonaler Gegebenheiten in der Landwirtschaft, aber aktuell vor allem aufgrund verzögerter Zahlungseingänge seitens der Kunden bildet es – neben individuellen Finanzierungspaketen und auf den jeweiligen Lohnunternehmer zugeschnittenes Leasing – eine weitere wichtige Säule, um Investitionen zu ermöglichen und das Geschäft anzukurbeln.

Skalierbare Factoring-Modelle ermöglichen im Einzelnen

  • Schutz vor Forderungsausfällen säumiger Kunden
  • Vorbeugung von Liquiditätsengpässen im laufenden Betrieb
  • Optimierung der Bilanzstruktur
  • Abfederung saisonaler Schwankungen
  • Entlastung interner Prozesse, u. a. durch Übernahme des Debitorenmanagements inklusive Mahnwesen

Der Unternehmer verkauft seine Forderungen an den Factorer. Umgekehrt werden ihm die ausstehenden Forderungen auf seinem Konto gutgeschrieben. Um ein Factoring abschließen zu können, sollte der Lohnunternehmer die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

  • Lieferung und Leistung müssen vollständig erbracht sein
  • Forderungen müssen frei von Rechten Dritter sein
  • Es sollten keine oder nur geringfügige Gegenforderungen bestehen

Fazit

Auch künftig wird die finanzielle Situation für Lohnunternehmen herausfordernd bleiben. Eine intelligente Finanzplanung wird daher weiter im Fokus stehen. Die Zusammenarbeit mit einem Finanzpartner, der das Agrarbusiness professionell beherrscht, ist daher empfehlenswert.

Michael Holdenried, Direktor Geschäftsbereich akf agrarfinanz

Michael Holdenried
Michael Holdenried (Foto: akf)

Zum Autor

Michael Holdenried ist bereits seit 2017 bei der akf bank tätig, bekleidete seit Juni 2022 die Position des stellvertretenden Direktors des Geschäftstbereichs akf agrarfinanz, bevor er Ende 2022 zum Direktor des Geschäftsbereichs akf agrarfinanz ernannt wurde. Vor seiner Zeit bei der akf bank war der Betriebswirt und Wirtschaftsfachwirt zuletzt als Betriebsleiter der Same Deutz-Fahr Zentrum GmbH tätig, einer Tochter der ZG Raiffeisen eG in Karlsruhe, die auf neue und gebrauchte Landmaschinen sowie deren Ersatzteilversorgung spezialisiert ist.