Die Pflanzenschutzexperten

Mitarbeiter, die sich im Lohnunternehmen um den Pflanzenschutz kümmern, sind oft völlig eigenverantwortlich unterwegs. So auch die beiden gelernten Landwirte Tobias Arndt und Patrick Borchers, die wir kürzlich im Einsatz in Mais und Kartoffeln begleitet haben.
Tobias Arndt und Patrick Borchers, Röper & Steenken GmbH, Twistringen

Als ich um 10:30 Uhr im Büro des Lohnunternehmens Röper und Steenken in Twistringen eintreffe, empfängt mich LU Robert Leiber – neben Hannelore Röper und Jörn Steenken dritter Inhaber der Firma – mit einem herzlichen „Moin!“. Während wir noch eben kurz einen Kaffee trinken, schaut er mit Hilfe der Software Agrarmonitor, wo sich „seine Jungs“ gerade befinden. „Unser Lohnunternehmen gibt es bereits seit 1985“, erklärt mir er mir währenddessen und fügt hinzu: „Unsere 30 Mitarbeiter führen hauptsächlich Dienstleistungen in den Bereichen Kartoffeln, Mais, Rüben, Gülle, Stroh, Pflanzenschutz sowie Agrartransporte aus.“

Da das Programm noch neu im Unternehmen ist, ruft er die beiden, Tobias Arndt und Patrick Borchers, sicherheitshalber noch einmal an. Sie sind gerade auf in der Nähe gelegenen Schlägen unterwegs. Heute wird in Mais und Kartoffeln gespritzt – und die beiden sind schon bald fertig! „Nun aber schnell, damit wir sie noch in Aktion erwischen“, sagt Robert Leiber und wir machen uns auf den Weg.

Tobias Arndt fährt mit der Inuma-Anhängespritze und einem John Deere 6620 über einen Maisbestand. Für eine präzise Anwendung ist die Spritze mit Section Control ausgestattet.

Frühaufsteher

Nach einer kurzen Autofahrt erreichen wir Tobias Arndt (28 Jahre), der auf der anderen Seite des Ackers mit der Inuma-Anhängespritze hinter einem John Deere 6620 fährt. Die Spritze hat ein Fassungsvermögen von 5.000 l und ein 27 m Gestänge. Nicht alle Düsen lassen Sprühnebel erkennen, da die Spritze mit Section Control ausgestattet ist. Nachdem der gelernte Landwirt seine Spur fertig gespritzt hat, kommt er uns entgegengefahren. In der Zwischenzeit schaue ich mir an, welche Unkräuter und -gräser den noch kleinen Maispflanzen Konkurrenz machen wollen. Nicht zu übersehen sind Weißer Gänsefuß, die ihm ähnliche aber hier mit geringerem Deckungsgrad vorkommende Spreizende Melde, Hirsen sowie ein wenig Ausfallsraps.

Tobias Arndt steigt aus der Trecker-Kabine und erklärt mir die Spitzstrategie des Lohnunternehmens: „Bei uns in der Region werden Kartoffeln, Mais, Getreide, Raps und Rüben angebaut – in diesen Kulturen bieten wir daher den Pflanzenschutz an. Im Mais kommen wir meist mit einer Herbizid-Anwendung pro Jahr aus. Wir spritzen Blatt- und Bodenherbizide mit Wirkung gegen Ungräser und Unkräuter und fangen morgens schon früh an, da es für den Pflanzenschutz ab mittags zu heiß und zu trocken ist. Die Bodenherbizide würden dann nicht mehr von den Pflanzen aufgenommen werden. Meist sitzen wir deshalb schon zwischen 04:00 und 05:00 Uhr morgens auf den Maschinen; manchmal auch nachts, wenn es sein muss.“

LU Robert Leiber und Pflanzenschutz-Mitarbeiter Tobias Arndt kontrollieren, welche Unkräuter sich im Maisbestand befinden.

Trockenperioden ungünstig

Gerade in der letzten Zeit sei es hier im Nord-Westen Niedersachsens extrem trocken gewesen. Rund vier Wochen lang habe es keinen Niederschlag gegeben, erklärt mir Tobias Arndt. Das war mir auch schon an den Getreideschlägen aufgefallen, an denen LU Robert Leiber und ich auf dem Weg zum Maisacker vorbeigefahren sind. Überall stehen Bestände mit sichtlich gelben Bereichen – Pflanzen, die in die Notreife gegangen sind. Die noch kleinen Maispflanzen auf dem Acker, auf dem wir uns befinden, haben sich von der Trockenheit hingegen nicht beeindrucken lassen – sie stehen gut da. 

„Wir haben allerdings früh und spät gelegten Mais, da wir bei der Aussaat aufgrund von Frühjahrstrockenheit einen Stopp machen mussten. Die älteren Maisbestände haben wir bereits vor der aktuellen Trockenperiode mit Herbiziden behandelt. Vorgestern hat es endlich wieder Regen gegeben – Sturzregen mit teilweise 50 l/m² - sodass wir heute weiter behandeln können. Die Böden rund um Twistringen sind sandig bis lehmig und reichen von 18 bis 60 Bodenpunkten. Die Befahrbarkeit der Flächen nach dem Starkregenereignis ist daher noch nicht überall gegeben, aber morgen wird es wahrscheinlich schon wieder möglich sein“, schätzt Tobias Arndt die aktuelle Lage ein. Nachdem wir uns verabschiedet haben, steigt er wieder in die Kabine, startet seinen Schlepper und macht sich auf den Weg zum nächsten Einsatzort.

Neuerdings befindet sich neben den Bedienterminals der Spritze auch ein Tablet für die Benutzung der Dokumentations- und Auftragssoftware Agrarmonitor, mit dem sich die Mitarbeiter des Lohnunternehmens u.a. zu den Schlägen navigieren lassen können.

Neuer Selbstfahrer

LU Robert Leiber und ich fahren weiter zu Mitarbeiter Patrick Borchers (25 Jahre). Der ebenfalls gelernte Landwirt ist mit einem Selbstfahrer in den Kartoffeln unterwegs. Genauer gesagt in der Chips-Kartoffel Lady Rosetta mit ihren hübschen roten Knollen, wie mir LU Robert Leiber später zeigt. Als wir ihn entdecken, bin ich überrascht, da ich von einer weiteren Anhängespritze ausgegangen war. Nachdem ich die Kabine des Challenger Rogator 655 erklommen habe, erklärt mir Patrick Borchers: „Den Selbstfahrer haben wir erst seit sechs Wochen im Einsatz. Die notwendige Auslastung dieser Maschine ist bei unseren Anwendungen gegeben. Mir gefällt bei dem Selbstfahrer vor allem, dass sich nicht nur das Gestänge, sondern auch das Fahrwerk in der Höhe verstellen lässt. Somit können wir auch durch bereits entwickelte Bestände fahren, was unsere Einsatzmöglichkeiten und somit unsere Flexibilität erhöht.“ Auch der Challenger Rogator ist mit Section Control ausgestattet. „Wir bekommen aber bald einen anderen Selbstfahrer, da dieser hier nur vorrübergehend bei uns ist – dann in grün“, fügt er schmunzelnd hinzu und klärt auf: „Wir warten derzeit auf einen Fendt Rogator 655 mit 33 m Arbeitsbreite und Sonderklappung. Durch diese können wir in Kartoffeln mit 33 m Arbeitsbreite und in Getreide mit 27 m Arbeitsbreite spritzen.“

Neben den beiden Bedienterminals entdecke ich das Tablet, das dort für die Benutzung der Dokumentations- und Auftragssoftware angebracht ist. „Diese Neuerung ist für uns Gold wert, vor allem für den Pflanzenschutz. Meine Kollegen und ich sehen auf den Tablets die Kundenaufträge, die bearbeitet werden sollen. Während früher der jeweilige Kunde mit uns mitfahren musste, um uns die Schläge zu zeigen, können wir uns jetzt selbständig zum Einsatzort navigieren lassen und wissen immer, wo welche Kultur mit welchen Mitteln und Aufwandmengen gespritzt werden müssen. Viele Telefonate und Gespräche die wir in der Vergangenheit führen mussten, sind nun überflüssig“, erklärt mir Patrick Borchers und ergänzt: „Bei 1.000 ha Mais, 500 ha Getreide und 250 ha Kartoffeln ist das für uns schon eine enorme Arbeitserleichterung.“

LU-Mitarbeiter Patrick Borchers führt mit dem neuen Selbstfahrer Pflanzenschutz in Kartoffeln durch. Gespritzt werden muss bei Kartoffeln vor allem gegen die Kraut- und Knollenfäule.

In Kartoffeln viel los

Während der Mais in einem kurzen Abstand alle zwei Jahre auf demselben Schlag angebaut wird, liegen bei den Kartoffeln jeweils fünf bis sechs Jahre Anbaupause dazwischen. Aufgrund des in Kartoffeln vorhandenen Krankheitsdrucks ist der Pflanzenschutz, ebenso wie bei den Rüben, für diese Kultur sehr genau zu takten. In einem Zeitraum von Anfang Mai bis Ende August führt das Lohnunternehmen Röper & Steenken daher mehrere Überfahrten durch – beginnend mit einer Herbizid-Spritzung Anfang Mai bis zu wiederholten Fungizid-Spritzungen im Fünf-bis-Zehn-Tage-Rhythmus ab Ende Mai. Bekämpft werden muss vor allem Phytophtera infestans (Mont.), der Erreger der Kraut- und Knollenfäule. „Gerade diese feuchtwarme Witterung, die wir jetzt haben, begünstigt den Pilzbefall“, erklärt Patrick Borchers. Nachdem ich ein paar Runden mitgefahren bin, steige ich wieder aus und lasse ihn seine Arbeit zu Ende machen. LU Robert Leiber und ich schauen uns inzwischen die Kartoffelpflanzen genauer an. Von Phytophtera keine Spur – dafür entdecken wir ein paar Pflanzen des hartnäckigen Weißen Gänsefußes.

„Die Mittelwahl bestimmen meine Mitarbeiter selbst – deswegen machen sie ja den Pflanzenschutz“, erklärt mir Chef und fügt hinzu: „Nur rund 30 % unserer Kunden möchten selbst über die zur Anwendung kommenden Pflanzenschutzmittel entscheiden. Wir stehen aber auch dann natürlich gerne beratend zur Seite. Alle Pflanzenschutzarbeiten in den Kartoffeln werden mit der hiesigen Erzeugergemeinschaft abgesprochen. Es wird dabei immer individuell nach Unkraut- / Krankheitsdruck und Witterung gespritzt.“ Die Abrechnung der Pflanzenschutz-Dienstleistung erfolgt nach ha – die zum Einsatz gekommenen Pflanzenschutzmittel werden nach Menge berechnet.

Vor allem bei den Kartoffeln ist das Lohnunternehmen, bis auf die Bodenbearbeitung, für alle Arbeiten zuständig: Pflanzen, Pflanzenschutz, Roden. Für Letzteres gibt es eine Rodegemeinschaft. „Schauen Sie mal hier – das sind die typischen roten Knollen dieser Kartoffelsorte. Sie werden hauptsächlich für die Chips-Produktion verwendet“, erklärt mir LU Robert Leiber, während er eine Kartoffelpflanze aus dem Boden zieht. Dann fahren wir weiter – die beiden „Pflanzenschützer“ Tobias Arndt und Patrick Borchers sind so gut wie fertig und uns allen knurrt bereits der Magen.

In einem Zeitraum von Anfang Mai bis Ende August führt das Lohnunternehmen mehrere Überfahrten durch – beginnend mit einer Herbizid-Spritzung Anfang Mai bis zu wiederholten Fungizid-Spritzungen im Fünf-bis-Zehn-Tage-Rhythmus ab Ende Mai.

„Was gefällt Euch an dem Job?“

…frage ich die zwei beim anschließenden gemeinsamen Essen in der kleinen Gaststätte direkt gegenüber dem Bürogebäude. Beide haben sich nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung für die Arbeit im Lohnunternehmen entschieden. „Wir sind technikbegeistert und gerade die Arbeit im Pflanzenschutz bringt ein hohes Maß an Verantwortung mit sich - das motiviert“, erklärt Patrick Borchers, der bereits seit sieben Jahren im Betrieb arbeitet. „Außerdem können wir uns regelmäßig bei Veranstaltungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen weiterbilden. Dadurch sind wir immer „up to date“ und knüpfen viele Kontakte zu Pflanzenschutzexperten“, fügt sein Kollege Tobias Arndt hinzu. Er ist jetzt seit zwei Jahren dabei.

Begeisterung rührt derzeit von der Arbeit mit den Tablets, die in Zukunft weiter ausgebaut werden soll: „Wenn uns die Kunden ihre Daten übernehmen lassen und wir alle Aufträge über die Software bearbeiten können, werden wir noch effizienter sein. Bereits die Möglichkeit, den Pflanzenschutz in eigener Koordination durchführen zu können, ist eine große Zeitersparnis. Das gilt auch für die Kunden, die uns jetzt nicht mehr vorher die Schläge zeigen oder bei uns mitfahren müssen.“ Neben dem Pflanzenschutz sind beide Mitarbeiter auch in anderen Dienstleistungsbereichen des Lohnunternehmens eingebunden. „Das macht unseren Job nicht nur verantwortungsvoll, sondern auch abwechslungsreich“, sind sich die beiden abschließend einig.

Wir wollen Euch vorstellen!

In Zukunft möchten wir regelmäßig LU-Mitarbeiter bei ihrer Arbeit begleiten und in der LOHNUNTERNEHMEN vorstellen. Kennt Ihr Mitarbeiter, die Lust dazu hätten, oder möchtet Ihr selbst einmal hier vorgestellt werden, dann schickt uns eine E-Mail an redaktion@beckmann-verlag.de oder meldet Euch telefonisch unter +49 5132 859140.

 

Dorothee Ebeling, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Der Artikel ist erschienen in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Juli 2018.