LU Küblers GmbH: Schutt und Steine
Alte Holzbalken ächzen und knacken unter der Last des Greifarmes des Baggers. Steine und Schutt fallen krachend zu Boden, während die Mitarbeiter der Küblers GmbH das alte Wohnhaus mit dem Volvo Radbagger Stück für Stück abreißt. Eine Staubwolke wirbelt auf und legt sich auf die bereits am Boden liegenden Trümmer. Derartige Arbeiten gehören zum Alltag im Betrieb von Johannes und Stephan Kübler, denn landwirtschaftliche Tätigkeiten machen nur etwa 1/3 der Dienstleistungen aus. Während sich der Radbagger weiter in das Haus hineinfrisst, erklärt Johannes Kübler: „Die Maschine haben wir erst seit kurzem in unserem Maschinenpark. Es ist der erste Bagger mit Rädern, denn die anderen fahren als Kettenbagger. Ich bin gespannt, welche Unterschiede sich mit diesem Gerät ergeben.“ Der 24-t-Radbagger ist nicht nur die neueste, sondern auch die größte Maschine, die derzeit für die Abbruch- und Baggerarbeiten unterwegs ist. „Die Fahrzeuge haben wir zunächst für ein Jahr gemietet, bevor wir sie fest in den Fuhrpark integriert haben“, erklärt Industriemechaniker Johannes Kübler. „Mit diesem Verfahren haben wir gute Erfahrungen gemacht, denn in diesem einen Jahr konnten wir die Maschinen prüfen und feststellen, ob sie unseren Arbeitsabläufen entspricht.“
Sauber sortieren
So einfach es klingt, ein Haus abzureißen, so komplex ist doch der gesamte Prozess. Vorsichtig sortiert der Baggerführer Patrick Knoll verschiedenste Materialien, die bei dem Hausabriss anfallen. Gekonnt greift der Arm ein Stromkabel, das bei vorherigen Entkernungsarbeiten übersehen wurde, und legt es zur Seite. „Daran erkennt man einen wirklich guten Baggerfahrer“, sagt Johannes Kübler. „Beim Abbruch geht es nicht darum, das Haus schnell dem Erdboden gleich zu machen. Wir versuchen alle Materialien sauber zu trennen und so eine Wiederverwertung möglich zu machen. Den Schutt dieses Hauses können wir beispielsweise zum Verfüllen von Gruben benutzen. Das Holz wird teilweise abtransportiert, besonders gut erhaltene Balken möchte die Nachbarfamilie gerne in ihrem Haus verbauen.“ Die Arbeiten sind anspruchsvoll und so benötigt die Küblers GmbH stets gute Mitarbeiter. „Ich kann hier jederzeit gute Fachleute gebrauchen – so könnte ich direkt einen Baggerfahrer oder gute Mechaniker einstellen. Meine Mitarbeiter sind derzeit gelernte Straßenwärter, Zimmerer oder Baggerführer“, so Johannes Kübler.
Die Holzbalken dreht Patrick Knoll so, dass sie auf einem anderen Haufen zum Liegen kommen. Die Nachbarfamilie steht derweil am Rande ihres Grundstücks und insbesondere der kleine Junge schaut den Abbrucharbeiten mit großen Augen zu. Auf der Fläche soll im Anschluss ein neues Mehrfamilienhaus entstehen, denn Wohnraum ist, wie in vielen anderen Regionen, knapp.
Komplizierte Ausschreibungen
Johannes Kübler betreibt den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Stephan in der Nähe von Nürnberg. Die Schwerpunkte sind Landwirtschaft, Erdbau und Forstwirtschaft. Der Kundenkreis erstreckt sich etwa auf 70 km rund um den Standort. Zu den Kunden gehören Landwirtschaftliche Betriebe, Kommunen, Firmen oder auch Privatpersonen. Johannes Kübler erklärt: „Je nach Auftraggeber variiert der Aufwand vor und nach der Dienstleistung stark. Während die Zusammenarbeit mit Privatpersonen und Landwirten recht einfach ist, gestalten sich Aufträge für Baufirmen oder Kommunen schwieriger. In diesen Bereichen geht meist nichts ohne eine Ausschreibung. Wenn ich ein solches Angebot schreibe, muss ich an vieles denken – von der Kalkulation von Arbeitsstunden, bis hin zur Beschaffung der Baumaterialien bis zum Abtransport von Bauschutt. Schnell kann ein solches Angebot 70 Seiten umfassen und so etwas kostet Zeit. Am Ende ist das natürlich keine Garantie, dass wir den Zuschlag erhalten. Da zählt häufig nur der Preis.“ Sich die Arbeit zu sparen und an keinen Ausschreibungen teilzunehmen ist auch keine Lösung, wie Johannes Kübler versichert: „Es ist teilzunehmen, um zu signalisieren, dass an einer langfristigen, guten Zusammenarbeit Interesse besteht.“
Allrounder
So vielfältig wie die Auftraggeber sind auch die Dienstleitungen. Die Bagger führen nicht nur Abbrucharbeiten durch, sondern dienen auch dem Aushub von Baugruben, dem Wegebau oder Arbeiten an Gewässern. Transportarbeiten machen einen wesentlichen Teil der Arbeiten aus. Dazu setzt das Unternehmen Schlepper und Mulden ein sowie Abschiebewagen für Transporte landwirtschaftlicher Güter.
In Sachen Wegebau ist die Küblers GmbH ebenfalls unterwegs und möchte diese Dienstleistung in Zukunft noch stärker ausbauen. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen einen Grader und Plattenverdichter angeschafft. „Da wir bereits im Wegebau tätig sind, war die Anschaffung der Maschinen ein logischer Schritt. Bislang arbeiten unsere Bagger z.B. in der Steilhangerschließung im Forstgebiet um nachfolgenden Holzerntemaschinen einen sicheren Weg zu bereiten“, erklärt Johannes Kübler. „Im Forst setzen wir auch unseren Forstmulcher und Rodungsfräsen ein sowie Baumscheren unterschiedlicher Größen, die an den Baggern montiert werden.“
Nischen besetzt
Johannes Kübler ist für die Disposition, Akquise und Abrechnung zuständig. Daher hat er stets alle Fahrzeuge im Blick, während sich sein jüngerer Bruder Spezialist und Allrounder beim Betrieb des Maschinenparks ist und auch viele Einsatzstunden leistet. Darüber hinaus kümmert er sich noch um die notwendige Wartung und Reparaturen. So verwundert es nicht, dass Stephan Kübler heute zwar nicht bei den Abbrucharbeiten dabei ist, aber dafür hoch oben auf dem Silo den Mais verdichtet. Er fährt den Komatsu-Radlader des Unternehmens, während ein anderer Mitarbeiter mit einem Schlepper walzt. Das Silo hat schon eine beträchtliche Größe erreicht und die Walzarbeiten nähern sich dem Ende. Nachdem Johannes Kübler kurz seine Arbeit unterbricht und vom Radlader absteigt, erklärt er: „Hier sind wir fast fertig, denn das Abdecken übernehmen wir nicht. Ohnehin sind wir wenig in die Maisernte involviert. Während das bei vielen Kollegen die stressigste Zeit des Jahres ist, haben wir kaum mehr zu tun als sonst. Wir sind das ganze Jahr mit unseren Maschinen ausgelastet. Dies ist aber auch ganz gut so, denn wir haben unsere Nischen gefunden.“
Zwischenzeitlich fährt Johannes Kübler zu dem Betriebsgelände, das wenige Kilometer vom Wohnhaus der Familie entfernt liegt. Früher wurde dort eine Biogasanlage betrieben und die großen Silos zeigen die Dimensionen. „Diese Anlage war keine klassische Biogasanlage mit Gärbehältern. Stattdessen wurde die Biomasse, überwiegend Gras, in den Kammern im Batchverfahren vergärt. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen war ein Weiterbetrieb nicht anzustreben. Das Silo nutzen wir jetzt zur Lagerung für einen Teil unserer Baustoffe. Für die Abtrennung der verschiedenen Schüttgüter nutzen wir ein ganz besonderes System – große Betonsteine. Währenddessen wir die ersten Blocke noch gekauft haben, entschlossen wir uns irgendwann die Steine selbst herzustellen. Inzwischen haben wir die passenden Formen beschafft und einen Fachmann für die Herstellung vor Ort gefunden. Da ein Markt für die Steine da ist, haben wir eine weitere Nische gefunden.
Maren Schlauß, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe November 2016 erschienen.