Drei Fragen zu alternativen Antrieben in Landmaschinen

New Holland hat ab sofort einen Methangas-Traktor in der Serienproduktion. Wir haben Klaus Senghass, New Holland, zu diesem Konzept befragt.
Fotos: Werksbilder

Die EU hat das „Aus“ für Verbrennungsmotoren in Pkw bis 2035 beschlossen. Wie sieht nach Ihrer Einschätzung mittel- und längerfristig die Zukunft der „Verbrenner“ und speziell des Dieselmotors in Land- und Baumaschinen aus?

Das Aus für Verbrennungsmotoren im Pkw-Sektor bis 2035 sehe ich als ein ambitioniertes Ziel. Ob das „Aus“ für Verbrennungsmotoren, die ja nicht unabdingbar mit fossilen Energieträgern zu betreiben sind, sinnvoll ist oder nicht, damit sollte sich unsere Politik nochmals Gedanken machen.
Sollte die Abschaffung der Verbrennungsmotoren auch für Land- und Baumaschinen als Ziel angepeilt sein, stellt sich hier die Frage nach den Alternativen. Eine davon ist m.E. der elektrische Antrieb. Dazu müsste allerdings die komplette Antriebsarchitektur in den Landmaschinen geändert werden – weg von mechanischen und hydraulischen Antrieben hinzu elektrischen Antrieben. Doch die große Frage ist: Woher kommt der elektrische Strom für Landmaschinen? Hier haben wir doch andere Anforderungen als bei Pkw-Batterien. Elektrisch mag eine Alternative sein für Fahrzeuge im niedrigen PS-Segment, mit kleiner Reichweite und kurzen Einsatzzeiten, wie etwa Hoflader oder Hofschlepper.
Für leistungsstärkere Maschinen, die ständig im oberen Leistungsbereich gefordert sind, sehe ich den Batteriebetrieb nicht als Alternative, auch bei weiteren Fortschritten in der Entwicklung. Stromzufuhr über Kabel stelle ich mir bei unseren Strukturen der Landmaschinen ebenfalls sehr schwierig vor. Somit verbleibt zur Stromversorgung für Landmaschinen, bei denen Leistung und Reichweite gefordert sind, aus meiner Sicht nur die Brennstoffzelle. Die Lkw-Branche kommt hier mit den ersten Entwicklungen, doch für Landmaschinen wird dies noch einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.

Schon jetzt sind Weichenstellungen in der Motorentechnik für Landmaschinen erforderlich. Welche Antriebskonzepte und welche Kraftstoffarten bei Traktoren, Erntemaschinen und Ladetechnik sind konkret aus dem CNH-Konzern – und da speziell bei der Marke New Holland – zu erwarten?

Die Weichenstellungen sind nicht nur in der Motorentechnik, sondern auch in der Entwicklung der kompletten Antriebsstruktur für Landmaschinen erforderlich. Denn wie schon angesprochen, sehe ich eine Entwicklungstendenz hin zu elektrischen Antrieben. Deshalb entwickelt New Holland neben dem Einsatz von alternativen Kraftstoffen für Verbrennungsmotoren auch an Hybridlösungen mit elektrischen Antrieben, wie unser Pilotprojekt im Weinbau zeigt. Hier hat New Holland einen Generator am Weinbauschlepper integriert. In Zusammenarbeit mit einigen Geräteherstellern werden nun ölhydraulische Antriebe und Verstellungen durch elektrische Komponenten ersetzt und im praktischen Einsatz erprobt, wie zum Beispiel Mulchausleger, Laubschneider und Sprayer.

Bei den Motoren entwickelt New Holland zusammen mit FPT Verbrennungsmotoren für alternative Kraftstoffe, wie synthetische Kraftstoffe oder Gasantriebe.

Bei den Motoren entwickelt New Holland zusammen mit FPT Verbrennungsmotoren für alternative Kraftstoffe, wie synthetische Kraftstoffe oder Gasantriebe. Basierend auf dem Know-how und den Erfahrungen von FPT im Bereich CNG- und LNG-Motoren, sind wir bei New Holland nun in der Lage, als erster Hersteller einen Traktor mit einem monovalenten Methangasmotor anzubieten, der mit Biomethan betrieben werden kann.

Wann werden die Maschinen „serienreif“ zu kaufen sein, welche technischen Voraussetzungen sind bei Lohnunternehmern für den Praxiseinsatz erforderlich und welches Stückzahlpotenzial erwarten Sie in Deutschland/Österreich/Schweiz?

Die Maschinen laufen bereits vom Band, und die ersten T 6.180 Methane sind schon in Deutschland eingetroffen, diese haben wir im August 2021 der Presse und unseren Vertriebspartnern vorgestellt und im praktischen Einsatz demonstriert. Danach gehen sie zu Kunden, die bereits auf den Traktor mit Methangasantrieb warten. Zum Einsatz dieser Traktoren ist eine Methangastankstelle vor Ort erforderlich. Das Methangas, das heute in Deutschland als Kraftstoff zum Einsatz kommt, besteht bereits zu 80 % aus Biomethan und trägt damit einen erheblichen Anteil zur CO2-Reduktion bei. Das Biomethan wird in Biogasanlagen erzeugt, vorzugsweise aus Reststoffen wie Stroh, Mist oder Gülle. Die Biogasanlage muss über eine Gasaufbereitung verfügen, bei der das Biogas zur Einspeisung ins Gasnetz oder in einen Speicher der Tankstelle weitergeführt wird und als Kraftstoff genutzt werden kann. Eine hofnahe Tankstelle, die das Gas verdichtet und meistens über Kaskadenspeicher die Betankung vornimmt, ist Voraussetzung für den Betrieb des Methangastraktors. Die Betankung geht zügig und gefahrlos.
Bei Lohnunternehmern wird sich der T 6.180 Methane speziell für den Kommunaleinsatz eignen, denn er ist nicht nur bei der CO2-Bilanz der Star, sondern auch bei den Emissionen, deren Grenzwerte in den letzten Jahren immer weiter reduziert wurden. Der Traktor erreicht mit einem einfachen Dreiwege-Kat, ohne Abgasrückführung, ohne Partikelfilter und ohne Abgasnachbehandlung, gegenüber der neuesten Abgas-Stufe V für Dieselmotoren folgende Reduktionen: 99 % weniger Partikel, 70 % weniger Stickoxide sowie jeweils 90 % weniger Kohlenmonoxid und Nicht-Methan-Kohlenwasserstoffe. Diese Werte prädestinieren diesen Traktor geradezu für den Kommunaleinsatz, bei dem die Kommunen bereits auf Fahrzeuge mit Methangasantrieb umgestellt haben.
Da dieser Traktor in einem relativ großen Marktsegment platziert ist und für Gemüsebauern, Biogasanlagenbetreiber und Kommunaleinsatz viele Vorteile bietet, sehen wir ein gutes Absatzpotential für unseren Methangas -Traktor, der viele Anhänger nicht nur in Europa sondern weltweit finden wird.

Die Fragen stellte Jens Noordhof,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

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