LU Kappel: Lösungen entWickeln

Das Lohnunternehmen Kappel hat sich auf den Mähdrusch spezialisiert. Da zu den Kunden etliche Biobetriebe gehören, wird viel Gemenge gedroschen. Ein Klassiker ist das Gemenge aus Erbsen, Roggen und Wicken.
Drusch auf den Flächen des Hofes Lohmann. Betriebsleiter Johannes Oppenhorst geht es auch um die Vielfalt. Hier blüht immer etwas.

„Der Mähdrusch ist ein Minutengeschäft, teilweise muss man direkt los, wenn der Anruf kommt“, sagt Michael Kappel. [...] Die Arbeiten finden überwiegend im Umkreis um das Lohnunternehmen statt: „Ich bin der Meinung, man sollte zunächst die Kunden vor Ort bedienen, bevor man noch etwas anderes anfängt. Das wäre zu kurz gedacht.“ Die Hauptarbeit liegt daher mit wenigen Ausnahmen in einem Umkreis von 30 km: „Die Flächenstrukturen sind zwischen Aller und Weser recht klein und wir müssen viel fahren. Legt man die Motor- und Dreschtrommelstunden auf die Dreschfläche um, dann kommen wir auf eine Leistung von 1,5-2 ha die Stunde. Da klingt zunächst recht wenig, wenn man aber ehrlich kalkuliert, dann kommt man auf diese Werte“, beschreibt Michael Kappel die Flächenstrukturen. Berechnet wird eine Anfahrts- beziehungsweise Einsatzpauschale und ein Druschpreis pro Hektar plus Diesel. [...]

Zusätzlich zu den Druscharbeiten vor Ort hilft der Lohnunternehmer – wenn es terminlich passt – auch noch bei einem befreundeten Lohnunternehmer in der Nähe von Cuxhaven aus, da dort die Druschsaison meist etwas später startet: „Insgesamt haben wir etwa 650 ha Druschfläche bei Flächenstrukturen durchschnittlich 5-6 ha.“ Zu historischen Spitzenzeiten gab es vier Drescher auf dem Hof Kappel: „Mit dem Biogasboom wurden aber auch die Getreideflächen weniger und wir haben zwei alte Drescher verkauft und dafür eine etwas größere Maschine, einen 2066 mit 6,10 m Schnittbreite, gekauft. Ende der 90er war das noch eine große Maschine. Vor zwei Jahren haben wir nun den Schritt gewagt, das Lohnunternehmen extra laufen zu lassen und in einen neuen Drescher, einen John Deere T660i, investiert.“

Mehrnutzen durch Zusammenarbeit
Der Betrieb Kappel teilt sich in einen landwirtschaftlichen Betrieb und das Lohnunternehmen mit dem Schwerpunkt Mähdrusch: „Die überbetrieblichen Arbeiten, insbesondere im Mähdrusch machen wir aber schon seit Jahrzehnten“, sagt Betriebsleiter Michael Kappel. [...]  „Wir arbeiten eng mit ortsansässigen Betrieben zusammen und übernehmen zum Teil den kompletten Ackerbau mit der Bodenbearbeitung, begleiten aber auch den Kartoffelanbau mit dem Pflanzen, Drillen und der Beregnung und erledigen den Mähdrusch.“ Auch mit anderen Lohnunternehmern hat sich der Betriebsleiter an einen Tisch gesetzt und eine für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit gestartet: „Im Nachbarort ist ein Lohnbetrieb, der sich auf Stroh, Gülle, Häckseln und Kommunalarbeiten spezialisiert hat, sodass man sich aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung gegenseitig helfen kann. Dies haben wir auch auf die Ausbildung unserer Lehrlinge übertragen, für die wir so durch die Arbeiten auf beiden Unternehmen eine vielfältige Ausbildung erreichen.“ Aktuell arbeiten im Lohnunternehmen neben dem Betriebsleiter ein Azubi, einen festen Mitarbeiter und zwei Saisonarbeitskräfte.

Die Stammcrew beim Lohnunternehmen Kappel (v.l.): Bastian Luttermann, Manuel Guy, Azubi Hendrik Schulze-Niehoff und Michael Kappel.

Heimisches Eiweiß
„Wir betreuen in dem Bereich der Ernte von Leguminosen und Gemengen vor allem Biobetriebe. Da dies feste Kunden sind, haben wir über die Jahre eine konstante Hektarzahl an Gemenge, Erbsen, Lupinen oder Wicken, die wir dreschen. Mit dieser Fläche von etwa 60 ha, also knapp 10 % unserer Gesamtdruschfläche, kann man deswegen fest kalkulieren“, so Michael Kappel. Der Leguminosenanbau werde zwar durch die Bundeseiweißinitiative und ähnliches in den Vordergrund gerückt, finde aber bei den konventionellen landwirtschaftlichen Betrieben kaum Anbauer, da bisher das Risiko, sowohl im Anbau als auch in der Vermarktung zu hoch sei: „Der Anbau von Leguminosen muss in die Fruchtfolge passen. Wir sind zum Teil schon durch die Kartoffeln bei der Flächenwahl eingeschränkt und so würden Leguminosen, beispielsweise mit der Eigenunverträglichkeit der Erbse, zu einer weiteren Verkomplizierung der Anbauplanung führen.“

Einer der größten Kunden von Michael Kappel ist der Lohmannshof in Dörverden. Der biologisch wirtschaftende Betrieb umfasst gut 100 ha. Neben dem Ackerbau mit Gemenge, Weizen, Dinkel und Lupinen in Reinsaat, liegt der Fokus auf dem Anbau von Feldgemüse. Von Sellerie bis hin zu Möhren und Grünkohl lässt sich auf 15 ha Gemüseland fast die gesamte Vielfalt heimischen Gemüses finden: „Dazu kommen noch etwa 15 ha ökologisch bewirtschaftete Kartoffeln, eine Hühnerhaltung mit 1.500 Tieren und – quasi Nebenbei – eine Schafhaltung und Imkerei. Die Vermarktung erfolgt unter anderem über unseren eigenen Hofladen und Marktstand sowie die hofeigene Backstube“, beschreibt Betriebsleiter Johannes Oppenhorst.

Eine besondere Rolle spiele der Gemengeanbau, sagt er. Das wichtigste Gemenge sei eine Mischung aus Roggen und Erbse in Kombination mit Wicke: „Gemenge spielt für uns in der Fruchtfolge eine große Rolle, da wir vor allem mit dem Gemüse den Boden stark beanspruchen. Der Boden liegt häufig offen, da wir in der Kultur viel hacken müssen. Das Gemenge schafft eine schöne Bodenbedeckung, federt sowohl die Nährstoffe als auch die Humusentzüge gut ab und hat viele Vorteile hinsichtlich Bodenstruktur und Wasserhaushalt. Es geht uns also nicht in erster Linie um den Höchstertrag der verschiedenen Komponenten, sondern um die Fruchtfolgewirkung und den Benefit über alles, wenn man das gesamte System unseres Ackerbaues betrachtet.“

Michael Kappel: "Für die Gemenge gibt es bisher noch nicht einmal eine Standardeinstellung am Drescher."

Gemenge für Ertragssicherheit
Eine Kombination mehrerer Früchte biete mehr Ertragssicherheit, da immer ein Partner kompensieren kann, wenn ein anderer Mischungspartner schwach oder ganz ausfällt: „Unsere Sandböden mit 30 bis 50 BP sind ideal geeignet für den Anbau von anspruchsvollem Gemüse. Die Aufgabe ist es deswegen – abgesehen von dem Gedanken, dass wir natürlich möglichst viel Vielfalt schaffen möchten – das Risiko für Ertragsverluste in der Kultur, aber auch in der Fruchtfolge zu verringern. Ein Nebeneffekt, der mir als Landwirt und Imker gut gefällt ist der hohe Wert als Futterpflanze für unsere Bienen“, so Johannes Oppenhorst. Es sei zu beobachten, dass Jahr für Jahr ein Mischungspartner besser abschneide als der andere, ohne dass man eindeutig eine Ursache benennen könne. Wie er weiter berichtet, seien die einzelnen Feldfrüchte in der Reinsaat nach seiner Erfahrung meist anfälliger: „Die Erbsen in Reinsaat liegen sehr schnell flach am Boden, was mit einer entsprechenden Ertrags- und Qualitätsänderung verbunden ist.“

Gesät wird das Gemenge mit einer normalen Drillmaschine: „Das Wintergemenge wird in auf den leichten Standorten möglichst früh, also Mitte/Ende Oktober, gesät, da die Bodenaktivität bei niedrigen Temperaturen schnell abnimmt und damit die Startbedingungen der Jugendentwicklung zu späteren Zeitpunkten rapide abnimmt. Die Vorfrucht für das Gemenge aus Getreide und Leguminosen ist immer eine Hackfrucht, also entweder die Kartoffel oder eben Gemüse. Das Aussaatverhältnis liegt in der Literatur bei 80 kg Erbsen und 100 kg Roggen, in der Praxis habe ich hingegen oft festgestellt, dass man gerne bei den Leguminosen etwas höher geht. Die Aussaat ist dann technisch immer ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Körnern“, so Johannes Oppenhorst.

Eine Alternative zum Wintergemenge mit Erbsen, Wicken und Roggen sei eine Mischung aus Sommererbse und Sommertriticale. Die Kulturwicke werde im Biolandbau ebenso wie die Erbse in der Schweinefütterung eingesetzt. Das gemischte Erntegut mit Erbsen, Roggen und Wicke wird über die Vermarktungsgemeinschaft Ökokorn in Wezendorf vermarktet, da die Reinigung vor Ort relativ aufwendig wäre. Auch wenn der Gemengeanbau an sich schon ackerbaulich Anspruchsvoll scheint, gibt sich Johannes Oppenhorst damit allein noch nicht zufrieden: „Üblicherweise machen wir im Gemenge auch noch eine Untersaat mit Inkarnat- oder Weißklee, die aber in diesem Jahr durch das starke Wachstum der Wicke kaum zur Geltung gekommen ist.“ In den Vorjahren hingegen hätte sich der Kleebestand gut etabliert und eine Bodenbedeckung über den Winter gewährleistet: „Das zeigt einfach wieder, dass wir zwar ackerbaulich viele Möglichkeiten haben, jedoch kein Jahr wie das andere ist und es immer Unwägbarkeiten geben wird.“

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Das Gemenge aus Roggen, Erbsen und Wicke bildet einen dichten Filz, der das Schneidwerk vor einige Herausforderungen stellt.

Zielstellung kennen
Wichtig ist für den Dienstleister natürlich auch immer die jeweilige Zielstellung des Kunden, und die kann wiederum ganz unterschiedlich sein: „Mal kann es sein, dass wir tief schneiden lassen, da die Erbse entsprechend am Boden ist, mal muss der Schnitt höher angesetzt werden, weil eine Kleeuntersaat schon entsprechend vorgeprescht ist. Im Ökolandbau müssen immer viele verschiedene Zielstellungen unter einen Hut gebracht werden. Das klappt nur dann gut, wenn man mit dem Lohnunternehmer sprechen kann und entsprechende Lösungen entwickelt“, sagt Kunde Johannes Oppenhorst. Zumeist stehe im Gemenge der Klee, die Erbse, oder die Lupine im Vordergrund und weniger die Getreidekomponente: „Dies liegt vor allem an den Wertanteilen, da die Eiweißpflanzen eine deutlich höhere Wertschöpfung erzielen.“ Wie Michael Kappel ergänzt, leide allerdings die Qualität der Erbsen beim Drusch ungünstigerweise deutlich schneller als die des Roggen: „Der Bruchanteil bei den Erbsen ist wiederum an einem etwas feuchterem Tag mit bedecktem Himmel geringer, weil die Erbsenkörner leichter platzen, je trockener sie sind. Daran sieht man wieder, dass es absolut notwendig ist, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde und von Schlag zu Schlag zu überprüfen, ob die Einstellungen noch zu dem gewünschten Ziel führen.“

Der Erfahrung nach ist für einen sauberen Schnitt meist weder der Roggen noch die Erbse die ausschlaggebende Frucht sondern zumeist die Wicke, da sie ungleichmäßiger abreift und – wie der Name sagt – sehr stark wickelt: „Die Einstellung des Schneidwerkes muss passen, um die Wicke nicht auf der Förderschnecke, wie auf einer Spule, aufzudrehen“, so Michael Kappel und weiter: „Beim Drescher geht’s beim Schneidwerk los. Was man da nicht richtig macht, kann man meist hinterher nicht wieder gutmachen. Ich habe bei der Auswahl des Mähdreschers gezielt auf die Möglichkeiten der Einstellung geachtet. Wichtig war mir auch die Funktion des Premium Flow-Schneidwerkes, mit einer zusätzlichen Förderung des Gutflusses nach dem Schnitt, welche sich besonderes bei Gemengen oder auch im Raps positiv auswirkt. Ausschlaggebend waren dabei immer unsere speziellen Bedürfnisse vor dem Hintergrund des recht hohen Anteils von speziellen Kulturen, wie zum Beispiel den Gemengen.“ Durch das Förderband des Power Flow-Schneidwerkes werde das Erntegut direkt nach dem Schnitt übernommen und zur Schnecke geführt. Das sei deutlich schonender als ein aggressiver Einsatz der Haspel und man erreiche geringere Verluste: „Mit der Haspel kann man gerade unter trockenen Bedingungen bei der Erbse schon einen großen Anteil Körner ausschütteln, der dann verloren geht. Dies können wir über das Förderband vermeiden. Die Haspel läuft im Gemenge und in der Erbse langsamer und möglichst hoch und hat nicht primär die Aufgabe das Erntegut in Richtung der Schnecke zu ziehen. Der Vorteil des Schneidwerkes ist im Übrigen im Raps genauso gegeben und wir sparen uns einen extra Rapstisch.“ [...]

Johannes Rohmann

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe September 2016.