Serie: Preiskalkulation – Preise im Griff behalten
Alles läuft auf Hochtouren: Moderne Schlepper, motivierte Mitarbeitende, die Telefone klingeln. Viele Lohnunternehmen kennen das Gefühl: volle Auftragsbücher, aber kaum Gewinn. Das Problem liegt selten an schlechter Arbeit, sondern an fehlender Klarheit bei den eigenen Zahlen.
Programme und Apps können heutzutage helfen – aber nur, wenn sie mit den richtigen Daten gefüttert und gut interpretiert werden. Das Thema Preiskalkulation wirkt wie eine lästige Pflichtübung, muss aber von jedem Unternehmer beherrscht werden. Denn wer seine Kosten kennt, kombiniert Fakten mit seinem Bauchgefühl. Wer die Preisliste beim Nachbarn abschreibt, lässt sich von fremden Zahlen leiten statt von den eigenen.
Preiskalkulation klingt trocken, bringt aber Klarheit. In der Praxis hat sich ein einfacher Ansatz bewährt: Jeder Euro wird in einen der großen Kostenblöcke verteilt – Mitarbeiter, Maschinen und allgemeine Geschäftskosten. Durch diese Struktur schafft man sich eine gute Übersicht. Im Folgenden schauen wir uns die drei Blöcke genauer an.
Mitarbeiterkosten
Wieviel verdienen meine Leute? Ein Bruttostundenlohn von 18 € die Stunde klingt überschaubar. Das ist aber natürlich nicht die ganze Wahrheit. In Wirklichkeit gehen die Aufwendungen für eine Mitarbeiterstunde in Richtung 40 €. Warum, sehen wir in den Kosten laut Buchführung. Hier sind die individuellen Bruttostundenlöhne zuzüglich der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung aufgeführt (rund 22 % für Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung, Umlagen, sowie die Beiträge zur Berufsgenossenschaft mit ca. 1,3 %). In unserem Beispiel steigt der Stundensatz von 18 € somit auf rund 22,50 € je Stunde.
Das ist aber noch nicht alles. Denn kein Mitarbeiter arbeitet 100 % seiner vertraglichen Stunden wirklich im Betrieb. Urlaub, Feiertage und Krankheitszeiten werden meistens bezahlt und müssen somit mit einkalkuliert werden. Geht man von einer 40 Stunden- und Fünf-Tage-Woche aus, entstehen bei 52 Wochen im Jahr auf 2.080 Soll-Stunden.
Der Mitarbeiter bekommt also für 2.080 h je 22,50 € vom Betrieb bezahlt, was rund 46.800 € ergibt. Von diesen 2.080 Stunden müssen jedoch Abwesenheiten für Urlaub, Krankheit, Fortbildungen abgezogen werden. In dem Beispiel verbleiben dann ca. 1.800 Stunden tatsächliche Anwesenheit im Betrieb, welche als Grundlage genommen werden muss. Er ist jedoch nur 1.800 h anwesend. Die Kosten in Höhe von 46.800 € auf 1.800 h aufgeteilt, ergibt einen Stundenlohn je Anwesenheitsstunde von 26 €.
Faustformel für die Praxis
Ein guter Orientierungswert lautet: Bruttostundenlohn + rund 50 % ergibt die Arbeitgeberkosten je Stunde Anwesenheit im Betrieb. Doch diese 1.800 Stunden Anwesenheit sind nicht komplett verkaufbar. Ein spürbarer Teil der Zeit geht für Tätigkeiten drauf, die nicht abgerechnet werden können: Reparaturen, Rüstzeiten, Waschen, Tanken, interne Besprechungen, An- und Abfahrten, Warten auf Material oder schlicht das Suchen nach Werkzeug. In der Praxis bleiben daher oft nur rund 70 % der Anwesenheitsstunden als produktive, also verkaufbare Stunden übrig.
Für die Kalkulation bedeutet das: Der Stundensatz von 26 € deckt nur die Anwesenheit ab. Um die Personalkosten von 46.800 € im Jahr tatsächlich zu erwirtschaften, müssen diese Kosten auf die verkaufbaren 1.260 Stunden verteilt werden. Daraus ergeben sich Personalkosten je abrechenbarer Stunde von rund 37 € – also etwa 42 % mehr als der Stundenlohn je Anwesenheitsstunde und das doppelte des Bruttolohns.
Damit wird deutlich: Sozialabgaben und Abwesenheiten lassen sich noch recht einheitlich kalkulieren, doch bei der Produktivität sieht es anders aus. Sie unterscheidet sich von Betrieb zu Betrieb – und genau hier liegt ein großer Hebel. Jeder unnötige Handgriff, jede Wartezeit oder schlecht abgestimmte Abläufe kosten bares Geld. Beispiele dafür sind unnötige Fahrten, weil Material fehlt oder suboptimal geplant wurde, eine unaufgeräumte Werkstatt, in der das richtige Werkzeug gesucht werden muss, oder Pausen zwischen Arbeitsschritten, weil Informationen fehlen.
Produktivität ist damit kein Randthema, sondern einer der entscheidendsten Faktoren für die Rentabilität im Lohnunternehmen. Kleine Zeitfresser summieren sich schnell – und machen am Ende den Unterschied zwischen einem Stundensatz, der knapp kalkuliert ist, und einem, der den Betrieb wirklich trägt.
Katja Beyer
Lesen Sie im nächten Teil unserer Serie alles zum Thema Maschinenkosten.
Autorin
Katja Beyer ist Unternehmensberaterin der Firma Re-Aim aus Eckernförde. Sie und ihr Team sind auf Lohnunternehmen spezialisiert und führen neben individueller Beratung auch den jährlichen Betriebsvergleich durch – ein Format, das nicht nur Austausch, sondern auch die Zahlenklarheit fördert. Ihre Kontaktdaten sind katja.beyer@re-aim.de 0175/8685183.