August 2016: LU Petersen

LU Hans-Jürgen Petersen aus dem nordfriesischen Breklum hat bereits vor über 30 Jahren den ersten Lkw zum Gülleverteilen auf Grünland eingesetzt. Heute sind es insgesamt 10 Stück. Vieles kommt dabei aus der eigenen Werkstatt.
Der neue Gülle-Mixer Aufbau verfügt über eine teleskopierbare Kabine. Damit hat der Fahrer die Arbeitsgeräte optimal im Blick. (Foto: Petersen)

„Dass ich einen Panzer besitze, wissen Sie, oder?“ Mit dieser Frage begrüßte mich LU Hans-Jürgen Petersen, als ich ihn im April auf seinem Betrieb besuchte. Auf meine Frage, wofür der denn gut sei, kam seine trockene Antwort: „Damit verjage ich Journalisten, die Quatsch schreiben.“ Ein guter Einstieg in ein Interview, denke ich mir da noch. Was im ersten Moment doch etwas irritierend klingt, verliert seinen Schrecken, wenn man Hans-Jürgen Petersen etwas besser kennenlernt. Er ist vielleicht anfangs etwas wortkarg und schroff. Wenn man aber etwas länger mit ihm redet wird schnell klar, dass der Mann Humor hat und sich bestens mit Landtechnik auskennt.

Der erste Lkw kam 1992 in seinen Betrieb. Dieser wurde damals aber ausschließlich zum Kies- und Erdtransport genutzt. Darüber hinaus investierte Hans-Jürgen Petersen in einen Tieflader, mit dem er hinter diesem Lkw einen Kettenbagger transportieren konnte. Der erste landwirtschaftliche Lkw-Einsatz erfolgte im Jahr 1996, als er einen gebrauchten Lkw mit einem Gülleaufbau kaufte. „Das war ein gebrauchter 6x6 Iveco-Lkw, der bereits mit einem 14-m³-Güllefass ausgerüstet war“, blickt der Lohnunternehmer zurück. Hans-Jürgen Petersen hat an diesem Lkw nachträglich noch einen Saugarm montiert. Außerdem wurde das Fahrzeug im Zuge des Umbaus von Zwillings- auf breite Einzelbereifung umgerüstet, denn es sollte als Gülleverteiler auf dem Feld eingesetzt werden. „Die Bereifung war anfangs allerdings der Schwachpunkt. Sie war nicht breit genug und auch die gewünschte Haltbarkeit war nicht gegeben. Wir konnten mit diesem Lkw aufgrund der Bereifung nur bedingt auf Grünland fahren, da die Grasnarbenschäden noch zu groß waren. Das Konzept, mit dem Lkw auf dem Feld zu arbeiten, hat uns zu diesem Zeitpunkt aber schon überzeugt“, erklärt Hans-Jürgen Petersen.

Über die Jahre wurden insgesamt 17 dieser Lkw mit Silageaufbau in der Werkstatt von Hans-Jürgen Petersen gebaut. Diese laufen jedoch nicht alle in seinem Betrieb. Einige davon konnte er an Lohnunternehmer in Schleswig-Holstein verkaufen.

Durchbruch mit neuer Reifentechnik

Der Durchbruch kam im Jahr 2000, als zwei seiner Mitarbeiter auf der Messe „Agromek“ im dänischen Herning Trelleborg-Reifen gesehen hatten, die auf Lkw montiert werden konnten und auf 65 km/h zugelassen waren: „Ab diesem Zeitpunkt haben wir unsere Flotte Schritt für Schritt konsequent vom Schleppergespann auf Lkw umgestellt.“ Zur Maisernte 2000 war der erste Lkw mit den neuen Trelleborg-Reifen und einem 40-m³-Silageaufbau umgebaut. Dieses Fahrzeug lief in den Häckselkolonnen mit. „Wir haben unsere Kunden gefragt, was sie von diesem Lkw halten. Beinahe alle haben sich positiv geäußert“, erinnert sich Hans-Jürgen Petersen. Das war der Grund, im Winter 2000/2001 gleich den nächsten Lkw zu kaufen und umzubauen. Im Frühjahr 2001 konnte dann ein Häcksler in der Kolonne mit zwei Lkw zusammen eingesetzt werden. „Diese Konstellation von einem Häcksler und zwei Lkw zum Abfahren hat sich in unserer Kundschaft und unserer Struktur als optimal herauskristallisiert. Der Lkw ist nicht nur schneller auf der Straße, sondern auch auf dem Feld, da alle Achsen angetrieben sind“, ist der Lohnunternehmer überzeugt. Auch seine Kunden schätzten diese Kolonne so sehr, dass die ersten bereits währen der Grasernte die Lkw-Abfahrer für feste Termine im Herbst gebucht haben. „Die gesamte Ernte und der Transport laufen im Vergleich zum Schleppergespann mit dem Lkw deutlich ruhiger ab. Der Lkw ist kompakter und er fährt zum Abladen immer auf das Silo, egal wie hoch der Haufen ist. Das gilt für unsere landwirtschaftlichen, aber auch für unsere Biogaskunden“, beschreibt Hans-Jürgen Petersen den Ernteablauf. Die Lkw sind mit Dosierwalzen ausgestattet, damit das Erntegut beim Abladen gleich in einer gleichmäßigen Schichtdicke auf dem Haufen verteilt werden kann. Mit Unverständnis reagiert er auf Kollegen, die das Erntegut vor dem Silo abkippen und es dann auf das Silo schieben: „Das Aufschieben kostet sehr viel Energie und entsprechend Diesel. Wenn ich die Silage hingegen gleich in einer dünnen Schicht auf dem Silo ablade, kann das Walzfahrzeug unverzüglich mit der Verdichtung beginnen.“

Der Selbstfahrer mit 40 m³ Gülleauflieger ist ein Eigenbau. Bald soll das Umpumpen der Gülle auch während der Fahrt funktionieren.

Am Feldrand überladen lohnt nicht

Die Transportentfernungen liegen bei Petersens Kunden bei maximal 10 km. „Auf dieser Entfernung lohnt sich das Überladen am Feldrand meiner Meinung nach nicht. Man bräuchte ja mindestens zwei Gespanne auf dem Feld, dann ein Gerät zum Überladen und zusätzlich noch fünf bis sechs Lkw auf der Straße. Das ist mir persönlich zu viel Technik, die eingesetzt werden müsste. Wir schaffen es auf dieser Entfernung mit sechs bis maximal sieben 8x8 Lkw mit 50-m³-Aufbau einen 1000-PS-Häcksler im Mais zu bedienen. Und auf dem Silo kommt ein Fahrzeug für die Verdichtung zum Einsatz“, erklärt sein Sohn Torben Petersen, der im Betrieb unter anderem für die Werkstatt zuständig ist. Dabei handelt es sich um umgebaute Rübenroder vom dänischen Hersteller Tim. Davon hat der Lohnunternehmer insgesamt drei Stück im Einsatz. Die Maschinen verfügen über Allradlenkung und können entsprechend auch im Hundegang gefahren werden. „Die Reifen sind mit Wasser gefüllt. In der Hydraulik wird im Mais ein Schild, in der Grassilage ein Siloverteiler eingebaut. Der Fahrer hat die Arbeitsgeräte durch die Position der Kabine auf der Vorderachse optimal im Blick“, erklärt der Nordfriese.

Er macht keinen Hehl daraus, dass die 8x8 Lkw unter feuchten Erntebedingungen auch überladen werden können: „Gerade, wenn einmal grüne Abschnitte im Mais gehäckselt werden, kann es vorkommen, dass wir auf 34 t Gesamtgewicht kommen. Wenn das an der Waage an der Biogasanlage festgestellt wird, bekommt der Häckslerfahrer entsprechend Bescheid, etwas weniger zu laden.“

Insgesamt werden im Lohnunternehmen Petersen heute 10 Lkw mit Silieraufbauten in drei Häckselketten eingesetzt. Bei den Häckslern handelt es sich um zwei 500 PS sowie eine 1.000 PS Maschine. (Foto: Petersen)

Vielseitig einsetzbare Lkw

Die Lkw werden neben dem Silagefahren auch zum Transport und zur Verteilung von Gülle und Gärsubstrat eingesetzt. Viele Kunden würden in seiner Region immer noch den Prallteller zur Ausbringung wählen. Er kann darüber hinaus die Verteilung mit dem Schleppschuh am Lkw anbieten. Auf den Dreiachsern werden 14-m³-, auf den Vierachsern 20-m³-Fässer montiert. Mit den Vierachsern wird die Gülle zum Teil direkt verteilt, zum Teil aber auch zugebracht. Unterstreichen möchte Hans-Jürgen Petersen aber, „dass wir die Gülle nicht an den Feldrand bringen, sondern direkt zum Gülleverteiler auf das Feld. Wenn ich immer wieder mit dem leeren Verteilfahrzeug zum Feldrand zum Überladen fahren muss, verliere ich sehr viel Zeit. Dadurch, dass wir mit den Vierachsern bis zum Verteilfahrzeug auf dem Feld fahren können, können wir die Tagesleistung erhöhen.“

Die Lkw-Aufbaufässer verfügen zur Gewichtseinsparung über keine eigene Pumptechnik zur Befüllung. Entsprechend müssen diese Fässer über eine externe Pumpstation am Güllelager befüllt werden.

Das Team vom Lohnunternehmen Petersen (v.li.) Hans-Jürgen Petersen, Torben Petersen und Helge Ketelsen.

Was die Fahrspuren durch den Lkw-Einsatz auf Grünland betrifft, so sieht der Lohnunternehmer keine Nachteile gegenüber dem Schleppergespann: „Natürlich kann ich die Grasnarbe verletzen, wenn ich stark einschlage und die Räder der hinteren Tandemachse radieren. Ich muss aber ja nicht voll einschlagen. Beim Schleppergespann passiert dasselbe. Wenn ich damit voll einschlage, radieren die Räder der Achse des Güllewagens, da der Lenkwinkel der Lenkachsen auch nicht mehr ausreicht. Der Fahrer muss mit Sinn und Verstand an die Arbeit gehen. Dann verhindert er Beschädigungen im Grünland, unabhängig von der eingesetzten Technik.“

Die Reifen der Lkw werden mit 4 bis 4,5 bar gefahren. Reifendruckregelanlagen sind nicht verbaut. Die Kunden würden diese nicht fordern. „Wir konnten Neukunden hinzugewinnen, weil diese unsere Lkw zur Grasernte auf ihren Flächen sehen wollten, da die Schleppergespanne vorher die Grasnarbe kaputt gefahren haben. Die Achsen unserer Lkw sind angetrieben, entsprechend radieren die Räder weniger im Vergleich zum Schleppergespann. Daher arbeitet der Lkw meiner Meinung nach insgesamt auch Bodenschonender, als der Schlepper.“

 

Weitere Aufbauten, die auf den Lkw genutzt werden, sind Erdmulden, Getreidemühlen, Güllemixer, Strohpritschen und Salzstreuer. „Die Anwendungsbereiche für unsere Lkw sind vielfältig. So kommen wir bei den Hauptfahrzeugen auch auf weit über 1.000 Einsatzstunden pro Jahr“, erklärt Torben Petersen. Ganz ohne Traktoren geht es aber auch im Lohnunternehmen Petersen nicht. Zum Pflügen, Fräsen, Holz hacken und Maisdrillen sind drei 200-PS- und ein 140 PS-Schlepper im Einsatz.

Bei den Lkw-Marken hat sich das Lohnunternehmen auf Iveco und MAN festgelegt, da sich bei diesen die hydraulischen Abtriebe einfach nachrüsten lassen. Die Fahrzeuge werden bislang gebraucht gekauft und dann entsprechend in der Werkstatt umgebaut. Es handelt sich dabei um Baustellenfahrzeuge, die bereits über eine Getriebeuntersetzung und somit über bis zu 32 Gänge verfügen. „Wir gehen mittlerweile nach dem System vor, nur noch so viel wie nötig umzubauen. Das heißt, wir bereifen die Fahrzeuge um, bauen eine Hydraulikpumpe an und ändern die Schnellkupplungen, damit sie für unsere Wechselaufbauten passen. Mehr ändern wir nicht, denn man kann eine Menge Zeit in der Werkstatt verlieren, die mir niemand bezahlt“, so Hans-Jürgen Petersen.

Weniger Stahl bewegen

„Seit 2001 bis heute haben wir durch unsere Lkw-Flotte ca. 2 Mio. Tonnen weniger Stahl auf den Straßen bewegt. Das ist das Gewicht, dass der Lkw leer weniger wiegt, als das Schleppergespann“, rechnet Hans-Jürgen Petersen vor und ergänzt: „Wenn ich einen 200-PS-Schlepper mit leerem Tandemwagen mit einem unserer beladenen 6x6 Lkw vergleiche, dann wiegt das Schleppergespann nun einmal mehr.“ Pro Fuhre rechnet der Lohnunternehmer mit einer Gewichtseinsparung von ca. 5 t und jede Menge Diesel.

Die Außenbreite der Lkw liegt bei 2,55 m. Damit fährt der Lkw auch auf schmalen Wirtschaftswegen auf der Asphaltdecke. „Mit den breit bereiften Schleppergespannen hingegen fahre ich auf den Kanten der Feldwege. Der Fahrer des Lkw hat darüber hinaus den Vorteil, dass er vorne sitzt und viel besser sehen kann, wenn er z.B. aus unübersichtlichen Feldausfahrten auf die Straße einbiegen muss“, fügt Torben Petersen hinzu.

Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Juni 2015.

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