Dezember 2015: LU Schillmöller
„Wir wollten die Bodenbearbeitung auf ein absolutes Minimum reduzieren, möglichst viele Überfahrten sparen und die hier in hohen Mengen vorhandene Gülle als Alternative für die mineralische Unterfußdüngung im Mais nutzen“, erzählt Stefan Knipper vom Lohnunternehmen Schillmöller als Gründe für die Anschaffung des Hirl Streifenbearbeitungsgerätes, das seit April hinter dem Selbstfahrer Terra Gator eingesetzt wird.
Erfahrungen durch eigene Versuche
Stefan Knipper, im Lohnunternehmen Schillmöller zuständig für Organische Düngung, Aussaat und Bodenbearbeitung, ist von der Nutzung der Gülle als Unterfußdünger überzeugt: „Wenn ich die Gülle in den bearbeiteten Streifen lege, wird sie nicht direkt von den Mikroorganismen umgesetzt. Sie ist länger pflanzenverfügbar und hat somit eine Depotwirkung.“ Verfechter der pfluglosen Bodenbearbeitung sei man schon seit längerem – auch aus Erosionsgründen.
Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf hatte das Lohnunternehmen zunächst eine Maschine selbst konstruiert. Diese ‚Vorläufermaschine’, ein 6 m starres System, wurde vom Lohnunternehmen Schillmöller bereits 2009 hinter einem Dreiachser und 2010 hinter dem Terra Gator eingesetzt und zunächst auf hinzu gepachteten Flächen, die die Möglichkeit der Beregnung besaßen, getestet. „Unser Ansatz war, dass die bearbeiteten Streifen etw. tiefer als die Zwischenräume liegen. Wenn dann beregnet wird (30-35 mm/ha) läuft das Wasser in die Streifen und ist damit dort, wo es benötigt wird“, sagt Stefan Knipper und weiter: „Mit dem selbst konstruierten Gerät haben wir Erfahrungen gesammelt und hatten ganz gute Erfolge damit im Maisanbau. Uns hat allerdings nicht gefallen, dass wir bei dem System auf eine ganzflächige Bodenbearbeitung angewiesen waren.“
Aussaat ohne Lenksystem
Das Hirl System arbeitet hingegen mit einem Reihenabstand von 75 cm und bearbeitet nur die späteren Saatreihen in einer Breite von 20 cm. Die Fläche zwischen den Streifen bleiben unbearbeitet. Die Gülle wird in einer Tiefe von 15 cm, 10 cm unter dem Maiskorn, abgelegt. Das Saatgut dürfe auf keinen Fall mit dem Gülleband in Berührung kommen, daher sei es wichtig, dass das Gerät den Güllestreifen wieder gut mit Erde bedecke. 20 bis 25 m³ Gülle werden pro ha mit dem Streifenbearbeitungsgang ausgebracht. Zur Sicherheit wurde in diesem Jahr obligatorisch noch eine P-Unterfußdüngung mit der Saat ausgebracht (11 kg N und 9 kg P/ha). „Ich gehe aber davon aus, dass wir die mineralische Unterfußdüngung eigentlich nicht mehr brauchen. Sie stellt nur einen ‚beruhigenden’ Faktor dar, falls es mal länger kühl bleibt “, sagt Stefan Knipper.
Der Terra Gator mit dem Streifenbearbeitungsgerät wird mit dem automatischen Lenksystem Universal AutoTrac von John Deere mit einer virtuellen RTK Vorrichtung eingesetzt. Beim Maislegen wird ohne automatisches Lenksystem gearbeitet. „Es ist nicht so schwierig, die Streifen nachzufahren. Durch die Breite der Streifen, ist es nicht schlimm, wenn diese nicht ganz mittig getroffen werden. Die Tatsache, dass der Terra Gator die Streifen zuvor ‚schnurgerade’ angelegt hat, vereinfacht die Sache.“
Der Mais wurde in diesem Jahr mit zwei verschiedenen Einzelkornsämaschinen gelegt, die unterschiedlich gut für dieses System geeignet waren. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass der Maisleger möglichst schwer sein sollte, um sicher und gut zu arbeiten“, berichtet Stefan Knipper.
Ideal mit Zwischenfrucht
Gearbeitet wird mit diesem System nach unterschiedlichsten Vorfrüchten, von gemulchten Maisstoppeln über Rübsenbestände bis hin zu abgefrorenen Zwischenfruchtbeständen. Eingesetzt wird das System auch nach Roggen, der als Ganzpflanzensilage gehäckselt wurde. Wichtig sei für dieses Anbausystem eine optimale Stoppelbearbeitung nach der Vorfrucht, meint Stefan Knipper. Im Idealfall würde im Winter eine Zwischenfrucht angebaut werden.
Der Zeitraum zwischen Bodenbearbeitungsgang und Aussaat variiere nach Feuchtigkeit und Temperatur, erklärt Stefan Knipper: „Bisher lagen zwischen 1 und 10 Tage dazwischen.“ Er würde sich aber auch nicht scheuen, den Bodenbearbeitungsgang vorzuziehen: „Wenn der Boden noch kalt ist, finden auch keine Umsetzungsprozesse in der Gülle statt und sie bleibt für die spätere Maisausaat verfügbar.“
Auffällig sei in diesem Jahr gewesen, wie sehr dieses Anbausystem vor Erosionen schützen würde, sagt Stefan Knipper: „In diesem Jahr gab es auf vielen Flächen Erosionsschäden – sowohl durch Wind wie auch Wasser. Auf den Flächen, die wir im Stripp Till Verfahren gesät haben, ist hingegen nichts passiert.“
In diesem Jahr hat das Lohnunternehmen Schillmöller das System auf knapp 300 ha angewendet. Wie reagieren die Kunden darauf? „Das ist ganz unterschiedlich. Meistens hängt das am Alter der Kunden. Landwirte, die ihr ganzes Leben auf den Pflug gesetzt haben, die sind schwierig davon zu überzeugen, die Flächen in solch einem ‚wilden’ Zustand zu lassen. Bei der nachfolgenden Generation sieht das schon ganz anders aus.“
Die Technik
Die Streifenbearbeitungstechnik, die das Lohnunternehmen Schillmöller einsetzt, stammt von Anton Hirl aus Mecklenburg-Vorpommern. Anton Hirl ist Landwirt, ehemaliger Lohnunternehmer und mittlerweile auch Landtechnikhersteller. Zunächst für den eigenen Bedarf entwickelte er eine Strip Till Technik für den Maisanbau. Als Gründe nennt er vor allem Verdunstungsschutz, bessere Wasserinfiltration sowie Erosionsschutz. Mittlerweile wird seine Technik in Serie aufgelegt. Anfangs wurden Einheiten aus den USA importiert und modifiziert. Mittlerweile wird bis auf Scheiben du Lager alles vor Ort hergestellt.
Das Streifenbearbeitungsgerät kann laut Anton Hirl variabel hinter Güllefässern aller Hersteller eingesetzt werden, aber auch einzeln hinter dem Traktor, zur Ausaat von Zwischenfruchtbeständen (mit Säwagen oder Fronttank) oder in Kombination mit mineralischer Unterfußdüngung. Das Gerät kann an 3- oder 4-Punkt-Anhängungen angebaut werden.
Die Grundeinheit des Gerätes besteht aus einer Parallelogramm geführten Scheiben-Zinken Kombination. Hinter einer Vorschneidscheibe folgt ein Strohräumer, anschließend üblicherweise ein Zinken und dann zwei Hohlscheiben, die einen kleinen Damm formen, und ein Werkzeug zur Rückverfestigung. „Bei der Gülleausbringung ist es zum Beispiel sehr wichtig, das Gülleband exakt abzulegen, da reichen ein Grubberzinken und eine Hohlscheibe nicht aus“ erklärt Anton Hirl. Durch die Kombination der Werkzeuge sei so auch das Arbeiten in Zwischenfruchtbeständen oder nach Getreide GPS ohne Probleme möglich.
Anton Hirl legt Wert darauf, dass die Maschinen an die beim Kunden vorherrschenden Bedingungen, angepasst werden: „Je nach Einsatzzweck und Bodenart können die Werkzeuge variiert und ausgewechselt werden. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Zinken und Scheiben.“ Ziel sei es, Landwirten und Lohnunternehmern ein erprobtes und sicheres System an die Hand zu geben.
Erhältlich ist das Gerät vorerst in Arbeitsbreiten von bis zu 6 m mit 45, 50 und 75 cm Reihenabständen. Die Transportbreite beträgt 3 m. Für einen Kunden in Rumänien sei aber auch schon ein aufgesatteltes Gerät mit einer Arbeitsbreite von 12 m und einer Transportbreite von 3 m gebaut worden.
Mirja Plischke,
Redaktion Lohnunternehmen
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Juli 2011.