Januar 2016: LU Rainer Fischer
Wer sich den Maschinenpark von LU Rainer Fischer einmal genauer anschaut, sieht sofort, dass die Maschinen alle „gut“ bereift sind. Dort stehen zum Beispiel 30-m³-Mulden mit Häckselaufbauten auf 750/60 R 30.5 Reifen. „Und ob sie es glauben oder nicht: Wenn hier Regen in der Maisernte fällt, dann werden diese Wagen maximal bis zur Hälfte gefüllt“, erklärt Rainer Fischer. Sein Betrieb befindet sich in Dümmerlohausen und das liegt nur 1 km vom Binnensee Dümmer entfernt. Rund um diesen See wächst Gras auf feuchten Wiesen. Es wird aber auf den moorigen Boden auch Silo- und Körnermais angebaut. „Probleme mit Trockenheit haben wir hier nicht“, schmunzelt der Lohnunternehmer.
Die Mähdrescher laufen ausschließlich auf Zwillingsrädern, was den Transport auf der Straße zwar komplizierter macht, da die Zwillingsreifen beim Umsetzen demontiert werden müssen. „Wer aber einmal einen Mähdrescher mit vollem Korntank im Moor versenkt hat, nimmt diesen Mehraufwand gerne in Kauf“, ergänzt der Niedersachse. Wenn es hart auf hart kommt, kann er an den Mähdreschern auch Bandlaufwerke montieren. „Die Raupen kommen aber nur zum Einsatz, wenn es wirklich notwendig ist, da sie eigentlich zu teuer sind. So überlebt bei uns ein Raupensatz drei Mähdreschergenerationen“, ist Rainer Fischer überzeugt und fügt hinzu: „Wir benötigen eine möglichst hohe Bodenfreiheit. Wenn die Achse aufliegt, ist es eigentlich zu spät. Deshalb montieren wir Reifen mit möglichst hohen Durchmessern.“ Das führt auch immer wieder zu Diskussionen mit den Landtechnikherstellern, denn diese geben ihre Technik häufig nicht für die von LU Rainer Fischer gewünschten Reifen frei: „Wir mussten schon einige Maschinen in Eigenregie für unsere Zwecke anpassen. Das bedeutet, dass wir Kotflügel mit der Flex bearbeitet und Achsen versetzt haben, damit alles so passt, wie wir es benötigen.“
Nicht jeder kommt im Moor zurecht
Die Arbeit im Moor führt für den Lohnunternehmer zu einem erhöhten Aufwand, den ihn der Kunde jedoch nicht bezahlt. So kosten zum Beispiel die bereits beschriebenen Silo-Abfahrmulden in der Standardausrüstung ca. 35.000 €. So wie LU Fischer sie einsetzt, liegen sie jedoch bei 52.000 €.
Die erschwerten Bedingungen bieten Rainer Fischer jedoch auch einen gewissen Schutz vor Wettbewerbern: „Gerade wenn Kollegen von etwas weiter weg hier in unserem Gebiet auf Kundenjagd gehen, so sind diese häufig nach einer Saison wieder verschwunden. Viele unterschätzen die Böden hier. So kommt es nicht selten vor, und auch gerade wieder in dieser Saison, dass wir während der Ernte gerufen werden, ob wir nicht doch kommen können, weil der Wettbewerber im Schlamm feststeckt.“ Wichtig seien neben der Technik vor allem die Fahrer, die sich mit dem Moor auskennen müssen. „Wer nie unter diesen Bedingungen gearbeitet hat, wird sich schwer tun“, ist der Lohnunternehmer überzeugt.
Eigene Reifenmontage
Das Lohnunternehmen Fischer setzt in der eigenen Werkstatt eine Reifenmontageanlage ein. Damit können Räder bis 42 Zoll montiert werden. „Als unser Landmaschinenhändler eine neue Reifenmontage gekauft hat, konnte ich ihm die alte abkaufen. Somit kann ich meine Lkw-Reifen nun selbst montieren. Darum geht es mir hauptsächlich“, erklärt LU Rainer Fischer und ergänzt: „Wir transportieren mittlerweile sehr viel mit dem Lkw. Das schont die Traktorreifen.“ So würden die Schlepper bei LU Fischer in der Regel mit einem Satz Reifen auskommen, bis sie wieder umgehandelt werden. Das passiert bei Rainer Fischer bei 5.000 bis 6.000 h bzw. nach ca. 10 Jahren. „Wir fahren mit den Traktoren hauptsächlich in den Erntearbeiten, sprich Mais und Gras. Die Gülle bringen wir mit zwei Selbstfahrern aus. Deshalb kommen unsere Traktoren auf relativ wenige Einsatzstunden pro Jahr.“
Rainer Fischer schwört auf seine Gülleselbstfahrer, denn diese würden den Boden im Vergleich zum Schleppergespann erheblich schonen: „Der Selbstfahrer überfährt den Boden nur einmal pro Rad. Der Schlepper mit angehängtem Tridemfass hingegen überrollt dieselbe Stelle fünf Mal. Da nützt meiner Meinung nach auch die Reifendruckregelanlage wenig. Mit diesem Vorteil des Selbstfahrers kann ich gegenüber meinen Kunden argumentieren.“
Ab 5 km Hof-Feld-Entfernung würde sich nach Meinung von Rainer Fischer der Lkw-Einsatz in der Gülleausbringung rechnen, denn die Ausbringleistung steigt durch den schnelleren Transport auf der Straße sehr stark an. Die Lkw können legal 27 m³ auf der Straße mitnehmen. „Mit Schlepper, Tridemfass und Gülleverteiler liege ich bei 25 m³ bei knapp 50 Tonnen. Das geht in unserer Region nicht mehr“, erklärt er. Seit 1988 wird die Gülle im Unternehmen Fischer schon mit dem Lkw zugebracht. Heute sind es insgesamt elf Lkw-Gespanne, die allein für die Güllezubringung eingesetzt werden. „Das sind dann schon ca. 130 Räder allein an den Lkw“, rechnet Rainer Fischer vor. Die vier Sattelzüge sind dabei für den Transport der Gülle über weitere Strecken vorgesehen. Für die Güllezubringung der Selbstfahrer kommen bei Rainer Fischer sieben Anhängerzüge zum Einsatz: „Diese sind wendiger als die Auflieger. Gerade auf beengten Hofflächen kommen wir damit besser zurecht. Das gleiche gilt für die zum Teil engen Feldwege, auf denen wir unterwegs sind.“ Die Gülle wird in der Regel direkt aus den Zubringern abgesaugt. Die Zwischenbunkerung im Feldcontainer ist Rainer Fischer zu aufwendig: „Wenn es möglich ist, verzichten wir darauf. Immer geht es nicht, deshalb verfügen wir auch über 5 Feldrandcontainer.“
„Kleines Reifenlager“
Ein Reifenlager hält er ausschließlich für die Lkw-Reifen vor. Sollte er eine Reifenpanne am Schlepper haben, sorgt sein Landmaschinenhändler für Ersatz. „Wir haben alle gängigen Größen auf Lager und sollte mal etwas nicht bei uns im Lager verfügbar sein, können wir auf unseren Großhändler zurückgreifen, der seinen Hauptsitz im 25 km entfernten Osnabrück hat“, fügt Dietmar Hülsmann hinzu, der das Ersatzteillager bei Rebo-Landtechnik in Rechterfeld leitet. Innerhalb 24 h sei jeglicher Reifen jedes Herstellers zu beschaffen. „Wenn es darum geht, kurzfristig zu helfen, dann liefern wir innerhalb einer halben Stunde ein Ersatzrad, das lediglich umgesteckt werden muss. Die Wunschmarke ist dann vielleicht nicht darauf – die Arbeit kann aber weitergehen und wir reparieren das Rad des Kunden in Ruhe“, so Dietmar Hülsmann und weiter: „Der Kunde kann sich heute kaum noch für jede Maschine und jeden Traktor ein Ersatzrad auf Lager legen, da sie häufig über unterschiedliche Felgenmaße, Einpresstiefen und Lochkreise verfügen.“
Rainer Fischer bestätigt, dass der Service des Händlers funktioniert – auch während der Erntesaison: „Ich habe kein Interesse, mir ein eigenes umfassendes Ersatzreifenlager für meine Traktoren- und Erntemaschinen aufzubauen. Das bindet zu viel Kapital. Natürlich stehen auf unserem Betrieb auch so schon genug Räder. Diese sind aber Tauschräder, wie zum Beispiel Pflegebereifung.“
Gerade die Premium-Kunden würden sich intensiv mit dem Thema „Reifen“ beschäftigen. „Diese müssen wir in der Regel nicht beraten, da sie wissen, welchen Reifen und welche Marke sie für welchen Einsatzzweck benötigen. Bei kleinen Betrieben hingegen werden wir nach unserer Meinung gefragt“, erklärt Dietmar Hülsmann. Gerade wenn es um den Reifentausch gehe, und die betreffende Maschine nur noch für einen gewissen Zeitrahmen eingesetzt werden soll, ist die Beratung des Landtechnikhändlers erforderlich. Dietmar Hülsmann ergänzt: „Die größten Meinungsbildner für die Landwirte sind die Lohnunternehmer vor Ort. Reifen und Maschinen, die im Lohnbetrieb laufen, müssen aus Sicht der Landwirte gut sein.“
Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Februar 2015.