Mai 2015: LU Christen

„Ich führe nicht einfach Aufträge aus. Bevor ich losfahre, habe ich in der Regel den Kunden zuvor eingehend beraten“, sagt Lohnunternehmer Werner Christen aus der Ostschweiz. Die pflanzenbauliche Beratung der Kunden wird bei ihm groß geschrieben und ist ein Kernpunkt des Unternehmenserfolges.
„Zu 97 % folgt aus der kostenlosen Beratung meiner Kunden ein Auftrag“, sagt Lohnunternehmer Werner Christen aus der Schweiz.

„Auf rund 400 ha pro Jahr führe ich Feldrundgänge durch, um zu schauen, welche Pflanzenschutzmaßnahmen anstehen und Sinn machen. In kritischen Fällen habe ich natürlich auch Berater, auf die ich zurückgreifen kann – sei es im Dünger- oder Pflanzenschutzbereich“, erzählt Werner Christen, der ein Lohnunternehmen in dem beschaulichen Dorf Schweizersholz südlich des Bodensees führt. Die Beratung des Landwirtes ist kostenlos, lohnt sich für den Lohnunternehmer dennoch: „Zu 97 % folgt daraus ein Auftrag.“
Viele Landwirte würden mittlerweile ihr Business im Ackerbau nicht mehr verstehen: „Ich merke bei Gesprächen, dass viele Kunden bei den Themen Sorten und Pflanzenschutzmittel oft nicht mehr mitkommen. Sie sind froh, wenn ich das für sie erledige und auch entscheide.“ Pflanzenschutzmittel und auch Dünger besorgt zu 99 % LU Christen. Viele seiner Kunden, die eine durchschnittliche Betriebsgröße von 15 bis 20 ha haben, seien draußen auf dem Feld daher auch wenig präsent: „Ich habe Kunden, die sehe ich das ganze Jahr über nicht. Einige haben tatsächlich Hemmungen, auf dem Feld vorbei zu schauen, weil sie fachlich nicht mehr mitkommen.“ Spätestens in der Weihnachtszeit besucht der gelernte Landwirt diese Kunden, um den persönlichen Kontakt nicht abbrechen zu lassen.

 

Für Wiesenübersaaten wird eine 6 m breite neue Übersaatmaschine Pneumaticstar Pro 600 von Einböck eingesetzt.

Wiesenpflege und -erneuerung
Der Pflanzenschutz ist mittlerweile ein wichtiger Dienstleistungsbereich in seinem Unternehmen und durchaus auch sein Alleinstellungsmerkmal in der Region: „Hier in der Gegend machen das immer weniger Lohnunternehmer. Ich bin im Umkreis der Einzige.“ Eine wichtige Rolle spielt auch der Pflanzenschutz im Grünland: Problemunkräuter seien vor allem Ampfer und Hahnenfuß. Hierbei arbeitet das LU Christen noch mit sogenannter Schaummarkierung anstelle von GPS. Eine simple Einrichtung an der Spritze legt Schaumtropfen ab, die helfen, genau Anschluss zu fahren. „Mein Sohn redet immer von GPS usw., ich traue dem aber noch nicht ganz. Für mich funktioniert dieses System noch gut“, sagt Werner Christen zwinkernd.
Neben dem Pflanzenschutz im Grünland, berät der Lohnunternehmer auch viele seiner Kunden bezüglich Wiesenpflege, -verbesserung und -erneuerung. „In diesem Jahr hatten wir zum Beispiel viele Mäuseschäden auf den Grünlandflächen. Typisch sind hier in der Region außerdem Wiesenschäden durch Wildschweine und Engerlinge.“ Leider würden die Landwirte oft zu spät reagieren und erst bei ihm anrufen, wenn der Ertrag der Grünflächen rapide nachlassen würde. Dann seien meistens größere Pflegemaßnahmen von Nöten.
Wiesenpflege betreibt das Lohnunternehmen Christen ungefähr in einem Umkreis von 30 km, bei anderen Arbeiten geht es auch mal bis zu 50 km weit. Die Aussaat von Grünland erfolgt mit einem Haruwy Breitsaatgerät. Für Wiesenübersaaten hat er Anfang 2012 in eine 6 m breite neue Übersaatmaschine Pneumaticstar Pro 600 von Einböck investiert, die einzige dieser Art in seiner Region.


Mit Kolbenpflückmaschine angefangen
Sohn Lukas Christen hat gerade seine Ausbildung zum Landwirt absolviert, zuvor hatte er bereits Lkw-Mechaniker gelernt. Dem Vater war die landwirtschaftliche Ausbildung sehr wichtig: „Die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und zu kennen, ist das A und O.“ Lukas ist mittlerweile zu 100 % im Betrieb seines Vaters angestellt und wird wohl einmal in seine Fußstapfen treten. Als weitere Mitarbeiter werden bis zu sechs Saisonkräfte beschäftigt. In der Regel seien das sehr motivierte Junglandwirte.
Mit einer zweireihigen Kolbenpflückmaschine fing im Jahr 1980 für ihn, den zweiten Sohn eines Landwirtes, alles an. Der mit der Kolbenpflückmaschine geerntete Mais wurde als Viehfutter für Käsereibetriebe geerntet. Daraus entstand die Nachfrage nach der Maissaat, nach Bodenbearbeitung und schließlich auch nach Pflegearbeiten. Mittlerweile ist das Kolbenpflücken nicht mehr so stark nachgefragt, dafür sind andere Dienstleistungen nachgerückt, wie Getreide- und Körnermaisdrusch und die Ernte von Soja und Erbsen. Mit drei Mähdreschern drischt LU Christen insgesamt ca. 400 ha – eine Mähdrescherauslastung, der jeder Deutsche mit Kopfschütteln begegnet. In der Schweiz ist dies aufgrund der Kleinstrukturiertheit aber nicht ungewöhnlich. Auch das Häckseln von Mais und Gras nimmt zu, deshalb nennt er seit 2012 auch einen New Holland FR 9060 sein Eigen. Bei einem Rundgang durch die Maschinenhalle des Lohnunternehmens wird schnell klar, dass seine Aussage, er sei ein Allrounder, wohl zutrifft – nur Gülletechnik und Ballenpressen sucht man vergebens. „Man kann sagen, dass wir ein Schönwetterunternehmen sind. Im Winter machen wir nur etwas Winterdienst für die Gemeinde“, berichtet Werner Christen und gibt damit auch die Erklärung, wieso nur Saisonkräfte beschäftigt werden.

 

Jedes Jahr werden eigene Maisanbauversuche durchgeführt, in denen die Sorten auf die besonderen Wetterverhältnisse der Region getestet werden.
Mais wird fast immer mit einer Phosphor-Kali-Stickstoff-Unterfußdüngung gesät.
Das Häckseln von Mais und Gras nimmt in der Kundschaft von LU Christen zu.

Mais – Standfestigkeit wichtig
Mais wird mittlerweile mit einer sechsreihigen und einer vierreihigen Maissämaschine von Kuhn gesät. Ein mineralischer wasserlöslicher Phosphor-Kali-Stickstoff-Dünger (28 % N, 28 % P, 150 kg/ha) wird auf gut 95 % der Flächen bei der Aussaat unterfuß gelegt. In der Regel werden die Flächen vor der Maisaussaat bei seinen Kunden mit der Kreiselegge bearbeitet. „Die Maisflächen werden hier meistens aus Bodenschutzgründen mit einer Winterbegrünung versehen und im Herbst nicht gepflügt. Daher ist die Kreiselegge auf unseren mittleren bis schweren Böden ein Muss vor der Maisaussaat“, berichtet LU Christen. Aufgrund einer nationalen Förderung würde auch die Nachfrage nach Maisfrässaat steigen, dies könnte er mit der Kuhn Maxima, die auch direktsaatfähig ist, befriedigen. Wirklich überzeugt ist der Lohnunternehmer von dieser Art des Anbaues aber nicht: „Dadurch, dass die Frässaat in einem Arbeitsgang durchgeführt wird, hat sich meiner Meinung nach der Boden bei der Saat nicht genug erwärmt und hatte auch keine Zeit zum Abtrocknen. Die Landwirte brauchen außerdem mehr Herbizide, und die Hirseproblematik ist hier jetzt schon recht groß.“
Die Maisaussaat kann das Lohnunternehmen in der Regel gut planen. Im Frühjahr werden Bestellscheine mit den verfügbaren Maissorten an die Kunden verschickt. LU Christen ordert das Maissaatgut spätestens bis zum 20. März, bis dahin gibt es bei seinem Lieferanten Frühkaufkonditionen. Das Saatgut wird bis Mitte April geliefert, kurz bevor die Maisaussaat um den 20. April beginnt. Welche Maissorten er in seine Liste mit aufnimmt, hängt vor allem an den Kriterien Standfestigkeit und Ertrag. „Wir verkaufen und säen das Saatgut und wir müssen es ernten können. Bei unserer Höhenlage von 580 m ü.M. liegt hier im Winter viel Schnee, daher spielt die Standfestigkeit eine große Rolle. Da bleiben in jeder Kategorie, also frühe, mittelfrühe oder späte Sorten, nur noch ein bis zwei für uns in Frage kommende Sorten übrig“, berichtet Werner Christen. Welche Maissorten für ihn und seine Kunden die richtigen sind, wird auch in eigenen Maisanbauversuchen getestet. Hier werden unter anderem verschiedene Anbausysteme wie mit und ohne Unterfußdüngung verglichen.

Arbeiten für Biobetriebe
Auch im Bioackerbau kennt sich LU Christen recht gut aus. Der Anteil von Biobetrieben in seiner Kundschaft ist zwar mit ca. 5 % noch recht klein, nimmt aber zu. Ein bis zwei neue Betriebe pro Jahr kann er zählen. „Wir haben hier in der Region kaum Mitbewerber, die ähnliche Technik wie wir anbieten“, sagt er. Das sind meistens Gemischtbetriebe mit Viehhaltung, Grünland und Ackerbau. Oft bauen diese auch Mais an und fahren folgende Fruchtfolge: Getreide – Mais – 3 Jahre Ackerfutteranbau. Der Mais wird als Pflegemaßnahme gestriegelt und gehackt. Das Wirkprinzip beschreibt er folgendermaßen: „Das erste Mal gestriegelt wird einen Tag bevor der Mais aufläuft. Das hemmt das Weiterkeimen der Unkräuter und erwirkt eine Verzögerung des nächsten Schubs. In dieser Zeit kann der Mais wachsen und ist schließlich groß genug, um gegen das Unkraut anzukommen.“ Mindestens einmal wird der Mais gehackt. Das sechsreihige Maishackgerät von Fiona mit Reihendüngerstreuer wird des Öfteren auch im konventionellen Maisanbau für die Abschlussdüngung eingesetzt.
Der Bioanbau würde allerdings nicht immer ohne Probleme ablaufen. Einige Betriebe hätten mit einer starken Verunkrautung zu kämpfen, so der Lohnunternehmer: „Wir haben hier bis 1.400 mm Niederschlag und ein dementsprechend gutes Wachstum – auch des Unkrautes. Es ist wichtig, dass die Pflegemaßnahmen, wie das Striegeln, absolut zum richtigen Zeitpunkt geschehen.“ Das Problem-Ungras Hirse würde zum Glück sehr gut auf mechanische Schädigung durch Striegeln und Hacken reagieren.

 

Werner Christen (links) und sein Sohn Lukas, der kürzlich in das Lohnunternehmen eingestiegen ist.
LU Christen ist konsequent beim Corporate Design. Auch das Auto, mit dem er zu Kundenbesuchen fährt, ist in der Firmenfarbe blau lackiert.

Kleider machen Leute
Auffällig ist LU Christens Auftritt nach außen: Ordentliche einheitliche Arbeitskleidung mit dem Firmenlogo. Überall wiederzu-finden ist die blaue „Firmenfarbe“, die auch zur gefahrenen Traktorenmarke passt. Selbst das Auto, mit dem Werner Christen zu seinen Kunden für Beratungsgespräche und Feldrundgänge fährt, ist in diesem Blau lackiert und wird vom Firmenlogo geziert. In-fobroschüren und eine Internetseite komplettieren das Angebot. Für ein recht kleines Lohnunternehmen ist dies ein beindruckendes Marketingkonzept. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht, der nächste Lohnunternehmer wohnt in 10 km Entfernung. Ganz so viel Angst hat LU Christen davor aber nicht: „Einen Allrounder wie uns gibt es hier in der Region nicht.“

 


Mirja Plischke,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN November 2013.

 

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