Mai 2018: LU Kett
Schon von weitem sehen wir die gewaltige Baustelle, auf der sich LU Kett mit uns verabredet hat. Allein 25 km lang ist diese Baustelle, auf der etliche Traktorgespanne zwischen Bagger und Erdhalde hin und her kreisen. Ein abgesperrtes Revier, aber Eberhard Kett meint am Telefon, wir dürften trotzdem durchfahren und sollten auf dem Depotplatz parken. So machen wir es und warten dort.
Wenig später rollt ein SUV mit Pferdeanhänger auf den Parkplatz. Eberhard Kett und sein Junior Michael steigen mit strahlenden Gesichtern aus. Nicht ohne Grund, denn auch heute scheint die Sonne vom durchgehend blauen Himmel. „Bestes, trockenes Wetter und heuer ohnehin kaum Winterpause“, begrüßt uns der Chef. Insgesamt sei diese Baustelle hier auf zehn Monate angelegt, vier Monate davon soll das Lohnunternehmen Kett Erde fahren. Alles scheint rund zu laufen. Fast alles, denn im Pferdeanhänger transportieren Vater und Sohn Ersatzreifen für die Erdmulden. [...]
Abrechnung nur nach Stunden
Getankt wird hier auf der Baustelle, die Dieselversorgung sei durch den Generalunternehmer der Baustelle organisiert. „Wir bieten einen Arbeitspreis ohne Diesel an. Lediglich für AdBlue muss der Sub selbst sorgen“, ergänzt Eberhard Kett. Seine Traktoren sind mit Telemetrie ausgerüstet. Theoretisch könnte er immer sehen, wo die Gespanne unterwegs sind, meint Michael Kett. Er würde sich jedoch vielmehr andere Kenndaten bei der Telemetrie wünschen, wie zum Beispiel den durchschnittlichen Tagesverbrauch an Diesel und aktuelle Fehlermeldungen. Die Anzeige des momentanen Verbrauchs bringe wenig Nutzen, meint er.
Meistens bekommen wir unser Geld zuverlässig zwei Wochen nach Rechnungsstellung.
Eberhard Kett, Lohnunternehmer
LU Kett rechnet seine Dienstleistung nach Stunden ab, nicht nur beim Erdtransport, sondern meist auch in der Landwirtschaft. Rechnet sich die Arbeit auf der Baustelle? Schließlich ist der Wettbewerb dort mittlerweile genauso hart umkämpft wie auf dem Maisacker. Die Fahrer dokumentieren die Arbeitszeit täglich oder auch wöchentlich auf Lieferscheinen, die vom jeweiligen Bauleiter unterschrieben werden. Die Durchschrift landet dann im LU-Büro und geht in die Rechnungsstellung. Die Fahrer würden allein schon deshalb zuverlässig die Zeit aufschreiben, da auch ihr Lohn direkt daran geknüpft ist. Die Meinung, dass der Bau schlechter zahlt als die Landwirtschaft, kann Kett nicht unbedingt bestätigen. „Wir haben zwar auch schon mal Geld in einer Insolvenz verloren, aber meistens bekommen wir unser Geld zuverlässig zwei Wochen nach Rechnungsstellung.“ Das Häckselgeschäft bei Landwirten und Biogasanlagen sei keineswegs einfacher oder lukrativer. Ganz zu schweigen vom Mähdrusch. [...]
Auf vier Baustellen im Einsatz
Diese Baustelle hier ist nicht sein einziger „Tatort“ heute. Insgesamt sind seine Leute auf vier Baustellen verteilt im Einsatz, bis zu 150 km entfernt vom Stammsitz im fränkischen Endsee. Die Entfernung zur Baustelle ist für LU Kett und seine Leute mittlerweile kein Hindernis mehr, an Ausschreibungen teilzunehmen. „Wenn die Fahrer mitmachen, sind wir auch bundesweit oder sogar grenzüberschreitend im Einsatz“, räumt er ein.
Wenn die Fahrer mitmachen, sind wir auch bundesweit oder sogar grenzüberschreitend im Einsatz.
Eberhard Kett, Lohnunternehmer
Seine Fahrer sind bereit für diesen Job, auch fern der Heimat. Auf dieser Baustelle an der ICE-Strecke Berlin–Nürnberg, die rund 80 km von seinem Betrieb entfernt ist, arbeitet das Team von LU Kett heute mit sechs Traktor-Mulde-Gespannen. „Auf dieser Baustelle sind sechs unserer Fahrer im Einsatz, vier Mitarbeiter fahren mit dem Firmenauto jeden Tag die 100 km heim, zwei weitere Mitarbeiter übernachten hier. Das kann jeder so machen, wie er will“, erklärt Michael Kett. [...]
Lohnunternehmen Kett ist nicht der einzige Lohnunternehmer hier auf dieser Baustelle, weitere vier bis fünf Subunternehmer reihen sich in der Schlange vor dem Bagger ein. Man kann sie am Logo, aber auch mitunter an den unterschiedlichen Traktorfarben unterscheiden. Gerade weil LU Kett mit seinen Traktoren im weiten Umkreis arbeitet, ist bei ihm der funktionierende Service der Traktormarke kaufentscheidend. Dazu gehört das gut sortierte Händlernetz sowie schneller mobiler Service auch am Wochenende. Michael Kett hält auch die zeitnahe Bereitstellung eines Ersatztraktors für wichtig, aber die wenigsten Händler seien in der Lage dazu. Seine Traktoren kauft er neu, mit Garantieverlängerung auf 4.500 h mit Wartungsvertrag. Kett fährt aktuell einen Axion 920 und ansonsten die neuen Axion 800 sowie Fendt 700, 800 und 900. Insgesamt laufen 15 Traktoren in seiner Flotte. Stufenlos ist Gesetz und immer der beste Fahrersitz. „Kein Fahrer will mehr schalten“, meint Michael Kett. Die Traktoren erreichen Jahresleistungen von 1.400 h. Aber alle Traktoren sind auf 40 km/h gedrosselt, weil oft gewerblich unterwegs. [...]
Hans-Günter Dörpmund, Björn Anders Lützen, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Mai 2016.