September 2014: LU Neemann

Traktoren mit Häckselwagen oder Güllefässern durchqueren in kurzem Zeitrhythmus Dörfer, bringen Anwohner zunehmend in Rage und lösen Ängste aus. „Der Lkw hat diesen Makel eher nicht“, meint Karl Heinz Neemann.

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Im Lohnbetrieb Neemann laufen zwölf Lkw und fünf Traktoren. „ ...und unsere Traktoren kommen kaum noch auf die Straße", erzählt Karl-Heinz Neemann. Er ist Dienstleister der Dienstleister. Er übernimmt die Transporte beispielsweise von Mais, Torf, Substrat und Gülle für Lohnunternehmer-Kollegen, Biogasanlagenbetreiber oder Lebensmittelhersteller und ist überzeugt, dass mit dem Lkw auf der Straße seine Transportgüter wesentlich entspannter von A nach B rollen. Natürlich laufen seine Traktoren auch auf der Straße, wie sonst kommen sie zum Kunden? Aber an ihnen hängt meist nichts, sondern angebaut sind Mulcher oder Ausleger-Mäher. Unter anderem arbeitet er auf 1.600 ha Naturschutzflächen des Landkreises mit Mulcher und Rundballenpresse. Außerdem verwertet Neemann das komplette Schnittholz der Gemeinde Großefehn. „Das sind so um die 100 Kipperladungen pro Jahr, die wir von der Gemeinde übernehmen, zerkleinern und vermarkten", schildert Karl Heinz Neemann. Eine reine Winterarbeit, die bis Ende Februar abgeschlossen sein muss.

Der Lkw macht den Umsatz
Marlies Neemann und Ehemann Karl Heinz sind seit zwölf Jahren im Lohngeschäft. Mit rund 70% macht der Transportbereich bei ihm den Hauptumsatz aus und beschäftigt seine zwölf festen Mitarbeiter ganzjährig. Die Transporte rund 100 km um den Betrieb im ostfriesischen Großefehn erledigen die LKW. Unterwegs sind sie entweder mit 25 bis 30 m³ Gülle- bzw. Tankauflieger oder mit Mulde. Geladen werden Gülle, Torf, Schnittholz, Ko-Fermenter oder neuerdings Biogasmais. Seine Kunden sind große Milchviehhalter und Biogasanlagenbetreiber mit und ohne Fläche, sowie Lebensmittelhersteller, die beispielsweise Fette abgeben. So richtig Form angenommen hat sein Transportgeschäft durch die Ansiedlung eines Biodieselwerkes. Neemann fährt deren Abwässer als Ko-Fermenter in Biogasanlagen des Energieversorgers EWE (Energieversorgung Weser Ems). Diese Transporte fallen unter das Abfallrecht und erfordern eine entsprechende Transportgenehmigung. Zusätzlich hat der Betrieb Neemann seit 2011 die Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb erfolgreich abgeschlossen. „Das ist eine Weiterqualifizierung, die nicht zwingend für diese Transporte nötig ist, aber die zu einer Vereinfachung in den Prozessen und Abläufen führt, beispielsweise bei der Dokumentation und bei Genehmigungen. Man hat zwar mehr Arbeit im Betrieb durch die Transporttagebücher und Audits aber man ist flexibler in den Reaktionen. Außerdem stellt diese Zertifizierung eine besondere Qualifikation des Betriebes nach außen dar, also für Behörden und Kunden", betont Karl-Heinz Neemann.

Güllezulieferer für LU-Kollegen
Transport von Gülle aus Rindviehbetrieben bzw. Substrat aus Biogasanlagen sind Klassiker im Unternehmen. Diese Güllekette läuft meist in Zusammenarbeit mit benachbarten Lohnbetrieben. LU Neemann erledigt den Transport vom Betrieb zum Feld mit seinen Lkw und pumpt das Substrat bzw. die Gülle in Feldrandcontainer. Daraus bedienen sich dann die Lohnunternehmer-Kollegen, die die Ausbringung auf dem Feld erledigen. Seine Tankauflieger sind teilweise mit Saugarmen ausgerüstet, per Fernbedienung gesteuert werden. „Wenn der Fahrer ein wenig geschickt ist, dann macht er sich nicht schmutzig und muss beim Umpumpen nicht mal aussteigen", meint der Chef. Karl Heinz Neemann weiß, dass diese Saugarme am Lkw die Zuladung verringern, aber sie bringen in seiner Kundschaft seiner Meinung nach mehr Vorteile beim Be- und Entladen. Das Problem Übergewicht stelle sich ohnehin eher selten. Denn die Fahrzeuge müssten bei den meisten Anlagen von denen Ko-Fermenter geholt werden, über die Waage, bevor sie den Betrieb verlassen. „Mit mehr als 40 t Gesamtgewicht kommt keiner mehr vom Hof", schildert er.

Mittendrin die Vermarktungs-Gesellschaft
Zwischengeschaltet ist die „Nährstoffvermarktung Neemann GmbH", eine 100%ige Tochter des Lohnbetriebes Neemann, die quasi die Ladungen und Transporte zwischen abgebendem und aufnehmendem Unternehmen makelt. Geschäftsführer sind Marlies Neemann und Dieter Gerdes. Er ist ehemaliger Mitarbeiter und organisiert jetzt als Geschäftsführer der Vermarktungs-Gesellschaft den Transport von Gülle aus Rindviehbetrieben, Substrat aus Biogasanlagen, Ko-Fermenter aus der Lebensmittelindustrie sowie Torf.

Aber Dank Biogas kommt als neue Ladung die Biomasse hinzu. „Wir haben eine Biogasanlage als Kunden, deren Betreiber kaufen jährlich 10.000 t Mais. Einer der Lieferanten sind wir, aber auch andere Lohnunternehmen aus der Region haben Liefertermine mit der Anlage", schildert Gerdes. Anlagenbetreiber ohne Fläche sind dort keine Seltenheit und scheinen mit dem reinen Zukauf der Substrate rechnerisch klar zu kommen.

Neu im Transportgeschäft ist der Biogasmais. Hier gewinnt der Lkw als Transportfahrzeug an Bedeutung, aus dem einfachen Grund, weil die Entfernungen vom Feld zum Silo stetig wachsen. Im letzten Jahr hat Karl-Heinz Neemann mit seinem Team rund 13000 t Silomais vom Feld ins Silo transportiert. Dieser Deal läuft dann folgendermaßen ab: Die Biogasanlage kauft Mais frei Siloplatte von einem Landwirt. Derzeit zu Preisen von 35 bis 50 Euro/t schildert LU Neemann. Verbindende Gesellschaft ist, wie gesagt, die LU-eigene Nährstoffvermarktung GmbH. Sie kauft und verkauft und gibt den reinen Transportauftrag an den LU Neemann. Ein Lohnunternehmer-Kollege häckselt den Mais und fährt ihn am Feldrand in eine Miete. Dort beginnt der Job von Neemann. Mit Teleskopen wird der Mais in die 40 m³ Mulde des Lkw verladen. „Das dauert pro Mulde keine 10 Minuten", meint Neemann. Der Mais wird dann vor der Siloplatte abgekippt und hochgeschoben. Walzen und abdecken erledigt der Anlagenbetreiber oder eben auch ein LU-Kollege.

Erfolg mit Arbeitsteilung
Einer seiner LU-Kollegen, der das Häckseln vom Mais erledigt und am Feldrand für den weiteren Transport per Lkw ablegt, ist Jann-Dieken Frieling. Der ist schon seit langem auf dem Weg, nicht nur die Güllekette, sondern auch die Biogasmais-Kette zwischen Feld und Straße zu trennen. Das heißt, Traktor auf dem Feld und Lkw auf der Straße. Die Überladung erledigt Frieling in seinem Betrieb in Sachsen-Anhalt mit der Ropa-Maismaus und ist sehr zufrieden mit deren Arbeit. Für kleinere Flächen sei die optimale Überladelösung noch nicht entwickelt, aber Rad- und Teleskoplader würden akzeptable Ladezeiten erreichen bei überschaubarem Verlust, ergänzt Karl-Heinz Neemann.

„Ab 15 bis 20 km Feld-Hof-Entfernung macht es rechnerisch Sinn, das Traktor-Häckselwagen-Gespann durch den Lkw zu ersetzen", rechnet Karl-Heinz Neemann. Ein weiterer - derzeit schwerwiegender Grund- ist die oft fehlende Akzeptanz  in der Bevölkerung für Traktoren und Häckselwagen. Diese Gespanne bringen Anwohner zunehmend in Rage. Der Lkw habe diesen Makel nicht. Daher werde seiner Meinung nach der Lkw auch bei geringeren Silo-Feld-Entfernungen häufiger zum Einsatz kommen, wenn denn die Überladung vernünftig geregelt werden kann. Damit ist nicht nur die reine Überladung gemeint, sondern die Maismiete muss an einer für Lkw befestigten Straße liegen. Aber einen Makel habe der Lkw dann auch: Wenn mehr Lkw unterwegs sein sollen, dann müssen auch qualifizierte Fahrer her. Qualifizierte Fahrer mit CE Fahrerlaubnis und den entsprechenden Aufbaulehrgängen sind aber rar. Führerschein und Qualifikation kosten schnell mal 7000 Euro. „...und wir als Unternehmen können nicht immer in finanzielle Vorleistung gehen. Auf der anderen Seite haben junge Menschen mit 18 oder 20 Jahren meist so viel Geld nicht", kommentiert Karl Heinz Neemann die Situation. Aber er weiß sehr wohl, dass es doch auf eine Vorleistung hinauslaufen wird, wenn denn sein Lkw Geschäft weiter wachsen soll. „... im Moment sind wir mit Personal und Fahrzeugen am Anschlag."

Hans-Günter Dörpmund, Redaktion Lohnunternehmen

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN April 2012.

 

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