LU-Diskussionsrunde: Fahrerentlastungssysteme

Die Redaktions LOHNUNTERNHMEN hat zu einer Diskussionsrunde geladen. Es geht um die Frage: Welche Fahrerentlastungssysteme machen heute schon Sinn und was ist noch Zukunftsmusik?

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LOHNUNTERNEHMEN (LU): Herr Strauß, seit wann setzen Sie automatische Lenksysteme in Ihrem Unternehmen ein?

LU Edwin Strauß: Wir nutzen das älteste System bereits seit fünf Jahren. Bei diesem handelt es sich um ein mobiles, d.h. ich kann, soweit die Maschinen darauf vorbereitet sind, von einer zur anderen wechseln.

LU: Wo kommt das System hauptsächlich zum Einsatz?

LU Strauß: Wir haben es damals für unseren Raupenschlepper angeschafft, den wir hauptsächlich in der schweren Bodenbearbeitung nutzen. D.h. hinter dem Schlepper ist ein sechs Meter breiter Grubber und dahinter noch eine sechs Meter breite Drillkombination montiert.

LU: Welche Genauigkeit benötigen Sie bei dieser Anwendung?

LU Strauß: Wir arbeiten mit einem RTK-Signal über das Mobilfunknetz, das heißt im günstigsten Fall mit einer Abweichung von 2 bis 3 cm. Wir haben allerdings häufig Probleme mit Signalunterbrechungen. Dann kann diese Genauigkeit nicht mehr gehalten werden. Es ist manchmal unverständlich: Am Feldrand ist der Empfang sehr gut und dann 50 m weiter bricht er komplett zusammen. Hier muss meiner Meinung nach noch einiges an der Empfangssicherheit getan werden. Das Gerät kann zwar den fehlenden Empfang des RTK-Signals für einen Moment ausgleichen - die Zeit reicht jedoch nicht aus. Gerade beim Einsatz unseres Düngerstreuers ist dies lästig, da dieser sich automatisch abschaltet, sobald die RTK-Genauigkeit nicht mehr gegeben ist.

LU: Wie sehen Sie als Fahrer diese Technik, Herr Schmidtke?

Maik Schmidtke: Das automatische Lenksystem bringt für mich schon eine große Entlastung, gerade, wenn wir auf langen Schlägen unterwegs sind. Aber es gibt noch Möglichkeiten der Verbesserung. Zum Beispiel bei unserer Drillkombination ist der GPS-Empfänger ca. 6 m entfernt von der Drillmaschine. Das ist eigentlich zu weit weg, um einen akkuraten Anschluss mit der Drillmaschine zu erreichen. Der Seitenzug des zwischengeschalteten Grubbers sorgt für einen gewissen Versatz der Drillmaschine zum Raupenschlepper. Eigentlich müsste der GPS-Empfänger bei unserer Kombination auf der Drillmaschine aufgebaut sein.

LU: Gibt es dafür Herstellerlösungen?

Sebastian Henrichmann: Man kann unser Lenksystem beispielsweise so programmieren, dass der Antennenversatz entsprechend der Abweichung seitlich angepasst und das Problem dadurch beseitigt wird. Es gibt in der Praxis auch andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel der Aufbau eines zweiten Empfängers auf dem Arbeitsgerät oder spezielle Verschieberahmen, die den Versatz ausgleichen. Hier sollte man aber immer die Kosten für solche Systeme betrachten und abwägen, was sich wirklich rechnet. In der Regel werden sie bei Sonderkulturen und in stärkeren Hanglagen eingesetzt, wenn hochgenau gearbeitet werden muss.

LU Strauß: Unser Hauptproblem ist aus meiner Sicht die Nähe zum Flughafen. Das merkt man selbst beim Telefonieren mit dem Handy. An bestimmten Stellen bricht der Empfang komplett ab. Genauso ist es mit dem RTK-Signal.

Henrichmann: Das ist ein bekanntes Problem von Mobilfunknetzen. Wenn in Ballungszentren oder bei einem Stau auf Autobahnen mit Korrektursignalen über das Mobilfunknetz gearbeitet wird, so kann dieses gestört werden, wenn sich zum Beispiel sehr viele Telefone in einer Zelle einwählen. Dieses Problem kann mit der Signalübertragung über feste RTK-Stationen vermieden werden. Hierzu haben wir in vielen Regionen ein flächendeckendes Netz über unsere Händler installiert.

Georg Döring: Zu wieviel Prozent Ihrer täglichen Arbeit können Sie diese Lenksysteme heute einsetzen? Wie hoch ist die Ausfallrate?

LU Strauß: Wir setzten die automatische Lenkhilfe immer ein. Wenn man beispielsweise mit einer Scheibenegge arbeitet, dann reicht auch das EGNOS-Signal aus. Bei einem Gerät ab 6 m sollte man meiner Meinung nach gar nicht mehr ohne Lenksystem fahren, da die Überlappung ohne einfach viel zu groß ist. Es sieht nichts schlimmer aus, als wenn ein unbearbeiteter Streifen zurückbleibt. Entsprechend wird sicherheitshalber bei der Arbeit überlappt. Und das kostet Leistung, Verschleiß, Saatgut und entsprechend Geld.

LU: Herr Wessendorf, wie sind Ihre Erfahrungen mit automatischen Lenksystemen?

LU Benedikt Wessendorf: Wir nutzen das System auf unseren Häckslern und außerdem auch auf einigen unserer Traktoren. Selbst in der Gülleausbringung mit dem Schleppschlauchverteiler bringt das Lenksystem für den Fahrer eine deutliche Entlastung. Wir fahren beispielsweise mit einem 30-m-Gestänge.

Döring: Arbeiten Sie mit einem speziellen Korrektursignal?

LU Wessendorf: Unser Lieferant bietet über sein Händlernetz ein flächendeckendes RTK-Signal an. Im Münsterland ist das Händlernetz sehr dicht - entsprechend ist die Verfügbarkeit des Signals bei uns sehr gut. Wir arbeiten aber auch für Kunden in einem anderen Landkreis. Dort gibt es weniger Händler und so ist auch das RTK-Netz lückenhafter. In der Gülleausbringung benötige ich nicht die Genauigkeit von 2 cm, wenn es um das Drillen und den Pflanzenschutz geht, sieht es hingegen schon anders aus.

Döring: Wählen Sie die Signale entsprechend der Arbeiten aus?

LU Wessendorf: Nein. Sobald das RTK-Signal verfügbar ist, nutzen wir es. Wir zahlen ja auch entsprechend die Nutzungsgebühr.

Döring: Es gibt ja auch Nutzungsverträge mit kurzen Laufzeiten. Da lassen sich entsprechend Kosten einsparen.

LU Günter Schütze: Wir haben uns für ein mobiles System entschieden, um Kosten zu sparen. Dieses kommt im Frühjahr auf dem Schlepper, im Sommer auf dem Mähdrescher und um Herbst auf dem Maishäcksler zum Einsatz.

Henrichmann: Würden Sie sich kurze Lizenzen, sagen wir mal 4 Wochen, wünschen um Kosten zu sparen?

LU Schütze: Wir setzen insgesamt sechs Systeme ein. Wenn ich nicht für jedes einzelne eine Lizenz erwerben müsste, sondern entsprechend der Arbeiten die Genauigkeit nach Anforderung auswählen und abrechnen könnte, wäre das wünschenswert.

LU: Wie hoch sind die Kosten für eine RTK-Lizenz?

LU Schütze: Unser Händler bietet ein GSM-Modul an. Dafür zahlen wir, wenn wir einen Dreijahresvertrag abschließen, 2.400 €.

Henrichmann: Würden Sie denn sagen, dass sich diese zusätzlichen Kosten für Sie lohnen?

LU Schütze: Ja. Denn wir nutzen diese Systeme ständig beim Drillen, in der Bodenbearbeitung, neuerdings auch bei der Gülleunterfußdüngung. Die Fahrerentlastung ist enorm und die Arbeitsqualität steigt an. Wir sind Dienstleister und müssen eine gute Arbeit liefern. Das wird ohne diese technische Unterstützung schwierig.

Henrichmann: Wenn Sie den Mais mit RTK-Signal häckseln, sollte dieser dann auch mit RTK gelegt sein, damit keine Pflanzen in der Reihe stehen bleiben?

Florian Bartel: Das ist ein heißes Thema. Es wird ja gesagt, dass man RTK-Spuren auch nach Jahren wieder anfahren kann. In der Praxis stellen wir jedoch immer wieder fest, dass das nicht zutrifft. Selbst das RTK wandert. Beispiel: Ich verteile Gülle. Dann fahre ich kurz zum Auftanken und komme 20 Minuten später zur Stelle zurück, an der ich wieder ansetzen muss. Dort stelle ich dann häufig fest, dass sich die Spur um 20 cm verschoben hat, trotz RTK-Signal.

Henrichmann: Das kann eigentlich nicht sein, denn das RTK-Signal verhindert genau diese Versatzfehler. In der Regel sind die Referenzstationen exakt eingemessen und liefern im Zusammenspiel mit dem automatischen Lenksystem auf der Maschine eine dauerhafte, wiederholbare Genauigkeit.

Bartel: In der Praxis kommt es aber immer wieder vor. Wenn wir Mais drillen, dann ziehen wir immer eine A-B-Linie, speichern diese aber nicht ab. Beim Häckseln gehen wir dann genauso vor. Wenn der Mais auf 2 cm genau gelegt wurde, dann kann ich diesen im Anschluss auch sehr gut mit dem GPS-Lenksystem des Häckslers ernten. Bei der 45er Reihe gehen wir genauso vor.

Bernhard Heinendirk: Bei der 45 Reihe kann man ohne GPS-Lenksystem gar nicht arbeiten. Ich fahre zum Beispiel einen 9 m breiten Vorsatz. Da verliert man bei diesem Reihenabstand völlig den Überblick, da man sich nicht an den Reihen orientieren kann, vor allem, wenn diese nicht ordentlich gedrillt worden sind.

LU: Herr Schütze, Sie sagten, dass Sie auch Gülle im Strip-Till-Verfahren ausbringen. Ist es da wichtig, die A-B-Linie abzuspeichern und entsprechend wiederzufinden zu können?

LU Schütze: Da haben wir schon viel mit den Herstellern drüber diskutiert. Letztendlich markieren wir eine A-B-Linie optisch mit einem Spuranreißer.

Friedrich Rüther: Warum nutzen Sie nicht die Möglichkeit des Referenzspurmanagements, das unsere Lenksysteme bieten?

LU Schütze: Wir haben das mehrmals probiert. Die Übertragung hat jedoch nicht funktioniert. Um nicht mit leeren Händen da zu stehen, markieren wir deshalb die erste Spur wieder optisch und verlassen uns nicht zu 100 % auf die Technik.

Bartel: Wir sind auf dem Gebiet Strip Till noch sehr neu unterwegs. Hier fehlt meines Erachtens auch noch ein bisschen Unterstützung seitens der Industrie, wie man das Spurmanagement optimiert.

Henrichmann: Technisch ist es kein Problem die Referenzlinien auf unterschiedliche Geräte zu übertragen, zumindest innerhalb eines Anbieters. Die Praxis zeigt, dass gerade im Bereich Spurmanagement der Schulungsbedarf vergleichsweise hoch ist.

LU: Herr Heinendirk, Sie haben im Mähdrescher bereits Erfahrungen mit der automatischen Maschineneinstellung gesammelt. Wie funktioniert das in der Praxis und brauchen wir in Zukunft vermehrt solche Lösungen, weil es schwieriger wird gute Mitarbeiter zu finden?

Heinendirk: Das System, das wir im Test hatten, hat mir gut gefallen. Wenn ...

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der LOHNUNTERNEHMEN Juni 2014

Björn Anders-Lützen und Mirja Plischke,Redaktion LOHNUNTERNEHMEN