Silomaisernte rechtzeitig beginnen

Die frühzeitige Messung des Trockensubstanz-Gehaltes (TS) bei Silomais ist wichtig, um bei 32-34 % den optimalen Häckselzeitpunkt zu ermitteln.
(Fotos: Noordhof, Hüting, Bollwerk)

Nur dann gelingt qualitativ hochwertige Maissilage, meint Tierarzt André Hüting. Am Dienstag hat er zusammen mit seinen Beratungskunden und LU Bollwerk den Startschuss für die Ernte am Niederrhein gegeben.
Wenn als Lohnunternehmer will, dass die Kunden anrufen, um Getreide oder Mais ernten zu lassen, muss nur mit dem Mähdrescher oder Häcksler durchs Dorf fahren, dann werden die ersten Bauern nervös. Diese Methode ist nicht neu und kann durchaus effektiv sein – aber mit dem richtigen Erntezeitpunkt hat das zumindest bei Silomais wenig bis nichts zu tun.

Tierarzt Andre Hüting: „Die Erfahrung zeigt, dass die Bestände meistens viel zu spät gehäckselt werden, wenn der TS-gehalt schon Richtung 38-40 % wandert.“

Während bei Getreide vorher bis auf Zehntelprozent genau gemessen wird, ist bei Mais oft genug das „Pi mal Daumen“ ausschlaggebend. „Doch die Erfahrung zeigt, dass die Bestände meistens viel zu spät gehäckselt werden, wenn der TS-gehalt schon Richtung 38-40 % wandert. Das ist aber viel zu spät und lässt keine optimale Verdichtung mehr zu. Hierfür sind 32-34 % TS nötig, nicht mehr“, ist Tierarzt André Hüting überzeugt.
Er und seine Kollegen der Tierarztpraxis an der Güterstraße mit angeschlossener Beratungsfirma „KuhBlick“ begleiten Landwirte seit Jahren rund um Milch- bzw. Rindviehhaltung und –fütterung, um die Tiergesundheit und damit -leistung zu verbessern. Zu diesem Themenkomplex gehört auch die Futterqualität von Gras- und Maissilage. Und hier hat das Praxisteam in diesem Jahr einen weiteren Baustein ergänzt: die Bestimmung des TS-Gehaltes von Maissilage im Vorfeld der Ernte, um zeitnah die Entwicklung der Bestände anhand konkreter Zahlen zu beurteilen und so den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen.

Der erste Häcksler in der Erntekette ist der Gartenhäcksler. Mit seiner Hilfe werden Maisproben zerkleinert und im Labor der TS-Gehalt ermittelt.

Häckselbeginn am 7.September

Aus einem Maisbestand werden dazu an verschiedenen Stellen fünf Pflanzen entnommen und mittels eines Gartenhäckslers grob zerkleinert, wie TA Hüting berichtet. Das Material wird gemischt, daraus eine Probe (etwa 500 g) entnommen und diese Menge in einem zweiten Schritt mit einer Küchenmaschine weiter zerkleinert. Im eigenen Labor erfolgt dann die exakte TS-Bestimmung. „Diesen Vorgang wiederholen wir – je nach Wetterverlauf – mit einigen Tagen Abstand und können dann das Reifetempo des Bestandes gut erkennen“, erläutert er weiter.
Dieses Tempo war auf den leichteren Standorten am Niederrhein in den vergangenen zehn Tagen angesichts der Trockenheit und höheren Temperaturen relativ hoch. „Die meisten Landwirte gingen und gehen davon aus, in diesem Jahr erst Ende September mit dem Häckseln zu beginnen. Doch das wird voraussichtlich zu spät sein“, so Andre Hüting. In Zusammenarbeit mit LU Bollwerk aus Bocholt hat er am 7. September, also am vergangenen Dienstag, den Startschuss fürs Häckseln gegeben, nachdem die ersten Kundenbestände den eingangs genannten TS-Gehalt erreicht hatten. Und angesichts der weiterhin erwarteten sommerlichen Tage dürfte Ende September ein deutlicher Teil des Silomais bereits geerntet sein, so seine Erwartung. „Ich habe am Dienstag gleich mal unseren Whatsapp-Status entsprechend aktualisiert – das spricht sich erfahrungsgemäß schnell herum“, meint der Tierarzt mit einem Augenzwinkern.

Testreihen haben ergeben, dass die Laborwerte der Trockensubtanz relativ konstant etwa 1-2 % über den Messergebnissen der NIR-Sensoren am Häcksler lagen.

Derzeit betreut die Praxis etwa 200 Milchvieh- und Rinderhalter in Sachen Futterqualität, von denen jeder im Schnitt zwischen 40 und 60 ha Mais anbaut, was in Summe mehr als 10.000 ha ergibt. Ziel ist, nicht nur mit LU Bollwerk, sondern auch mit anderen Lohnunternehmern in der Region in Sachen Erntezeitpunkt zu kooperieren. „Für die Lohnunternehmer ergibt sich daraus die Chance, ihren Kunden nicht nur beste Futterqualität zu liefern, sondern auch den zeitlichen Stress der Ernte etwas zu verringern. Wenn die Landwirte am liebsten alle zugleich häckseln wollen, wie es normalerweise der Fall ist, können die Ernteketten das logistisch nicht bewältigen, zumindest nicht mit der gewünschten Qualität. Indem wir aber, je nach Boden, Sorte und Abreifegrad, die Bestände frühzeitig flächendeckend prüfen und so die Termine entzerren, ist allen geholfen“, ist André Hüting überzeugt.
Für jede Probenahme berechnet er den Landwirten derzeit 15 €. Das sei zwar für die Praxis nicht kostendeckend, aber als Teil des Bratungspaketes zu sehen. Außerdem wolle er die Sensibilität für den optimalen Erntezeitpunkt steigern. „Denn der dadurch erreichte Qualitätszuwachs ist immens“, weiß er aus den Resultaten des ersten Häckseltages zu berichten. „Wir haben das Häckselgut mit der Schüttelbox geprüft und dabei hervorragende Häckselqualitäten, Schnittlängen von etwa 7 mm sowie eine wirklich optimale Kornzerkleinerung beobachten können. Und die Walzfahrer haben uns bestätigt, dass beim TS-Gehalt von 32-33 % eine Top-Verdichtung möglich war, was wiederum den Silierprozess enorm fördert. Da braucht es dann auch keine Silierhilfsmittel“, erklärt der Tierarzt. Die Mindest-Schnitthöhe der Häcksler haben die Fahrer übrigens auf Anraten des Tierarztes auf 35 cm hochgesetzt. „Futter ist dieses Jahr genügend vorhanden, deshalb bleiben die holzigen Stängel, an denen zudem noch relativ viel Sand und Erde anhaftet, besser auf dem Acker.
Parallel zur beschriebenen TS-Ermittlung mittels Häcksler und Labormesstechnik hat das Praxisteam zum jeweils gleichen Zeitpunkt auch Messergebnisse des NIR-Sensors am Häcksler ermittelt und mit den Laborwerten verglichen. Ergebnis: „Die Häckslerwerte lagen etwa 1-2 % im TS-Gehalt unter unseren anderen Messwerten. Wenn der Häcksler also 32 % anzeigt, hat der Bestand nach unserer Messmethode etwa 33-34 %. Die Relation passt, deshalb ist auch das Anhäckseln eine gute Option, wenn die Maschine einen NIR-Sensor hat. Hauptsache, es geht rechtzeitig los“, hofft er.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN