Sojaernte Teil 1: Sauber abschneiden

Die Nachfrage nach heimischem Soja steigt stetig. Unsere Experten fassen zusammen, worauf es bei der Einstellung der Erntetechnik ankommt.
Anfangs sind die Hülsen noch lederartig. Bei zu langer Wartezeit platzen sie leicht auf. Foto: Feiffer

Noch beginnt die Ernte nicht, deshalb ist jetzt die richtige Zeit, sich Gedanken zu machen. Mit unserer dreiteiligen Serie werden Sie fit für die Sojaernte 2022!

Die Abreife beginnt mit der Färbung der Blätter. Wenn sie größtenteils abgefallen sind, belüftet der Bestand besser und die Reife schreitet schneller fort. Die Bohnen haben sich abgenabelt und klappern in den Hülsen.

Ein einmal reifer Bestand will auch keine Niederschläge mehr sehen, das kostet Qualität, Keimfähigkeit, Ausfallverluste und zusätzliche Trocknung. Außerdem werden feuchte Stängel gummiartig zäh, sie lassen sich sehr schlecht abschneiden und schieben sich vor dem Messer her.

Nutzen Sie den erstbesten möglichen Erntetermin und die Sonnenstunden am Nachmittag. Da kann die Kornfeuchte, wenn der Tau abgetrocknet ist, um 2 bis 3 % sinken. Ansonsten werden die Tage kürzer, Tau- und Nebelphasen länger und die Sonne kraftloser. Ungünstige Witterungsbedingungen während der Vegetation oder starke Bodenunterschiede führen manchmal zu ungleichmäßiger Abreife. Hier kann man noch 2-3 Tage warten. Warten Sie aber nicht auf die letzte grüne Bohne, besonders, wenn die Witterungsaussichten nicht vielversprechend sind.

Die Lagerfähigkeit der Sojabohnen ist zwar erst bei Kornfeuchten um 11 % erreicht, aber Saatgut und Konsumware sollte nicht unter 13 % gedroschen werden. Denn dann steigt die Gefahr der Samenverletzungen steil an. Bei Futterware kann man auch mit geringeren Kornfeuchten dreschen, weil der Bruchkornanteil kein Ausschlusskriterium ist und man kann auch über 16 % dreschen, wenn die Ware hinterher in den „Toaster“ geht.

Bei über 20 % werden die Bohnen wieder weich und im Dreschwerk, in Elevatoren und Schnecken gequetscht. Das verschmiert die Maschine. Und ab 25 % Kornfeuchte kullern die Bohnen nicht mehr so gut und lassen sich dann schwieriger fördern, bewegen, abtanken usw.

Die optimale Kornfeuchte liegt zwischen 13 und 16 %. Am besten nutzt man Feuchtemesser, die auch Soja im Programm haben und schrotet die Probe zweimal. Dann ist das Messergebnis sicherer.

Prüfen Sie regelmäßig die Vorernteverluste durch aufgeplatzte Hülsen. Moderne Sorten sind mittlerweile zwar recht platzfest, wenn man jedoch das gute Erntefenster verpasst hat, kann der Ausfall sehr schnell fortschreiten.

Als Faustzahl gilt: 15 ausgefallene Bohnen je m² sind etwa 1 % Verlust (3 t/ha Ertrag, TKG 200 g, vgl. Abb. 1).

Schnittverluste

Die größte Herausforderung bei den Sojabohnen ist es, sie sauber abzuschneiden. Sojapflanzen haben einen sehr tiefen Hülsenansatz, manche Hülsen sitzen regelrecht in der Erde. Manchmal muss man bei sehr tiefem Hülsenansatz sogar den unteren Quirl verloren geben, weil man einfach mit dem Messerbalken nicht darunter kommt. Das kann Größenordnungen von 10-20 % einnehmen. Verbleibt nur eine einzelne Hülse an jedem abgeschnittenen Stängel, beträgt der Verlust schon etwa 7 % (bei 15 Hülsen/Pflanze).

D.h., der Messerbalken muss quasi über dem Boden schleifen, damit die unteren Hülsen auch gut erfasst werden. Bei unebenem Saatbett und aufliegenden Steinen hat man Probleme mit Erd- und Steinaufnahme oder mit hohen Schnitthülsenverlusten.

Am besten funktioniert es mit einem flexiblen Messerbalken. Die einzelnen Segmente folgen der Bodenkontur und können nach oben und nach unten gut ausweichen. Die Messersegmente schwimmen über dem Boden. Mit einem Flex Schneidwerk lassen sich Schnitthöhen ab 2,5 cm mähen. Das senkt die Schnitthülsenverluste schätzungsweise um etwa die Hälfte.

Noch komfortabler für die Sojaernte sind Flex-Draper-Schneidwerke mit flexiblen Messerbalken und Bändern, die das Erntegut in der Mitte zusammenführen. Man kann deutlich schneller fahren und sich größere Arbeitsbreiten erlauben. In Amerika sind diese Schneidwerke Standard.

Abb. 1 Verluste berechnen

 

Verluste: Ausfall / Schneidwerk / Drusch (im Häckselmodus) auf ¼ m²

 

 

 durchschnittlicher Sojaertrag: 30 dt/ha

 TKG:  200 g, 600 Hülsen/m², 12 Hülsen/Pfl., 2,5 Kö/Hülse

 

Hülsen auf

¼ m² Ackerboden

 

 

Körner auf

¼ m² Ackerboden

 

                               Verlust

            in Prozent                  in kg/ ha

 

4

1

30

6

15

5

150

22

56

15

450

45

112

30

900

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TKG: 200g = 0,2g/Korn

Ertrag: 3t/ha = 300g/m2 =1500Kö/m2 =375 Kö/1/4m2

2,5 Kö/Hülse = 600 Hü/m2 = 150Hü/1/4m2

50 Pfl/m2 = 12Hü/Pfl

 

Dr. Andrea Feiffer, Franz Klüßendorf, feiffer consult

Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit den Schneidwerkseinstellungen.