Sojaernte Teil 2: Schneidwerkseinstellungen

Die Anforderungen an das Schneidwerk sind im Soja aufgrund des tiefen Schnittes etwas besonderes. Unsere Experten erklären, worauf es ankommt.
Tiefer Hülsenansatz erfordert tiefen Schnitt. Ansonsten gibt es hohe Verluste durch nicht aufgenommene Hülsen. Die Verluste können bis 10-20 % betragen.

Noch beginnt die Ernte nicht, deshalb ist jetzt die richtige Zeit, sich Gedanken zu machen. Mit unserer dreiteiligen Serie werden Sie fit für die Sojaernte 2022!

Wenn man Sojabohnen mit einem starren Messerbalken erntet, ist ein schmaleres Schneidwerk meist vorteilhafter, um die Bodenunebenheiten bei sehr tiefem Schnitt besser zu beherrschen.

Bei Kulturen, die von vornherein wenig Erntemasse auf den Tisch bringen und noch dazu, wenn diese Früchte auch gern zum Aufplatzen neigen, wären höhere Fahrgeschwindigkeiten von Vorteil. Dadurch schiebt die nachfolgende Pflanzenwand die zuvor geschnittenen Pflanzen flott der Förderschnecke zu, ohne dass man die Haspel aggressiv einsetzen muss. Aber die schnell ansteigenden Schnitthülsen-Verluste lassen eine schnelle Fahrweise nicht zu. Außerdem biegen sich die Stängel bei hohen Fahrgeschwindigkeiten nach vorn und schneiden sich nicht so gut ab. Insbesondere, wenn man keine Schönwetterphase für die Ernte erwischt und die Stängel im unteren Bereich durch Tau noch feuchter sind. Dann werden die Stängel zäh wie Gummi. Mit 5 km/h ist man also schon sehr gut dabei.

Auf die Auswahl der Fahrer muss man achten, manche Mitarbeiter haben zu wenig Geduld, die Hülsen mit dem Schneidwerk vom Boden zu pflücken.

Die automatische Schneidwerks- Höhenführung wird deaktiviert, so dass der Tisch auf den flacher gestellten Gleitkufen aufliegt und das Schneidwerk tief geführt werden kann.

Messer

Ein intaktes Messerwerk mit Klingen, Finger usw. ist selbstverständlich, ansonsten können sich die Stängel vor dem Messer aufschieben.

Man fährt besser ohne Ährenheber. Reife Hülsen neigen schnell zum Aufplatzen, jegliches Anstoßen der Hülsen und Rütteln an der Pflanze ist zu vermeiden.

Die automatische Schneidwerks-Höhenführung wird deaktiviert, die Tastkufen werden demontiert, so dass der Tisch auf den flach eingestellten Gleitkufen aufliegt und das Schneidwerk tief geführt werden kann.

Tischlänge

Der Tisch bleibt kurz, auch wenn man ihn variabel ausfahren kann. Die ohnehin geringe Erntemasse verweilt sonst zu lange auf dem Tisch, schieben sich auf und wird dann ungleichmäßig eingezogen wird. Spielen mit der Tischlänge lohnt sich dennoch immer.

Haspel

Die Haspeldrehzahl eilt der Fahrgeschwindigkeit mit etwa 5-10 % voraus, um die Bohnen zügig auf den Tisch zu ziehen. Sie läuft aber nicht zu weit vor dem Schneidwerk, um die Pflanzen „heranzuholen“, sondern soll die Pflanze beim Abschneideprozess kurzhalten und dann der Förderschnecke zuschieben.

Die Zinken stehen senkrecht zum Schneidtisch, wenn sie die Sojabohnen zur Förderschnecke schieben, damit sich die Hülsen nicht einhaken können und mit der Haspel Karussell fahren.

Kunststoffzinken sind besser als Eisenzinken. Die Haspel wird tief geführt und bei breiten Schneidwerken mit ungeteilter Haspel können die Schwingungen und Verwindungen auf Grund von Bodenunebenheiten die Zinken ins Messer geraten lassen.

Querförderschnecke

Der Abstand der Wendel zum Bodenblech kann von der Weizeneinstellung mit etwa 20 mm übernommen werden. Die Förderschnecke soll die Sojapflanzen schnell ergreifen und weiterbefördern. Wenn der Abstand zu gering ist, werden die Hülsen schon unter den Wendeln ab- bzw. aufgeschlagen, dadurch springen Körner zurück oder gehen zu Bruch.

Die Drehzahl der Einzugswalze sollte für Soja etwas niedriger gewählt werden, weil nur wenig Masse auf dem Tisch liegt und der Einzug dann gleichmäßiger ist.

Sojabohnen sind sehr bruchempfindlich. Deshalb sollte man das Dreschwerk schonend einstellen und die Überkehr wenig belasten. Fotos: feiffer consult

Schneidwerksverluste

Die Schneidwerksverluste sind der größte Posten und es lohnt sich, hier zu korrigieren. Dazu hält man an, hebt das Schneidwerk hoch, wartet einen Moment und setzt dann zurück. Die zusätzlichen Körner auf dem Boden sind dem Schneidwerk zuzuordnen. Zuvor schauen Sie, wieviel Ausfall bereits auf dem Boden liegt.

Als Faustzahl gilt hier: 15 hinzu gekommene Bohnen je m² sind ein Verlust von etwa 1 %. Sind die unteren Hülsen vom Schneidwerk nicht erfasst oder sind sie durchtrennt: 40 nicht geerntete Hülsen/m² sind etwa 5 % Verlust bzw. 150 kg/ha bei 3 t/ha Ertrag. Mit 5 % Schneidwerksverlusten ist man bei Soja schon im besseren Durchschnitt. Mit herkömmlichen, starren Schneidwerken wird man das kaum unterbieten können bzw. nur schaffen bei Beständen mit hohem Hülsenansatz. Den kann man jedoch schon weit im Vorfeld befördern, mit einer zeitgerechten Aussaat, mit gut geimpftem, triebkräftigem Saatgut, ausgebracht auf den richtigen Standorten und einer guten Bestandesführung.

Dr. Andrea Feiffer, Franz Klüßendorf, feiffer consult

Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit den Dreschwerkskonzepten für die Sojaernte.