DEULA-Expertentipp: Anhängevorrichtungen

Für das Verbinden von Zugfahrzeug und Anhänger gibt es verschiedene Anhängesysteme. Wir stellen Vor- und Nachteile vor und erklären, was zu beachten ist.
Bolzenkupplung

Zu Beginn des Schlepperzeitalters wurde im wahrsten Sinne des Wortes alles einfach angehängt, später übernahm die Dreipunkthydraulik mehr und mehr Aufgaben. Mit zunehmender Größe der Maschinen wurde wieder mehr mittels eines einzigen Anhängepunkts gekuppelt.

Bolzenkupplung

Der Klassiker unter den Anhängevorrichtungen ist die Bolzenkupplung. Es gibt sie nach wie vor in manuell zu bedienender Bauweise sowie mit selbsttätigem glatten und balligen Bolzen. Sie sind höhenverstellbar und können abgenommen werden, manchmal auch geschwenkt, um Oberlenker und Zapfwelle zugänglich zu machen. Bei Bolzenkupplungen mit Zugösen ist die Stützlast auf maximal 2.000 kg begrenzt. Diese Anhängungsart gibt es als Oben- und als Untenanhängung. Kupplungen und Zugösen müssen bestimmte Mindestschwenkwinkel zulassen. Das sind in der senkrechen Achse 70° je Richtung und der Quer- und Längsachse 20° für jede Richtung.

In der Landwirtschaft haben sich weitere Systeme etabliert, da sie meist abseits des traditionellen Transportanhängers Vorteile bieten.

Hitchhaken und Hitchöse

Das System hat den Vorteil der guten Fernbedienbarkeit. Der Haken ist entweder mit den Hubarmen der Dreipunkthydraulik verbunden oder verfügt über eine eigene Betätigungshydraulik. Dadurch kann mit einem spitz zulaufenden Haken die Zugöse „eingefangen“ werden. Ist der Haken korrekt geschlossen, rastet eine Verriegelung ein. Befindet sich die Zugöse beim Ankuppeln nicht auf Kupplungshöhe, sondern darunter, kann der Hitchhaken in gewissen Grenzen trotzdem kuppeln. Die maximale Stützlast bei einem Hitchhakensystem beträgt 3.000 kg, kann aber individuell niedriger sein, was auch für die nachfolgenden Systeme gilt. Der Verschleiß ist durch die relativ geringe Auflagefläche vergleichsweise hoch. Es gibt Haken und Ösen nach alter und neuer Norm.

Kugelkopfkupplung

Piton-Fix und Hitchöse

Das Kupplungssystem ist am Schlepper starr und funktioniert mittels eines Zugbolzens, über den die Zugöse hinabgelassen wird. Das erfordert zum An- und Abkuppeln eine hydraulische oder mechanische Hubstütze für die Deichsel. Als Niederhalter dient üblicherweise ein Querbolzen, der gegen Herausrutschen zu sichern ist. Das System ist kostengünstig und verschleißärmer als der Hitchhaken, da die aufeinanderliegenden Flächen größer sind. Die maximale Stützlast beträgt 3.000 kg.

Kugelkopfkupplung 80 mm

Diese Kupplung ist ebenfalls starr am Schlepper verbaut. Wie beim Piton-Fix-System muss auch hier eine Hubvorrichtung die Deichsel mit der Zugschale über die Anhängevorrichtung heben. Ein klappbarer Niederhalter wird mit Bolzen fixiert, welcher wiederum zu sichern ist. Um den Verschleiß an Kugel und Schale gering zu halten, muss regelmäßig geschmiert werden. Altes und verschmutztes Fett ist zu entfernen und zu erneuern. Wird das zuverlässig vorgenommen, ist der Verschleiß gering. Aufgrund der vollflächigen Auflage bzw. des geringen Spiels bietet dieses System den größten Fahrkomfort. Die maximale Stützlast kann bis zu 4.000 kg betragen.

Zugpendel:

Dieses System wird in den Größen der Kategorien 1-5 angeboten, wobei 4 und 5 nur noch eine eingeschränkte Winkelbeweglichkeit in der Längs- und Querachse von 15° statt der sonst üblichen 20° besitzen. Die maximale Stützlast ist von der Kategorie sowie dem gewählten Abstand in Längsrichtung abhängig. Durch die Pendelbewegung lässt sich der Wenderadius verringern, was z. B bei großen Bodenbearbeitungsgeräten vorteilhaft sein kann. Das seitlich versetzte Ziehen, wie es früher bei Geräten mit geringer Arbeitsbreite wichtig war, hat heute in der Regel keine Bedeutung mehr. Durch ein erhöhtes Längs- und Seitenspiel ist der Fahrkomfort geringer.

Johannes Geyer ist Technischer Ausbilder an der DEULA Freren.

Die DEULA rät:

Welches System oder welche Systeme die Richtigen sind, ergibt sich aus den individuellen Anforderungen und Vorlieben. Was aber allen Systemen gemein ist, sind die Gefahren bei unsachgemäßer Handhabung, insbesondere beim An- und Abkuppeln. Das gilt zwar heute kaum noch für Standardsituationen, die den Alltag klar beherrschen, aber sowie sich eine Ausnahmesituation einstellt, werden viele Mitarbeiter allzu schnell leichtsinnig. Schiefer oder weicher Untergrund kann solche Situationen entstehen lassen, aber auch „zugeparkte“ Anhänger und Maschinen führen zu gefährlichen Manövern. Schaffen Sie erst eine sichere Situation, die von vorneherein jedes Experimentieren unnötig macht. Das Gefühl, nicht richtig zu handeln, ist meist begründet. Niemals steht jemand beim Ankuppeln zwischen den Geräten und immer sind Fahrzeuge gegen Wegrollen gesichert!

Eine weitere Gefahrenquelle ist das verkuppeln unterschiedlicher Systeme miteinander, die nicht zusammenpassen. Ist der Gebrauch nicht bestimmungsgemäß, muss nicht unbedingt eine direkte Unfallgefahr folgen. Es entstehen mitunter Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen an untypischen Stellen, aus denen unbemerkt Gefahren werden. Kommt es dann zu Brüchen und Abrissen sind die Folgen unabsehbar.

Johannes Geyer, Technischer Ausbilder DEULA Freren
Fotos: Beckmann Verlag, DEULA

Dieser Text erscheint in der LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe 11-2019. Sie bekommen die Zeitschrift nicht, möchten aber mehr Berichte und Tipps aus der Lohnunternehmer-Praxis lesen. Dann bestellen Sie hier eine kostenlose Leseprobe.

 

Leseprobe LOHNUNTERNEHMEN

Wollen Sie wirklich schon gehen?

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua.

Jetzt hier schlumpfen!